„Als eine der europaweit besten Kaderschmieden für Dolmetscher gilt die Pariser Ecole Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs (ESIT). Wer hier nach jahrelangem Büffeln und Pauken das Diplom als Konferenzdolmetscher erwirbt, dem ist ein Arbeitsplatz bei internationalen Organisationen so gut wie sicher“, tönte es gestern aus dem Deutschlandradio.
Vorgestellt wurde die Studentin Maria Horlbeck (31, Englisch, Französisch, Polnisch) aus Jena, eine von zurzeit drei Deutschen im Studiengang für Konferenzdolmetscher.
„L’ESIT n’est pas une école de langues“, heißt es auf der Website des Instituts. Alle Bewerber müssen bereits mindestens drei Jahre an einer anderen Hochschule studiert haben und über hervorragende Kenntnisse in mehreren Fremdsprachen verfügen und, so heißt es ausdrücklich, „selbstverständlich ihre Muttersprache beherrschen“.
Die ESIT gliedert sich in drei Abteilungen:
- Traduction, mit dem Abschluss „Master de Traduction Éditoriale, Économique et Technique“.
- Interprétation, mit dem Abschluss „Master d’Interprétation de Conférence“ oder „Master d’Interprétation Français – L.S.F.“ (Gebärdensprachdolmetscher).
- Recherche (Études Doctorales), mit dem Abschluss „Master Recherche“ oder der Promotion.
Eine Altersgrenze gibt es nicht und die Studiengebühren belaufen sich auf lediglich 600 Euro pro Jahr. Die Selektion ist allerdings rigoros: Nur rund 20 Prozent der Bewerber, das entspricht etwa 40 Personen, werden jedes Jahr angenommen. Von diesen wiederum schafft es nur etwa die Hälfte bis ins Abschlussjahr der zweijährigen Ausbildung, so dass pro Jahr nur rund zehn Konferenzdolmetscher mit einem Diplom in der Tasche auf den Arbeitsmarkt entlassen werden.
Dort brauchen sie allerdings nicht lange herumzulungern. Viele werden bereits auf der Uni von ihren künftigen Arbeitgebern engagiert, die regelmäßig als Zuschauer zu den Prüfungen eingeladen werden.
Cathérine Teule-Martin, Direktorin der ESIT, legt Wert darauf, dass die Ausbildung sehr praxisbezogen erfolgt. Alle Dozenten stünden gleichzeitig als Dolmetscher im Berufsleben. Schon die Auswahl der Studenten orientiere sich am Bedarf des europäischen Arbeitsmarkts, besonders dem der internationalen Organisationen EU und UNO.
Nach Angaben von Dozent Philipp Minns hat Deutsch als Konferenzsprache in der EU enorm an Bedeutung verloren. Er rät deutschen Bewerbern, möglichst eine Sprache der neuen EU-Beitrittsländer oder Arabisch oder Chinesisch zu lernen.
Die ESIT wurde 1957 gegründet und gehört zur Université Paris Dauphine (Université Paris III, Sorbonne Nouvelle). Das Institut ist seit seiner Gründung im vornehmen 16. Arrondissement am Bois de Boulogne im Westen von Paris beheimatet.
Den genannten Artikel können Sie auf der Website des Deutschlandradios lesen. Die ESIT präsentiert sich unter www.univ-paris3.fr/esit.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Deutschlandradio, 2006-11-20; ESIT. Bild: ESIT.]