Vorgestern hatte der kanadische Mobiltelefonhersteller Research in Motion (RIM) zur Präsentation des ersten in Deutschland entwickelten BlackBerry-Modells in sein Bochumer Forschungszentrum geladen.
Zunächst hielt RIM-Gründer Mihal Mike Lazaridis (Bild rechts) eine einstündige Ansprache an die versammelte Wirtschaftspresse in seiner Umgangssprache Englisch. (Lazaridis wurde als Sohn von Griechen in der Türkei geboren. Die Familie flüchtete nach Kanada, als Lazaridis fünf Jahre alt war.) Anschließend sprach eine halbe Stunde lang Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, Bild unten), und zwar ebenso selbstverständlich in seiner Muttersprache Deutsch.
Während sich die Deutschen nicht über den englischen Vortrag beschwert hatten, gab es nun aber heftige Proteste der anwesenden englischen Muttersprachler gegen den deutschen Beitrag. Die Tageszeitung Die Welt berichtet über die Rede Lammerts:
Bei den ausländischen Pressevertretern sorgte dies aber für Irritationen, da RIM keine Übersetzung eingerichtet hatte. Als eine ausländische Journalistin Lammert in seiner Rede unterbrach und ungehalten darauf aufmerksam machte, dass sie kein Deutsch verstehe, antwortete Lammert auf Englisch, dass man in Deutschland nun einmal meistens Deutsch spreche. Er sei aber gerne bereit, ihr das Gesagte im Anschluss zu übersetzen. Anschließend setzte Lammert seine Ausführungen auf Deutsch fort.
Wie schon bei Westerwelles Pressekonferenz nach der Bundestagswahl war auch bei RIM in Bochum zu beobachten, dass es Medien gibt, deren Deutschlandkorrespondenten kein Wort Deutsch sprechen. Das ist ungefähr so, als ob die Feuilleton-Redaktion einen Blinden zu einer Vernissage oder einen tauben Reporter in ein Konzert der Berliner Philharmoniker schicken würde.
Weder Lazaridis noch Lammert haben Probleme mit Fremdsprachen, britische, amerikanische und kanadische Journalisten aber offenbar schon.
Links zum Thema auf uepo.de
Muss ein deutscher Außenminister fließend Englisch sprechen? Die Affäre Westerwelle
Fremdsprachenkenntnisse in Europa: Kleine Länder hui, Großbritannien pfui
[Text: Richard Schneider. Quelle: Die Welt, 2009-10-21. Bild: RIM, Deutscher Bundestag.]