Das deutsche Innenministerium hat insgesamt 182 afghanischen Ortskräften eine Aufnahmezusage nach § 22 Satz 2 Aufenthaltsgesetz erteilt. In einer Pressemitteilung vom 20.10.2013 heißt es:
All diese Ortskräfte konnten glaubhaft machen, dass sie individuell bedroht sind. Hierzu gehören beispielsweise Dolmetscher, die offenkundig und sichtbar für die Bundeswehr oder die Bundespolizei tätig waren.
Die Aufnahmezusage bedeutet, dass die Betroffenen mit ihren Familien nunmehr jederzeit das Visumverfahren betreiben und nach Deutschland einreisen können, wenn sie es wünschen. Nach der bisherigen Erfahrung ist allerdings davon auszugehen, dass eine Reihe von Ortskräften zumindest noch zunächst in Afghanistan verbleiben möchte, um z. B. ihre Tätigkeiten fortzusetzen.
Die erteilten Aufnahmezusagen zeigen, dass die Bundesregierung ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den für deutsche Stellen tätigen afghanischen Mitarbeitern umfassend Rechnung trägt. Dies gilt insbesondere für all diejenigen, deren Beschäftigungsverhältnis aufgrund der Reduzierung der deutschen Präsenz in Afghanistan endet.
Die meisten Afghanen, denen nun eine Ausreise angeboten wird, arbeiteten in dem vor einigen Wochen geschlossenen Feldlager Kunduz. Seit mehreren Monaten hatte eine gemeinsame Arbeitsgruppe von Bundeswehr, Außenministerium, Innenministerium und den Sicherheitsbehörden die Anträge von Afghanen gesammelt und deren Gefährdung anhand eines Kriterienkataloges in drei Stufen eingeordnet.
Abfindungen, Weiterbildung, Jobvermittlung
Den ehemaligen afghanischen Mitarbeitern im Feldlager Kunduz zahlt die Bundeswehr Abfindungen in Höhe von zwei Monatsgehältern sowie Prämien, die sich nach der Länge der Zusammenarbeit richten. Das Monatsgehalt eines afghanischen Dolmetschers beläuft sich auf 600 US-Dollar.
Die deutsche staatliche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) organisiert darüber hinaus Weiterbildungsprogramme in Afghanistan. Einigen Dolmetschern sind Jobs bei Hilfsorganisationen in Afghanistan angeboten worden.
Afghanistaneinsatz doppelt so lang wie Zweiter Weltkrieg
In Afghanistan herrscht seit 1978 fortwährend Krieg. 2001 entsandte die damals rot-grüne Bundesregierung ein Kontingent deutscher Soldaten, das im Lauf der Jahre auf rund 5.000 Personen aufgestockt wurde. Seit einigen Monaten läuft nun der geordnete Rückzug, der 2014 abgeschlossen sein soll.
Insgesamt hat die Bundeswehr im Verlauf ihres Einsatzes, der doppelt so lange wie der Zweite Weltkrieg gedauert hat, rund 1.400 afghanische Hilfskräfte beschäftigt. Darunter befinden sich rund 600 Dolmetscher, die als besonders gefährdet gelten, da sie von den Taliban als Verräter und Kollaborateure angesehen werden.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Bundesministerium des Innern, 2013-10-30. Bild: Bienert / Bundeswehr; Sebastian Wilke / Bundeswehr.]