Am Landgericht Waldshut-Tiengen kam es zu Problemen bei den Inhalten von abgehörten Gesprächen in türkischer Sprache und deren deutsche Übersetzung. Angeklagt sind sechs Männer türkischer Staatsangehörigkeit wegen Bandenhandels mit 150 Kilogramm Marihuana. Der Stoff stammte aus Holland und wurde über Bad Säckingen verteilt. Die Telefonabhörungen gelten als Hauptbeweismittel für die Anklage.
Aus diesem Grund steht die Verteidigung der Situation äußerst kritisch gegenüber. „Wir müssen schon mit drei verschiedenen Fassungen von Übersetzungen arbeiten und vergleichen“, so Kerstin Oetjen aus Freiburg, Verteidigerin eines der Hauptangeklagten. „Die Inhalte von früheren Übersetzungen sind falsch. Es gibt unzählige Falschinterpretationen in früheren Übersetzungsprotokollen.“ Außerdem gebe es einige Verwechslungen in den Zeiten Zukunft sowie Vergangenheit. Matthias Wetz, vorsitzender Richter, sagte: „Es gibt verschiedene Interpretationen und Bewertungen, die Unklarheiten werden diskutiert.“
Eine vereidigte Dolmetscherin aus Freiburg soll nun Abhilfe schaffen. Die 32-jährige wurde in der Verhandlung bereits als Sachverständige angehört. Die Dolmetscherin hat 13 von den etwa 300 abgehörten Telefongesprächen unabhängig von den früheren Übersetzungen angehört und anschließend übersetzt. Die vereidigte Dolmetscherin kam zu anderen Ergebnissen als der Kollege, ein nicht vereidigter Dolmetscher, der die Protokolle unvollständig und zudem nicht richtig im Wortlaut übersetzte.
Die Verhandlung soll noch bis Ende Februar dauern.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: www.suedkurier.de, 13.01.2011.]