Mobile Transkription und Schriftdolmetschdienste vereinfachen hörgeschädigten Menschen den Zugang zu Informationen, Kommunikation sowie Wissen und fördern die Barrierefreiheit. Die mobile Übertragung von gesprochenem Wort in geschriebenen Text ist flexibel und ortsunabhängig. Die einzige Voraussetzung ist ein Internetzugang.
Das Projekt „VerbaVoice“ wurde im Jahr 2008 vom gemeinnützigen Verein Social Affairs e.V. initiiert. Es wandelt das Gesprochene in Text um. Die Sprache wird dabei über ein Mikrofon auf einen Computer übertragen. Über das Internet wird das gesprochene Wort über eine dafür eingerichtete Internetplattform zu einem Schriftdolmetscher gesendet. Dieser arbeitet mit einer Mischung aus Speech-to-Text-Software, Tastaturkürzeln und Diktat-Software und schickt über das System nahezu in Echtzeit einen geschriebenen Text zum Mobilfunkgerät oder Laptop des Hörgeschädigten zurück. Dieser Text kann über eine Web-Anwendung auf dem Mobiltelefon oder Laptop gelesen werden, das bzw. der wiederum via UMTS oder WLAN einen Internet-Zugang hat.
Vorab muss der registrierte Hörgeschädigte einen Termin für einen Schriftdolmetscher anmelden und mitteilen, wie lang der Termin dauert und welche Fachrichtung zur Vorbereitung auf den Termin wichtig ist. Nachdem geprüft worden ist, welcher Kostenträger den Termin übernimmt, wird der Auftrag auf der Plattform ausgeschrieben. Der erste Schriftdolmetscher, der sich meldet, erhält den Zuschlag. Ist der Termin vom Hörgeschädigten bestätigt, nimmt dieser sein Handy oder Notebook zum Termin, das die Aufnahme in ein Rechenzentrum sendet und weiterleitet.
Der Hörgeschädigte kann auf diese Weise überall und jederzeit den lautsprachlichen Inhalten von alltäglichen Gesprächen beim Arzt oder bei Behörden fast simultan durch Mitlesen folgen und aktiv am Geschehen teilnehmen. So ist er nicht mehr auf einen persönlich anwesenden Dolmetscher angewiesen. Im Vergleich zu herkömmlichen Diensten ist VerbaVoice schon allein deswegen günstiger, weil die Fahrtkosten für Dolmetscher entfallen. Die Kosten für den Schriftdolmetschdienst (ca. 50 bis 75 Euro je Stunde) tragen in der Regel die Krankenkassen oder Kommunen.
Seit August 2009 wird das Pilotprojekt durch das EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und des Europäischen Sozialfonds gefördert. Außerdem wird es vom Mobilfunkunternehmen Telefonicá O2 Germany und der Leopold-Klinge-Stiftung unterstützt.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: verbavoice.de; social-affairs.org; aerzteblatt.de; heise.de. Bild: verbavoice.de]