Mit der Ausstellung „Praha-Prag. Literaturstadt zweier Sprachen, vieler Mittler“ und ihrer Eröffnung am 5. November in der Kulturhalle Tübingen beginnt das Herbstprogramm des Projektes „Textabdrücke literarisches Übersetzen“ der Eberhard Karls Universität Tübingen. Zwischen November 2010 und Januar 2011 stehen Tschechien, Prag und die Vermittlung zwischen deutscher und tschechischer Kultur im Mittelpunkt des Programms. Die Tschechischen Wochen werden vom Slavischen Seminar der Universität Tübingen in Kooperation mit der Universitätsstadt Tübingen und dem Landestheater Tübingen organisiert. „Textabdrücke“ wird gefördert von der Robert Bosch Stiftung und aus Studiengebühren der Universität Tübingen sowie im Wintersemester 2010/11 durch das Italienische Kulturinstitut Stuttgart.
Die vom Adalbert-Stifter-Verein München kuratierte Ausstellung „Praha-Prag. Literaturstadt zweier Sprachen, vieler Mittler“ zeigt das deutsch- und tschechischsprachige Prag mit seinen Mittlern zwischen Sprachen, Kulturen und Religionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vermittler wie Max Brod, Jarmila Haasová und Friedrich Adler verknüpften die verschiedenen Szenen der Prager Kultur. Die Ausstellung zeigt die Vermittlerpersönlichkeiten unter den wechselnden historischen Bedingungen von der Donaumonarchie über die erste Tschechoslowakische Republik bis zum Protektorat Böhmen und Mähren.
Während der Tschechischen Wochen werden auch Kristina Kallert, Andreas Tretner und Burkhart Kroeber als translators in residence an der Universität Tübingen zu Gast sein und Studierende ins literarische Übersetzen einführen. Burkhart Kroeber, der preisgekrönte Übersetzer von Umberto Eco und Italo Calvino, wird in seinem Seminar „Übersetzung als Rekonstruktion in neuer Umgebung“ Fragen des literarischen Übersetzens aus dem Italienischen vertiefen.
Kristina Kallert liest am 30. November in der Kulturhalle Tübingen aus der Übersetzung des Romans „Die neun Tore. Geheimnisse der Chassidim“ von Jirí Langer. Der Roman, der Anfang November erstmals vollständig in deutscher Übersetzung beim Arco Verlag erscheint, handelt von einem jungen Prager Juden aus bürgerlichem Haus, der im Sommer 1913 heimlich seine Familie verlässt und sich religiösen Juden in der Provinz des Habsburger Reiches anschließt. Nach seiner Rückkehr nach Prag versucht er, seinen neuen Glauben mit dem großstädtischen Leben zu verbinden. Andreas Tretner, der neben Vladimir Sorokin auch Jáchym Topol ins Deutsche übersetzt hat, tritt am 18. November im Club Voltaire mit Erzählungen aus dem Band „Das Baßsaxophon“ von Josef kvorecký auf. Begleitet wird er bei seiner Lesung von Almut Schlichting auf dem Saxophon. Jazz als Ausdrucksform und Lebenshaltung der Nichtangepassten durchzieht die Texte des seit 1969 in Kanada lebenden tschechischen Exilautors.
„Im falschen Film“ lautet der Titel des Theaterstücks von Petr Zelenka, das in diesem Herbst am Landestheater Tübingen seine deutsche Erstaufführung erlebt. Das Theater, die Schauspieler, Erlebnisse auf und hinter der Bühne sind das Thema von Zelenkas neuem Stück.
Das Veranstaltungsprogramm wird von wissenschaftlichen Vorträgen und der Filmreihe „Prag im tschechischen Film“ ergänzt.
Zum Herbstprogramm von „Textabdrücke“ gehört außerdem der Workshop „Die literarische Übersetzung: Modelle, Analysen, Rezeptionsprozesse“ mit Dr. Jordi Jané i Lligé (Barcelona) und Prof. Dr. Heidi Aschenberg (Tübingen). Er widmet sich dem Übersetzen im Sprachenpaar Deutsch und Spanisch.
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.slavistik.uni-tuebingen.de/textabdruecke.html
[Text: Universität Tübingen. Quelle: Pressemitteilung Universität Tübingen, 02.11.2010. Bild: Universität Tübingen.]