Review in den Märkten: Qualitätssicherung durch die Landesgesellschaft

Tanja DamatoDer Ansatz, mehrsprachige Dokumentationen durch die Landesgesellschaft auf Kundenseite zu lektorieren, kann heute einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten. Dieses Review bindet die spezifischen Kenntnisse der Landesgesellschaft optimal ein und kann die Dokumentation so bestmöglich für den jeweiligen Markt vorbereiten. Tanja Damato (Bild) von der Transline Deutschland GmbH beschreibt im nachfolgenden Beitrag unterschiedliche Aspekte des Themas und geht dabei auch auf potentielle Probleme ein.

Für ein besseres Qualitätsmanagement

Vor nicht allzu langer Zeit war es Standard in der Übersetzungsbranche, dass der Auftraggeber die Dokumentation in einem festgelegten Datenformat an den Dienstleister weitergab, der diese mithilfe allgemeiner Wörterbücher und Glossare manuell übersetzte und zurückschickte. Damit war die Dokumentation in der Zielsprache bereits druckreif. Ein professionelles Qualitätsmanagement steckte vielfach noch in den Kinderschuhen und gehörte bestenfalls zur Kür, jedoch nicht zum Pflichtprogramm.

Heute sind die Qualitätsansprüche an mehrsprachige Dokumentationen massiv gewachsen, sowohl durch internationale Rechtsnormen wie die DIN EN 15038 als auch durch verstärkten Kosten- und Zeitdruck. Während die eigentliche Übersetzung durch Software-Entwicklungen im Bereich von CAT-Tools und Prozesssteuerung bereits erheblich standardisiert wurde, steht zunehmend auch die Nachbereitung im Fokus. Aspekte wie Lektorat, Debriefing und Feedback gehören untrennbar zum Übersetzungsprozess dazu.

Eine aktuelle Tendenz, die diese Elemente integriert, zeigt, dass sich Übersetzungsprozesse weg von einer Trennung der Aufgaben von Auftraggeber und Auftragnehmern hin zu einer gemeinsamen Qualitätssicherung bewegen. Gerade die Nachbearbeitung soll durch ein professionelles Lektorat direkt bei der Landesgesellschaft des Kunden durchgeführt werden. Bisher gibt es hier methodisch wie prozessorientiert verschiedene Lösungen, wobei manches doch noch eher unsystematisch vor sich geht und nicht jedes Konzept wirklich ausgegoren ist.

End-Lektorat im Zielmarkt

Um ein Produkt erfolgreich einzuführen und dauerhaft zu etablieren, bedarf es einer lückenlosen Kenntnis sowohl des Produkts an sich als auch der Bedingungen im entsprechenden Markt. Inzwischen wird gerade bei technischen Dokumentationen vermehrt auf Standardisierung und Vereinheitlichung geachtet. Ein solcher Text ist frei von bestimmten kulturellen Prägungen, regionalen Dialekten, landestypischen Emotionen oder blumigen Ausdrücken. Jedoch ist Kulturneutralität in allen Bereichen kaum denkbar, weil sich generell jede Sprache, die sich international etabliert, auch entlang der kulturellen Voraussetzungen eines Landes ausdifferenziert.

Diese ständige Weiterentwicklung der Sprachen erfordert für das Lektorat Fachleute, die eben nicht nur Sprachprofis sind, sondern auch das Produkt selbst und den Zielmarkt kennen. Eine ins Spanische übersetzte Dokumentation für den Zielmarkt im Mutterland wird so höchstwahrscheinlich anders aussehen, als für den argentinischen Markt. Ein international tätiges Unternehmen gibt das Lektorat also bewusst an die argentinische Landesgesellschaft, die ihren Markt besser als jeder andere kennt und hier oft auch dem externen Sprachdienstleister voraus ist. Gerade bei sicherheitsrelevanten Fragen ist eine profunde Markt-, Branchen und Firmenkenntnis unerlässlich.

Aktive Vernetzung

Die eigentliche Übersetzung wird vom Dienstleister nach dem 4-Augen-Prinzip erstellt und dann zum Lektorat an den Mitarbeiter der Landesgesellschaft gegeben. Firmenspezifische Begriffe und regionale Eigenheiten können so nochmals geprüft und ggf. korrigiert werden. Oft werden jedoch Mitarbeiter aus Marketing oder Verwaltung zum Lektorat herangezogen, die im Alltag andere Aufgaben haben, einen anderen Bildungsstand, eine andere „Sprache“ und unterschiedliche Fachkenntnisse – auch in Sachen Übersetzungen – mitbringen. Abweichende Ergebnisse sind so beinahe vorprogrammiert, was nicht zuletzt Einfluss auf die Inhalte im Translation Memory hat. Deshalb muss im Vorhinein geklärt werden, wer die endgültige Freigabe von Text und Korrekturen erteilt, der Sprachprofi und damit der Übersetzer oder der Produktprofi, also der Mitarbeiter vor Ort. Abweichungen vom Ausgangstext hingegen gefährden die Verständlichkeit der Übersetzung und führen schlimmstenfalls zur Verfälschung der Texte.

