Verräter! Erlebnisse eines Dari-Sprachmittlers der Bundeswehr in Afghanistan

In der Berliner Morgenpost ist ein längerer Artikel über einen in Afghanistan stationierten Sprachmittler der Bundeswehr erschienen. Said (28) wurde in Afghanistan geboren und ist in Berlin aufgewachsen. In der Zeitung heißt es:

Said ist hier für fünf Monate als Sprachmittler eingesetzt, wie es im Bundeswehrjargon so schön heißt. Eigentlich ist er Übersetzer, Kommunikator, ja Vermittler zwischen den Welten. Er spricht fließend Dari, eine der beiden Landessprachen, und wird deshalb im Wiederaufbauteam dringend gebraucht.

„Unsere Sprachmittler sind Transmissionsriemen in die afghanische Gesellschaft“, sagt Oberst Bernd-Otto Iben, Kommandeur des deutschen Feldlagers in Kundus, über die insgesamt 20 Übersetzer. „Ihre Rolle geht weit über das Übersetzen hinaus, sie sind auch Ratgeber und vermitteln uns soziales und kulturelles Feeling.“ Sie begleiten ihn zu Gesprächen mit Gouverneuren, Polizei- und Armeechefs und sprechen mit den Menschen aus der Bevölkerung über deren Nöte.

Said berichtet, dass ihm die meisten Afghanen freundlich begegnen. Wenn er durch die Straßen gehe, höre er aber manchmal auch das Wort „Verräter“. Vereinzelt hätten ihm Extremisten auch angedroht, seine Adresse in Deutschland ausfindig zu machen und sich dann „um seine Familie zu kümmern“.

Richard Schneider

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