Schweizer Spitalverband und Bundesamt für Gesundheit stellen Handbuch und Film zum Thema Krankenhausdolmetschen vor

Die Schweizer Spitäler wollen die Betreuung ausländischer Patienten verbessern, Verständigungsprobleme überwinden und damit mittelfristig auch Kosten senken, so Thomas Spang, Leiter der Sektion „Chancengleichheit und Gesundheit“ im Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern. Im Rahmen der Bundesstrategie „Migration und Gesundheit“ wurden ein Handbuch und ein Film produziert, die Denkanstöße und Lösungsansätze liefern sollen.

Das Handbuch Diversität und Chancengleichheit, das vom nationalen Spitalverband H+ und dem BAG initiiert wurde, basiert auf Erfahrungen aus dem Projekt „Migrant-Friendly Hospitals“. (Warum das Projekt einen englischen Titel erhielt, ist unklar, denn weder die Schweizer noch die Einwanderer sprechen Englisch als Muttersprache.)

Der Dokumentarfilm Verstehen kann heilen liegt als DVD dem Handbuch bei. Er ist als Diskussionsvorlage für Workshops und Tagungen sowie für die Aus- und Weiterbildung gedacht. Gedreht wurde im Berner Inselspital. Drei Beispiele zeigen, wie Ausländer den Spitalalltag erleben.

Im von der Universität Bern betriebenen Inselspital war 2005 jeder fünfte von über 27.000 Patienten ein Ausländer. Für professionelle Dolmetscher wenden die Berner pro Jahr durchschnittlich 300.000 Franken (180.000 Euro) auf. Darüber hinaus haben sie ein zwölfsprachiges Wörterbuch entwickelt.

Für das Forschungsprojekt „Migration und Gesundheit“ hat der Schweizer Bund 2002 für fünf Jahre 25,8 Mio. Franken (16,2 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. Eine Verlängerung über 2007 hinaus ist in Planung.

Eine Fülle weiterer Texte zum Thema finden Sie auf den Websites des Spitalverbands H+ und des Bundesamts für Gesundheit.

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Die bundesweite Schweizer Initiative könnte zum Vorbild für andere Einwanderungsländer werden. In Deutschland wurstelt jedes Krankenhaus vor sich hin, ohne zu wissen, was in der Nachbarklinik vor sich geht. Klinikübergreifende Projekte sind selten – selbst innerhalb derselben Stadt. Landes- oder bundesweite Initiativen gibt es nicht.

Diese Art der Kleinstaaterei im Gesundheitswesen behindet, verzögert und verteuert den Fortschritt, mögliche Synergieeffekte bleiben ungenutzt.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung H+, 2006-10-23; swissinfo, 2006-10-24; Tagesanzeiger, 2006-10-23; Tagesschau, 2006-10-02; BAZ, 2006-10-23.]