Dies auszuschließen ist der Anspruch an das Zusammenspiel von Kunde und Dienstleister. Begriffliche Inkonsistenz lässt sich vermeiden, wenn die unternehmensinterne Terminologie auch in der Landesgesellschaft bekannt ist und während Übersetzung und Lektorat verwendet wird. Die Kunst des Projektmanagements besteht also darin, einen schlanken, klar strukturierten Prozess zu definieren, der allen Beteiligten gerecht wird und keine Qualitätslücken zulässt. Nur die gelungene Kollaboration zwischen Fachleuten auf beiden Seiten vermeidet entsprechende Schwierigkeiten. So kann z.B. der Einsatz eines Wikis, auf das alle Beteiligten Zugriff haben und wo sie eigene Erkenntnisse und Vorschläge einbringen können, zur besseren Abstimmung beitragen. Die permanente, aktive Vernetzung ist somit Grundvoraussetzung, um offene Fragen schnell und zuverlässig zu klären.

Technische Aspekte

Prozessseitig können zudem technische Schwierigkeiten auftreten, etwa beim Datentransfer: In vielen Ländern ist die Hard- und Softwareausstattung nicht immer auf dem neuesten Stand, den man z.B. bei Landesgesellschaften in den USA vorfindet. Auch die Leistungsfähigkeit von Datenleitungen spielt eine Rolle, die bei der Projektanlage berücksichtigt werden sollte. Lektoren hingegen müssen oft mit Software arbeiten, die nur erfahrenen Übersetzern vertraut ist und somit eine gewisse Einarbeitungszeit erfordert.

Eine Lösung ist die einfache Webschnittstelle, die von jedem internetfähigen Rechner aufgerufen werden kann, anstelle des Lektorats im Translation Memory. Weblektorats-Funktionen sind in der Regel intuitiv bedienbar und können wesentliche Routineschritte automatisieren. Alternative Oberflächensprachen erleichtern die Anwendung enorm, zudem kann auch die Quellsprache bei Verfügbarkeit von zwei oder mehr textuell und strukturell identischen Texten ausgetauscht werden. Auf diese Weise kann der Lektor mit der Sprache arbeiten, die er am besten beherrscht. Zudem kann er im fertigen Layout korrigieren, um Zusammenhänge besser nachzuvollziehen. So ist auch die Bereitstellung farbig markierter PDF-Dateien entstanden, bei denen er mittels Farbmarkierungen erkennt, welche Inhalte tatsächlich neu übersetzt wurden und damit nicht mehr geprüft werden müssen.

Feedback und Debriefing

Der Begriff „Review“ ist stark mit dem Lektorat bei der Landesgesellschaft verbunden. Allerdings zählt zur Nachbereitung auch ein strukturiertes und moderiertes Feedbackmanagement, welches gerade für zukünftige Projekte sicherstellen soll, dass jeder Lektor den notwendigen Wissensstand hat. Feedback und Debriefing sind die Voraussetzungen, um Prozesserfahrung optimal zu nutzen und zukünftig davon zu profitieren. Der Dienstleister kann den Rahmen und das Know-how bieten, um diesen Prozess professionell zu moderieren und seine eigene Branchenerfahrung mit den Markt- und Firmenkenntnissen der Landesgesellschaft zusammenzuführen.

Fazit

Ein gutes Zusammenspiel von Dienstleister und Kunden im Zielland kann bedeutend zur Qualitätssicherung beitragen. Konzepte, die das verfügbare Wissen gerade über die regionalen Umstände am Markt der Landesgesellschaft nutzbar machen, erweisen sich gegenüber einer strikten Aufgabentrennung und festgezurrter Hierarchien schnell als überlegen. Eine Unternehmensphilosophie, die hier ansetzt und flexibel auf wechselnde Anforderungen reagiert, erkennt den Wert der verfügbaren Potentiale. Der einzelne Mitarbeiter vor Ort ist damit nicht länger nur Befehlsempfänger, sondern direkt am gemeinsamen Erfolg beteiligt.

Über die Autorin
Tanja Damato leitet seit 2007 Vertrieb und Marketing sowie seit 2008 Teilbereiche der Produktion der Transline Deutschland GmbH – einem international aufgestellten Dienstleister für multilinguale technische Kommunikation.

Über die Transline Gruppe
Die Transline Gruppe ist führender Anbieter intelligenter Dienstleistungen für die Globalisierung. Mit Transline Deutschland GmbH, Transline Patentübersetzungen GmbH, den Tochtergesellschaften in einer Reihe europäischer Länder sowie der Doculine Verlags-GmbH deckt die Gruppe die gesamte Prozesskette der globalen Kommunikation ab – von der technischen Dokumentation über die sprachliche Übersetzung und kulturelle Adaption bis zur druckfertigen Fremdsprachen-Publikation oder dem mehrsprachigen Internetauftritt. In der Doculine Verlags-GmbH erscheinen Fachbücher und Publikationen zu diesem Themenkreis. Zur Transline Gruppe gehört auch das IMK Dr. Sturz (Institut für Management und Kommunikation), das in der Unternehmensgruppe den Bereich Beratung, Schulung und Coaching abdeckt.

Weitere Informationen im Internet unter www.transline.de

[Text: Tanja Damato. Quelle: Pressemitteilung Transline, 2010-02-15. Bild: Transline.]