Umberto Eco lobt Exaktheit seiner Übersetzer

Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat Dirk Schümer in Mailand mit Umberto Eco gesprochen – unter anderem über seinen aktuellen Roman Der Friedhof in Prag. Der 79-jährige Semiotik-Professor an der Universität Bologna ist als Freund der Übersetzer bekannt. Auf vielen Übersetzer-Websites prangt sein Ausspruch „Die Sprache Europas ist die Übersetzung“. Im Lauf des Gesprächs lobt Eco einmal mehr die Arbeit seiner Übersetzer:

Gerade, so erzählt er, hat sich die lettische (oder war es die estnische?) Übersetzerin gemeldet: Er hat irgendeinen Tag des Jahres 1864 zu einem Montag gemacht, doch nach dem ewigen Kalender war es ein Dienstag. Ewiger Kalender? Da muss man erst mal drauf kommen. Ecos Hochachtung vor der Exaktheit seiner Übersetzer und Ausleger (zumal der baltischen) ist schwer zu überbieten, seit er im Vorjahr eine überarbeitete Version von „Der Name der Rose“ herausbrachte. „Stellen Sie sich vor, da kommt ein Kürbis vor. Aber Kürbisse gab es im Mittelalter in Europa nicht.“ Was er an Stelle des Kürbisses eingesetzt hat? Gestrichen hat er das neumodische Gemüse. Basta.

[…] da kommt der portugiesische (oder war es der katalanische?) Übersetzer des frischen Romans und weist nach, dass die Straße, in der Ecos Erzähler sein Unwesen treibt, damals anders hieß. […] Jetzt muss er auf der ersten Seite eine Rue d’Amboise einfügen, damit die Geographie stimmt.

[Text: Richard Schneider. Quelle: FAZ, 2011-08-01.]