„Einzig als Dolmetscherinnen“ – Handelsblatt verrät, in welchen Branchen Frauen mehr verdienen als Männer

„Sie wollen gut verdienen? Obwohl Sie eine Frau sind?“, fragt das Düsseldorfer Handelsblatt seine Leserinnen. Und es hält auch eine ganze Reihe von praktischen Ratschlägen parat.

Eine aktuelle Internet-Umfrage des Job-Portals Monster, die von der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg ausgewertet wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger verdienen als Männer. Beim Berufseinstieg beträgt der Unterschied 5 Prozent, bei Angestellten ohne Führungsverantwortung 21 Prozent, auf Vorstandsebene 30 Prozent. An der Befragung nahmen in Deutschland 90.000 Personen teil.

Das Handelsblatt hingegen spricht von einem durchschnittlichen Unterschied von 30 Prozent. Doch daran seien die Frauen oft selbst schuld. Tim Böger, Chef der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt Services GmbH, weist darauf hin, „dass Frauen sich die schlechter zahlenden Branchen selbst aussuchen“. Er hat für das Handelsblatt untersucht, in welchen Branchen Frauen ähnlich gut wie Männer bezahlt werden. Das Ergebnis:

Toppen können sie die Männer einzig als Dolmetscherinnen, doch auf relativ niedrigem Niveau mit 38 000 Euro Jahresgehalt im Schnitt.

Unklar ist, ob hier mit „Dolmetscherinnen“ auch Übersetzerinnen gemeint sind.

Auch in der weiblich dominierten Übersetzungsbranche ist das Phänomen zu beobachten, dass Frauen lieber für wenig Geld Romane übersetzen als für viel Geld Wartungshandbücher. Böger bezeichnet diese für ein vermeintlich erfüllteres Arbeitsleben freiwillig in Kauf genommenen Einkommenseinbußen als „Spaßabschläge“ und „Neigungsstrafen“.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Handelsblatt, 2006-11-14; dpa-infocom, 2006, undatiert.]