Wie bereits berichtet, lässt der Lübbe Verlag den neuen, als Bestseller geplanten Roman The lost Symbol von Dan Brown in nur zehn Tagen von einem sechsköpfigen Übersetzerteam ins Deutsche übertragen. Zu dieser höchst ungewöhnlichen Vorgehensweise sind nun weitere Details bekannt geworden.
Bei den beteiligten Übersetzern handelt es sich um Angela Koonen, Dietmar Schmidt, Helmut W. Pesch, Stefan Bauer, Axel Merz und Rainer Schumacher. Lektor Wolfgang Neuhaus liest sich alles noch einmal durch und sorgt so für Kohärenz und Konsistenz. Hinzu kommt ein Beratergremium, das aus einer Theologin, einem Historiker, einem Politologen, einem Natur- und einem Sprachwissenschaftler besteht.
Alle Übersetzer unter einem Dach, aber jeder hat ein eigenes Arbeitszimmer
Verlagsleiter Marco Schneiders hat alle Beteiligten am Sitz des Verlags in Bergisch Gladbach zusammengezogen. Dort verfügt jeder über ein eigenes Büro. Einmal täglich setzt sich das Team zusammen, um Begriffsfragen zu klären.
Aufteilung nicht kapitelweise, sondern nach Handlungssträngen
Der Text wurde nicht kapitelweise auf die Übersetzer verteilt. Vielmehr kümmert sich jeder um ihm zugewiesene Handlungsstränge, die sich teilweise durch das gesamte Buch ziehen.
Der Verlag rechnet bei diesem Text mit einem Expansionsfaktor von 1,3. Aus 509 englischen werden also 661 deutsche Seiten. Weil jedes der 133 Kapitel auf einer rechten Seite beginnen soll, sind es dann am Ende 768.
„Es ist ein einziger großer Spaß!“ – behauptet der Verlagsleiter
Normalerweise wird einem Einzelübersetzer für einen vergleichbaren Roman eine Arbeitszeit von etwa drei Monaten eingeräumt. In diesem Fall muss der Text einschließlich Lektorat in nur zehn Tagen druckreif vorliegen.
„Die Situation ist schon etwas ungewöhnlich, aber wir sind es ja gewohnt, auch unter Zeitdruck gut zu arbeiten“, so Übersetzer Dietmar Schmidt. Verlagsleiter Marco Schneiders ergänzt: „Es ist ein einziger großer Spaß!“ Das Motto des Teams laute: Yes, we can!
Marketing-Abteilung macht mächtig Druck
Warum überhaupt dieser Zeitdruck? Die Marketingabteilung will es so. Die Originalausgabe des Romans erschien am 15.09.2009, weil diese Daten zusammengezählt die Zahl 33 ergeben, die im Roman eine große Rolle spielt.
Einen Monat später beginnt die Frankfurter Buchmesse, weltweit die wichtigste Veranstaltung der Verlagsbranche, die sich der Verlag als Sprungbrett für den Start der deutschen Fassung nicht entgehen lassen kann. Und zufällig ergibt das Startdatum der Messe (14.10.09) ebenfalls die Summe 33.
Weil Nachlektorat, Satz und Druck ebenfalls Zeit beanspruchen, blieb von dem Monat zwischen der Veröffentlichung der englischen und der deutschen Fassung für die Übersetzung lediglich ein Zeitraum von 10 Tagen übrig.
Link zum Thema auf UEPO.de
[Text: Richard Schneider. Quelle: Lübbe Verlag; Kölnische Rundschau, 2009-09-19; Hamburger Abendblatt, 2009-09-17; Kölner Stadt-Anzeiger, 2009-09-17; Nordkurier, 2009-09-18. Bild: Lübbe Verlag.]