In Frankfurt am Main können Amerikaner und Briten ein ganzes Arbeitsleben verbringen, ohne Deutsch lernen zu müssen. Die Mainmetropole – zugegeben die amerikanischste aller deutschen Städte – präsentiert sich in vielen Bereichen (Verkehr, Verwaltung, Tourismus) zweisprachig. Die überaus zahlreichen ausländischen Banker wissen das ebenso zu schätzen wie die Militärs der Rhein/Main Airbase.
In Berlin hingegen finden sich nicht einmal englischsprachige Touristen zurecht, wie die Berliner Zeitung beklagt. Um Ausreden sei die Stadtverwaltung nicht verlegen. Fremdsprachige Durchsagen in den Verkehrsmitteln gebe es nicht, weil die Haltestellen angeblich zu nah beisammenliegen. „Sonst läuft die Ansage noch, und der Zug ist schon da“, behaupte eine Sprecherin der Verkehrsgesellschaft. Übersetzungen von Schrifttafeln in Museen und Ausstellungen würden „aus Platz- und Kostengründen“ nicht angefertigt.
Das Blatt mahnt: „Nur langsam scheint sich die Idee durchzusetzen, dass eine derartige Übersetzung kein netter Zusatzservice ist, sondern schlicht zu einer Touristenmetropole gehört.“
Aber es gebe auch lobenswerte Gegenbeispiele: Der Hotel- und Gaststättenverband wolle seinen Mitgliedern im nächsten Jahr zur Fußball-Weltmeisterschaft einen Übersetzungsservice anbieten. Die Landespolizeischule organisiere aus demselben Anlass spezielle Englischkurse für Ordnungshüter. Und auch die Innung der Taxifahrer biete Englischkurse an, die jedoch nur von hundert der 14.000 Berliner Benzinkutscher wahrgenommen würden. (Bei vielen wären Deutschkurse sicherlich auch dringlicher.) Für die Busfahrer der Hauptstadt sei eine 83-seitige Broschüre mit dem englischen Nahverkehrsgrundwortschatz und eine CD mit Hörbeispielen erstellt worden.
Richard Schneider