EU: 23 Amtssprachen, 60 Regionalsprachen – demnächst auch Türkisch?

Die Europäische Union hat derzeit 23 Amtssprachen mit drei verschiedenen Alphabeten (Lateinisch, Griechisch, Kyrillisch). 2.500 Übersetzer müsssen in Brüssel rund 1,5 Mio. Seiten pro Jahr bewältigen.

Sattsam bekannt sind die aus dem Muttersprachenprinzip erwachsenden Absurditäten. So ist Gälisch EU-Amtssprache, obwohl nur drei Prozent der Iren die Sprache halbwegs beherrschen. Malti wird selbst von den Maltesern nicht im Wirtschaftsleben eingesetzt, ist aber ebenfalls EU-Amtssprache.

Hinzu kommen rund 60 Regional- und Minderheitensprachen wie Korsisch, Baskisch oder Katalanisch. Deren Übersetzungskosten müssen die jeweiligen Mitgliedstaaten jedoch selbst tragen. Spanien gibt dafür 1,5 Mio. Euro pro Jahr aus.

Und schon klopfen bzw. hämmern die nächsten Beitrittskandidaten an die Tür der Union. Bereits jetzt werden in türkisch-europäischer Zusammenarbeit Türkisch-Dolmetscher ausgebildet. Dabei ist die Aufnahme des ersten nicht-europäischen, nicht-christlichen Landes höchst umstritten. Sie wird zwar von einigen politischen Seilschaften und Außenstehenden wie den USA betrieben, die militärstrategische Interessen verfolgen. Die EU-Bürger und besonders die Türken- und Türkei-erfahrenen Deutschen lehnen den Beitritt des Landes wegen der bekannten weltanschaulichen, religiösen, kulturellen und politischen Inkompatibilitäten mit großer Mehrheit ab.

Volkswirtschaftlich wäre die Aufnahme eine Katastrophe, da zum Beispiel auf einen Schlag mehr Bauern hinzukommen würden als jetzt bereits in allen Mitgliedstaaten zusammengenommen vorhanden sind. Zwar hat die Union in der Vergangenheit schon rückständige Länder aufgenommen, diese waren aber winzig wie Bulgarien (7,6 Mio. Einwohner) und nicht riesig wie die Türkei (71 Mio. Einwohner).

Aber selbst wenn sich bei den Politikern in letzter Minute noch die Vernunft durchsetzen sollte und die Beitrittsforderung der Türkei abgewehrt wird, könnte Türkisch EU-Amtssprache werden. Und zwar dann, wenn Zypern wiedervereinigt würde. Die Insel, auf der überwiegend Griechisch gesprochen wird, ist seit 2004 EU-Mitgliedstaat – mit Ausnahme des Türkisch sprechenden Nordteils.

In der WAZ („Vor dem Sprach-Kollaps“) und der Braunschweiger Zeitung („Die Staaten bauen am Turm zu Babel“) ist ein Artikel dazu erschienen.