Ludwig Zamenhof, Augenarzt und Philologie, zielte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts darauf ab, eine leicht erlernbare, neutrale Sprache für die internationale Verständigung zu entwickeln. Am 26. Juli 1887, das heiβt also morgen vor genau 125 Jahren, stellte er die Kunstsprache Esperanto vor. Heute ist Esperanto die am weitesten verbreitete internationale Plansprache.
Zamenhof wohnte in der Stadt Białystok im heutigen Polen, in der damals Russen, Polen und Deutsche zusammenlebten. Da es in der Kommunikation zwischen den Bewohnern verschiedener Herkunft zu Problemen kam, wollte Ludwig Zamenhof eine neue Sprache kreieren, die den Missverständnissen entgegenwirken sollte. Die innere Idee von Esperanto ist: auf neutralem sprachlichem Fundament die Mauern zwischen Völkern zu beseitigen, erklärte er später. Der ursprüngliche Name der Sprache war Internacia Lingvo (auf Deutsch: internationale Sprache). Allerdings setzte sich ein Teil seines Autoren-Pseudonyms D-ro Esperanto (Dr. Hoffender) durch.
Die Sprache unterliegt wenigen Grammatikregeln und besteht aus vielen internationalen Wörtern. Der Wortschatz des Esperanto entstammt überwiegend den europäischen, vornehmlich den romanischen Sprachen, ferner dem Deutschen und Englischen, in geringem Umfang auch slawischen Sprachen. Außerdem wurden Wörter u. a. aus dem Griechischen entlehnt. Bei Esperanto handelt es sich um eine agglutinierende Sprache, das bedeutet also, dass die unterschiedlichen Wortelemente aneinander gefügt werden. Für die Deklination von Substantiven sowie für die Konjugation von Verben ist jeweils nur ein Schema anzuwenden.
Zwar ist die Sprache in dieser Zeit nicht zu einer Weltsprache geworden, dennoch ist sie im Netz recht weit verbreitet. Über die weltweite Zahl der Sprecher liegen keine gesicherten Daten vor. Beim Sprachlern-Portal lernu.net sind aber inzwischen mehr als 120.000 Nutzer angemeldet. Bei Wikipedia nimmt Esperanto hinsichtlich der Artikelanzahl den 27. Rang ein noch vor Dänisch, Hebräisch und Hindi.
Wegen der einfachen Grammatik interessieren sich vor allem Informatiker für die Kunstsprache. Sie testeten eine vereinfachte Esperanto-Version als Maschinen-Zwischensprache für die Übersetzung aus. Des Weiteren kam die Idee auf, die Europäische Union könne mit ihren vielsprachigen Dokumenten von der internationalen Plansprache profitieren. Der Durchbruch von Esperanto als Weltsprache lässt allerdings nach wie vor auf sich warten. Zamenhof ging bereits Anfang des 20. Jahrhunderts davon aus, dass es an staatlicher Hilfe fehlen würde.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: heute.de, 25.07.2012; wikipedia.de.]