Aus deutscher Sicht zählen Sprachen wie Afghanisch, Fidschi, Kurdisch, Ladinisch zu den seltenen Sprachen, d.h. Sprachen, für die es in Deutschland nur wenig Sprecher gibt. Sie sind das Thema der Fachzeitschrift für Dolmetscher und Übersetzer MDÜ 1/2009, die mit neuem, vierfarbigem Layout am 17. März 2009 erschienen ist. Zu diesen Sprachen, die oft auch exotisch“ genannt werden, gehört auch die Gebärdensprache. Weltweit betrachtet sind einige dieser Sprachen jedoch alles andere als selten: Sechseinhalb Millionen Menschen weltweit sind gehörlos, und Kurdisch wird von acht bis zehn Millionen Menschen gesprochen.
Können Übersetzer und Dolmetscher für seltene Sprachen von Ihrem Beruf leben? Die Antworten im MDÜ 1/2009 fallen differenziert aus: Der Übersetzungsmarkt für Kurdisch ist in Deutschland zurückgegangen, da sich viele Kurden in die Gesellschaft integriert haben und Deutsch beherrschen. Doch gibt es neue Betätigungsfelder in den Autonomiegebieten im Irak und bei elektronischen Medien. Für die Gebärdensprachdolmetscher gilt, dass die Zahl professioneller Dolmetscher zunimmt, da das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser Leistung bei Behörden und in der Gesellschaft steigt und gute Ausbildungsangebote an Hochschulen bestehen. In Neuseeland sind qualifizierte Sprachmittler für Māori gefragte Auftragnehmer im kommunalen, industriellen sowie wissenschaftlichen Bereich, da Māori zu den Amtssprachen des Landes zählt und vielseitig gefördert wird.
Weitere Themen im aktuellen Heft:
- Andrea Fuchs und Jutta Witzel: Schutzmaßnahmen gegen das Aussterben seltener Sprachen: Wie exotisch ist eine Sprache?
- Patrick King: Maori und die Entwicklung der Übersetzung in Neuseeland: Maori zwischen Tradition und Moderne
- Kahraman Evsen und Ahmad Mamkalo: Zwei Kurdisch-Dolmetscher über Ihre Arbeit in Deutschland: Dolmetschen als Berufung
- Simone Scholl: Arbeitsfelder und Selbstverständnis von Gebärdensprachdolmetschern: Kuck mal, wer da spricht
- Elke Schenkmann: Wie Dolmetscherinnen Beruf und Familie vereinbaren: Kinder, Küche und Kabine?
- Stefan Freisler: Testerstellung mit Redaktions- und Content-Management-Systemen: Kontextinformationen bei Schnipselübersetzungen
- Dr. Nicole Keller: Einsatzmöglichkeiten der Across Personal Edition für Freiberufler: Nutzerfreundlich und flexibel
- Judith S. Farwick: Dolmetschen mit Personenführungsanlagen: Mit der Kabine im Koffer
- Virginie Viallon: Der Übersetzer und Dolmetscher als Kulturvermittler: Über das Dolmetschen des implizit Gesagten
- Corinna Schlüter-Ellner: Häufige Fragen zum Urkundenübersetzen: Beglaubigungsformel und Stempel
[Text: Jutta Witzel. Quelle: BDÜ-Website. Bild: MDÜ.]