Déjà-Vu-Entwickler Emilio Benito gestorben

Emilio Benito, der Entwickler des Translation-Memory-Systems Déjà Vu, ist vergangenen Sonntag in Madrid verstorben. Dies teilte das von ihm gegründete und bis Anfang 2003 geleitete Unternehmen Atril heute mit.

Benito erlag im Alter von 56 Jahren einer langen, schweren Krankheit. In den letzten zwei Jahren hatte er sich bereits zunehmend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Die Softwareentwicklung wird seitdem von seinem Sohn Daniel Benito geleitet.

Emilio Benito hatte Déjà Vu 1993 zunächst für den internen Gebrauch in seinem Unternehmen entwickelt und schon wenig später weltweit vermarktet. Durch die vorbildliche Kundenbetreuung konnte sich Atril im Lauf der Jahre eine begeisterte und treue Anhängerschaft aufbauen. Fragen der Benutzer beantwortete der Chef über die eigens zu diesem Zweck eingerichtete Mailingliste dejavu-l bei Yahoogroups meist selbst.

Offenbar ist es Benito gelungen, einen geordneten Übergang der Softwareentwicklung und Atril-Geschäftsführung auf seinen Sohn zu bewerkstelligen. Ob dieser gewillt und in der Lage ist, das Lebenswerk seines Vaters erfolgreich fortzuführen, bleibt abzuwarten. Die Qualität der Kundenbetreuung dürfte auf jeden Fall zunächst auf das Niveau absinken, das man von weniger liebevoll gepflegter Software gewohnt ist. Da der Visionär nun fehlt, ist auch damit zu rechnen, dass sich die Weiterentwicklung des Programms verlangsamt.

Déjà Vu wird es auf dem kleinen, hart umkämpften Markt für CAT-Software (computer-aided translation) nach den fulminanten Erfolgen der letzten Jahre schwer haben. Es gibt Beispiele aus der Anfangszeit der computergestützten Übersetzung, bei denen mit dem Tod des Entwicklers auch der Tod des Programms besiegelt war. Dies galt 1992 zum Beispiel für die Terminologieverwaltung Profilex von Horst Gabriel in Heilbronn.

Richard Schneider