Uni Hamburg untersucht Verständigungsprobleme im Krankenhaus

Die Tageszeitung Die Welt berichtet über die Forschungsaktivitäten der Universität Hamburg zur Mehrsprachigkeit. Die Hochschule sei auf diesem Gebiet mit einem Sonderforschungsbereich führend tätig, der seit 1999 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert werde. Unter dem Titel Lima (Linguistic Diversity Management in Urban Areas), betrieben die Hamburger internationale Verbundforschung und planten, einen Exzellenzcluster einzurichten. Zurzeit untersuche man die Verständigungsprobleme im Krankenhaus:

Und die haben ergeben, dass der Einsatz der freiwilligen Übersetzungshelfer durchaus seine Tücken mit schmerzhaften juristischen Aspekten hat. Beispiel ist die Aufklärung von Patienten über ihre Erkrankung und die Therapie. „Das ist immerhin eine Sache von rechtlicher Bedeutung“, sagt Bührig. Die Ärzte müssten davon ausgehen, dass ein Patient, der unterschreibt, ausreichend aufgeklärt worden sei und der Behandlung zustimmt, die Aufklärung auch verstanden hat. Ohne entsprechende Aufklärung und Unterschrift wäre ein Eingriff ein Fall von Körperverletzung.

Schon bei einer einfachen Diätberatung unterschieden sich die Erklärungen von Laienübersetzern oft beträchtlich von den Fakten. Familienangehörige würden nicht selten in die Übersetzungen auch ihre eigenen Überzeugungen als gut gemeinte Details einbauen. Prof. Dr. Kristin Bührig vom Institut für Germanistik I sagt: „Wir haben es auch erlebt, dass Angehörige oder Bekannte aus dem Wunsch heraus, das Krankheitsgeschehen plastisch zu erklären, die Dinge derart dramatisierten, dass die Patienten völlig verängstigt waren.“

Fazit der Forschungen sei die Erkenntnis, dass die Übersetzung im Krankenhaus in professionelle Hände gehöre. Das in den Kliniken vorhandene Sprachenpotenzial solle dabei aber ruhig genutzt werden. Laut Bührig entwickelt die Universität zu diesem Zweck ein Fortbildungsmodul für zweisprachige Krankenhausmitarbeiter.

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[Text: Richard Schneider. Quelle: Die Welt, 2010-04-12. Bild: Uni Hamburg.]