Fürther Geschäfte nutzen Sprachpotenzial ihrer Mitarbeiter zur Kundenbetreuung

In Fürth bieten einige Geschäfte eine Beratung in mehreren Sprachen an. Der Elektronik-Fachmarkt Saturn beispielsweise hat Deutsch, Englisch, Spanisch, Polnisch, Tschechisch, Russisch, Slowakisch, Albanisch, Serbisch und Türkisch im Angebot. Die Namensschilder der Mitarbeiter geben meist schon Hinweise auf die Herkunft des Mitarbeiters. Doch die Flaggen auf dem Schildchen sind eindeutig und jeder Kunde sieht sofort, in welchen Sprachen der Mitarbeiter beraten bzw. an welchen Mitarbeiter er sich in seiner Muttersprache wenden kann. Somit wird der Migrationshintergrund der Mitarbeiter nicht verborgen, sondern offen mit ihm geworben und als Lockmittel eingesetzt. Vor allem ältere Menschen profitieren davon, die sich in ihrer Muttersprache beraten lassen können.

Laut Vertriebsleiter Shpejtim Berishaj gehört die Filiale in Fürth zu den Versuchsmärkten, in denen diese Beratung ausgetestet wird. „Das kommt gut an“, sagt er, „übrigens auch bei amerikanischen Soldaten, die in der Region stationiert sind.“

Auch in der Fürther Friedrich-Apotheke an der Freiheit hat der Kunde zehn Sprachen zur Auswahl. „Wir haben einige Ärzte in der Nähe, die selbst noch eine andere Sprache sprechen und uns Kunden bescheren.“ Insbesondere die Sprachen Türkisch, Rumänisch, Polnisch und Russisch seien sehr gefragt. Englisch spiele dagegen nur zur Spielwarenmesse eine Rolle, so die Inhaberin Rosemarie Gora.

Und der Trend der mehrsprachigen Beratung setzt sich fort. Selbst Pflegeheime suchen mittlerweile gezielt nach Pflegern mit Migrationshintergrund. Bei Demenzkranken zum Beispiel kann es zu einem Verlust der spät erworbenen Deutschkenntnisse kommen, sodass sich der Einsatz von Altenpflegern mit Kenntnissen in anderen Sprachen empfiehlt.

Doch nicht nur die Sprache ist wichtig. Es kommt auch auf die Mentalität an. Und die muss man verstehen. „Bei Türken ist das Bauchgefühl beim Autokauf noch wichtiger als bei Deutschen“, so Sinasi Calisman, Ansprechpartner für den Gebrauchtfahrzeug-Verkauf bei der Mercedes-Niederlassung in Fürth.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: Nordbayern online, 2010-11-05.]

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