Olga Grjasnowas Debütroman über eine hochbegabte Dolmetschstudentin

Anfang Februar 2012 erschien das Buch Der Russe ist einer, der Birken liebt im Hanser Verlag. Die Romanheldin Mascha Kogan hat, wie sich gleich noch rausstellen wird, so manche biografischen Eckdaten mit der Autorin Olga Grjasnowa gemeinsam. Im Klappentext heißt es:

Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so „wie die Ballermann-Touristen Deutsch“. Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik und mit einem bemerkenswerten Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat.

Der Hanser Verlag stellt eine Leseprobe zur Verfügung.

Hier liest Olga Grjasnowa aus Der Russe ist einer, der Birken liebt.

Bei einem Interview mit der österreichischen Zeitung Der Standard wurde Grjasnowa folgende Frage gestellt:

Ihre Hauptfigur ist Übersetzerin. Bei Translationen geht oft die Besonderheit eines literarischen Werkes verloren, aber andererseits ist das Übersetzen für den Austausch notwendig. Wie beurteilen Sie dieses Dilemma?

Diese Frage beantwortete die Schriftstellerin so:

Grjasnowa: Es gibt Konnotationen, die verlorengehen. Aber es können sich neue Räume aufmachen. Die russische Lyrik ist teilweise entsetzlich ins Deutsche übersetzt, teilweise aber auch ganz gut. Mir ist trotzdem eine Übersetzung lieber als ein Original, in dem ich nur die Hälfte verstehe. Aber das ist eher persönliche Bequemlichkeit.

Über die Autorin

Olga Grjasnowa wurde im Jahr 1984 in Baku (Aserbaidschan) geboren und wuchs im Kaukasus auf. 1996 kam sie mit ihrer Familie ohne Deutschkenntnisse als jüdischer Flüchtling nach Deutschland. Nach längeren Auslandsaufenthalten in Polen, Russland und Israel studierte sie von 2005 bis 2006 Kunstgeschichte an der Universität Göttingen. 2006–2010 war sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig eingeschrieben. 2010 hat sie das Studium der Tanzwissenschaften an der FU Berlin aufgenommen. Außerdem erhielt sie im Jahr 2010 den Dramatikerpreis der Wiener Wortstätten für ihr Debütstück Das bisschen Palästina. 2011 erhielt sie das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung. Der Russe ist einer, der Birken liebt ist ihr erster Roman. Der Titel des Buches mag zunächst einmal seltsam klingen, aber: Die Birke ist eine Metapher für die russische Seele. Der Titel, eine Anspielung auf Tschechows Drei Schwestern, ist auch eine Absage an Klischees von Nationen sowie andere Stereotypen.

Über das Buch

Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt
Verlag: Hanser
Erscheinungsdatum: 06.02.2012
Umfang: 288 Seiten
ISBN: 978-3-446-23854-1
Preis: 18,90 Euro

[Text: Jessica Antosik. Quelle: hanser-literaturverlage.de; derstandard.at, 26.02.2012; tagesspiegel.de, 18.02.2012. Bild: hanser-literaturverlage.de.]

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