Edi und Patrick Keck haben Lehnwörtern aus der englischen Sprache den Kampf angesagt. Sie wollen die Reinheit der deutschen Sprache vor der anglizistischen Invasion schützen. Nach Angaben der beiden Autoren handelt es sich bei dem Buch Schluss mit der Engländerei um ein Plädoyer gegen die allgegenwärtige Anglomanie und um eine „Liebeserklärung an die deutsche Sprache“, die insbesondere aus dem Anprangern absurder Auswüchse besteht. „Bei jedem Ausverkauf liest man nur noch ‚Sale‘, fast jeder Sendungstitel im Fernsehen hat einen englischen Namen. Und jeder Produktvorteil wird in der Werbung auch nur mehr auf Englisch angepriesen“, so Edi Keck. Einer Studie aus den Neunzigerjahren zufolge stammten rund 40 Prozent aller Neologismen im Deutschen aus der englischen Sprache, 20 Prozent waren deutsch-englische Hybride.
Mittlerweile gilt die deutsche Sprache als Importweltmeister von Wörtern aus anderen Sprachen. Altgriechischen und lateinischen Begriffen sieht man heutzutage nicht mehr ihre Herkunft an. Auch französische Begriffe haben Einzug in den deutschen Wortschatz gefunden. Fremdwörter wie „Garage“ oder „Balkon“ sind selbstverständlich Bestandteile der deutschen Sprache. „Und auch im Englischen gibt es Begriffe, die man sinnvoll im Deutschen verwenden kann“, sagt Edi Keck. Gegen Wörter wie „Bar“, „Drink“ oder „Tipp“ ist nichts einzuwenden. „Begriffe wie ‚Human Resources Department‘ oder ‚Stakeholder Value‘ sind doch nur Sprachwolken, um den Mangel an Inhalt pseudomodern zu kaschieren“, erklärt Edi Keck.
Ihre Abneigung richtet sich vor allem gegen den sog. Managersprech. Dort geht es nämlich um das „Downsizen“, „Outsourcen“ sowie den „Break-even-Point“. Zudem haben es die Gegner der Anglizismen auf die Medien und Werbeagenturen abgesehen, die mit englischen Titeln besonders modern und spritzig wirken wollen. Dies hat oftmals zur Folge, dass das Publikum die Botschaft nicht versteht.
Aufgrund der inflationären Verwendung von Anglizismen würden insbesondere ältere Menschen ausgeschlossen bzw. abgeschreckt werden. „Dabei gibt es für viele Dinge auch deutsche Begriffe, die genauso prägnant wie die englischen sind“, meint Keck. „Klapprechner“ statt „Laptop“, „Festplatte“ statt „Harddisk“ oder „Sichtfeld“ statt „Display“. Trotz allem würden hauptsächlich die englischen Begriffe verwendet. Dies hat fatale Folgen, denn wo sprachliche Einfalt regiert, ist kein differenziertes Denken möglich. Ganz nach dem Motto von Karl Kraus: „Wer schief spricht, kann nicht gerade denken“. Zwar haben viele Unternehmen ihre Slogans wieder eingedeutscht, allerdings ist Keck der Ansicht, dass es immer noch Unternehmen gibt, die durch die Verwendung der Weltsprache Englisch Größe und Internationalität demonstrieren wollen.
In Frankreich ist der Gebrauch der französischen Sprache in der Werbung, bei Anzeigen, öffentlichen Ankündigungen und auf die elektronische Kommunikation gesetzlich festgelegt. Nachfolgend ein Zitat von Germany Trade and Invest: „Bei der Werbung für Güter, Waren oder Dienstleistungen, gleichgültig, ob sie schriftlich, mündlich oder durch Radio und Fernsehen erfolgt, muss die französische Sprache verwendet werden. Dasselbe gilt für schriftliche Anzeigen und Ankündigungen, die sich an die Öffentlichkeit richten. Das bedeutet, dass fremdsprachige Slogans oder nur schon einzelne fremdsprachige Ausdrücke ins Französische übersetzt werden müssen.“
Ein solches Modell kann sich auch Keck durchaus für Deutschland vorstellen. „Sprache entwickelt sich, aber sie wird auch von oben beeinflusst. Wenn Journalisten, Gesetzesmacher oder Werber keine unnötigen Anglizismen verwenden, wirkt das auch auf die Bevölkerung.“
Der Kampf gegen Anglizismen ist bereits vor vielen Jahrzehnten entbrannt. 1899 veröffentlichte der Germanist Hermann Dunger die Streitschrift mit dem Titel „Wider die Engländerei in der deutschen Sprache“.
Die Autoren
Edi Keck arbeitet seit über 30 Jahren in der Werbung, einen Großteil davon als Geschäftsführer seiner eigenen Agentur; während dieser Zeit war er u. a. Vorstand des Creativ Club Austria (CCA). Patrick Keck ist selbstständiger Texter und Konzeptionist.
Das Buch
Edi & Patrick Keck
Schluss mit der Engländerei
Seiten: ca. 200
Edition Atelier, Wien 2011
Preis: 21,90 Euro
ISBN: 978-3-902498-54-0
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[Text: Jessica Antosik. Quelle: diepresse.com, 01.10.2011; gtai.de, 25.10.2007. Bild: editionatelier.at.]