Kim Jong Il (63) ist Staatschef eines bettelarmen, kleinen Landes – das aber fatalerweise für die Großmächte von strategischer Bedeutung ist. Zurzeit spielt er mit diabolischer Freude und atomaren Knalleffekten einen der bösen Buben im Kasperletheater der Weltpolitik. „Der Irre mit der Bombe“ (Spiegel) ist seit Jahren Zielscheibe westlicher Kritik.
Der Berliner Zeitung haben wir jetzt die Enthüllung zu verdanken, dass der nordkoreanische Führer eine Gemeinsamkeit mit vielen anderen Spitzenpolitikern hat: Seine aktuelle Lebensabschnittsgefährtin ist eine Dolmetscherin. Aber auch das gibt Anlass zur Kritik. Die Zeitung schreibt:
Er will sich einigeln können mit französischen Filmen, japanischem Sushi und seiner neuen Freundin, einer Dolmetscherin, während sein Volk hungert.
Dolmetscherinnen sind für den Autor offenbar ähnlich extravagant und elitär wie besagte Filme und Fischröllchen. Damit werden sie in dieselbe Frauenkategorie einsortiert wie früher Stewardessen und heute Models, die klassischen Spielzeuge reicher Männer. Anständige Politiker tun so etwas nicht – zumindest dann nicht, wenn das Volk hungert –, scheint der Autor sagen zu wollen.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Berliner Zeitung, 2006-10-10. Bild: Nordkoreanisches Propagandaministerium.]