„Sie übersetzen Weltliteratur, leben aber oft auf studentischem Niveau: Literarische Übersetzer erhalten meist nur einen mageren Lohn. Derzeit verhandeln sie mit den Verlagen um ein angemessenes Honorar.“ So beginnt ein Zeitungsartikel zur Lage der Literaturübersetzer.
Die Vorsitzende des Literaturübersetzerverbands VdÜ, Gerlinde Schermer-Rauwolf, weist darauf hin, dass die gängigen Seitenhonorare bei 19 bis 23 Euro liegen und ein belletristischer Übersetzer ungefähr 6 Seiten pro Tag schafft. Ebenfalls zu Wort kommen der Bestseller-Übersetzer Kristian Lutze (46) und Mona Wodsak, die an der Universität Düsseldorf den Studiengang Literaturübersetzen betreut.
Kristian Lutze hat es geschafft. Der 46-jährige Kölner übersetzt die Bestsellerautorin Joy Fielding. Lutze hat Literaturwissenschaften studiert, als Pressereferent gearbeitet und sich zunächst selbstständig gemacht. Dann wurde der Rowohlt-Verlag auf ihn aufmerksam, weil er eine Biografie über Raymond Chandler geschrieben hatte. „Das war der Einstieg.“ Er hielt sich mit schlecht bezahlten Krimis über Wasser – bis ein überraschender Auftrag des Diogenes-Verlages kam und bald auch der Verlag Goldmann anfragte. Natürlich begeistert ihn nicht jeder Auftrag: „Manchmal ärgere ich mich über schlampige Originale. Dann wird von mir auch noch erwartet, Fehler zu tilgen. […]
Seit Gründung des Deutschen Übersetzerfonds erhalten ausgewählte Literaturübersetzer immerhin Hilfen in Form von Stipendien. Einige Stifter vergeben Preise. Doch viele spornt vor allem die Liebe zum Beruf an. „Er ist eine aparte Mischung aus schöpferischer Tätigkeit und Alltag“, sagt VdÜ-Vorsitzende Gerlinde Schermer-Rauwolf. „Es gibt keine Routine, jedes Buch ist anders.“ […]
„Es ist ein harter und anspruchsvoller Beruf“, sagt Mona Wodsak, die an der Düsseldorfer Universität den Studiengang Literaturübersetzen betreut. Er ist das einzige Vollzeitstudium für diesen Beruf in Deutschland; die Studenten wählen zwei Sprachen aus Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. An der Münchner Universität gibt es noch einen Aufbaustudiengang. Schermer-Rauwolf kann ein Übersetzerstudium durchaus empfehlen, doch zwingend sei es nicht. „Wichtig ist die Freude an der Sprache, und natürlich die Begabung.“
Für weiterführende Informationen verweist die Zeitung auf die Website www.literaturuebersetzer.de.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Kölnische Rundschau, 2006-10-25. Bild: VdÜ.]