„Inferno“ heißt der neueste Roman des US-amerikanischen Unterhaltungsschriftstellers Dan Brown. Der Verlag Doubleday wollte aus Marketinggründen, dass der dritte Band der Thriller-Reihe mit der Hauptfigur Robert Langdon auf den wichtigsten Buchmärkten der Welt gleichzeitig erscheint.
Deshalb wurden nicht nur – wie inzwischen bei Bestsellern üblich – pro Sprache mehrere Übersetzer eingespannt. Zusätzlich hatte man die Übersetzer für Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Brasilien an einem einzigen Ort in einem Büro zusammengezogen. Von Mitte Februar bis Anfang April 2013 leisteten die 11 Literaturübersetzer täglich Akkordarbeit – im Keller des futuristischen Verlagsgebäudes von Mondadori vor den Toren Mailands.
Jeden Morgen wurden die Sprachsklaven in ihren Hotels abgeholt und abends wieder zurückgefahren. Bewaffnete Wachleute holten die englischen Originalmanuskripte von „Inferno“ jeden Morgen aus einem Tresorraum und schlossen sie abends wieder weg.
Die Übersetzer arbeiteten an auf den Tischen festgeschraubten Laptops. Mobiltelefone waren verboten, einen Internet-Zugang gab es nur an einem gesonderten, beaufsichtigten Arbeitsplatz.
Außerhalb ihres Verlieses durften die Übersetzer nur die Cafeteria und die Kantine von Mondadori betreten. Es war ihnen verboten, anderen Verlagsmitarbeitern mitzuteilen, was sie im Gebäude machten.
Für den deutschen Lübbe Verlag übersetzten Axel Merz und Rainer Schumacher, als Lektor wirkte ebenfalls vor Ort in Mailand Ruggero Leo.
In einem Gespräch mit dem Focus erklärt Rainer Schumacher, dass er lediglich seiner Frau habe sagen dürfen, warum er nach Mailand reisen müsse. „Meinen Freunden habe ich nichts gesagt. Und nachfragen konnten sie auch nicht – ich war einfach plötzlich weg. Für zwei Monate.“
Und worum geht es in dem Roman? Die Inhaltsangabe des Verlags lautet:
Robert Langdon ist zurück – und der Held aus Dan Browns Weltbestsellern „Illuminati“, „Sakrileg“ und „Das verlorene Symbol“ hat sein wohl größtes Abenteuer zu bestehen.
Dante Alighieris „Inferno“, Teil seiner „Göttlichen Komödie“, gehört zu den geheimnisvollsten Schriften der Weltliteratur. Ein Text, der vielen Lesern noch heute Rätsel aufgibt. Um dieses Mysterium weiß auch Robert Langdon, der Symbolforscher aus Harvard. Doch niemals hätte er geahnt, was in diesem siebenhundert Jahre alten Text schlummert. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks macht sich Robert Langdon daran, das geheimnisvolle »Inferno« zu entschlüsseln.
Aber schon bald muss er feststellen, dass die junge Frau ebenso viele Rätsel birgt wie Dantes Meisterwerk. Und erst auf seiner Jagd durch halb Europa, verfolgt von finsteren Mächten und skrupellosen Gegnern, wird ihm klar: Dantes Werk ist keine Fiktion. Es ist eine Prophezeiung. Eine Prophezeiung, die uns alle betrifft. Die alles verändern kann. Die Leben bringt. Oder den Tod.
Weiterführende Links
- buchreport: Im Bunker (mit Fotos des deutschen Übersetzers Axel Merz, die den „Bunker“ von innen zeigen)
- FAZ: Der Dan Brown-Code: Top Secret
- Focus: „Inferno“-Übersetzer Rainer Schumacher: „Ich war einfach plötzlich weg“ (Interview mit Rainer Schumacher)
- 2019-12-07: „Les Traducteurs“ – Literaturübersetzer Hauptfiguren in französischem Kino-Thriller
- 2012-09-27: Geheimhaltung um Rowling-Roman: Übersetzerinnen mussten an angeketteten Laptops arbeiten
- 2009-09-18: Dan-Brown-Turboübersetzung: 509 Seiten in 10 Tagen
- 2009-07-22: Ein Sakrileg? Sechs Übersetzer übertragen neuen Dan Brown in zehn Tagen
Richard Schneider