Deutschland sei ein Übersetzerland, so der erste Vorsitzende des Literaturübersetzerverbandes VdÜ, Hinrich Schmidt-Henkel. „Wir sind ein ganz gewichtiger Teil der Verlagswirtschaft.“ Denn fast jedes zweite belletristische Buch in Deutschland sei eine Übersetzung, so Schmidt-Henkel in einem Gespräch mit dem Deutschlandradio Kultur auf der Leipziger Buchmesse.
Die Auftragslage der Literaturübersetzer sei gut und unterliege keinen großen Schwankungen. Eigentlich gebe es sogar „zu wenig qualifizierte Übersetzer“.
Auch an einer angemessenen Würdigung des Berufsstandes fehle es nicht: „Es gibt Preise, es gibt Auszeichnungen, es gibt eine stärkere Sichtbarkeit als früher. […] Die Sonntagsreden würdigen uns auch immer wunderbar.“
Das Problem liege woanders: „Sonntagsreden und wirtschaftliche Realität, die klaffen allerdings empfindlich auseinander.“ Schmidt-Henkel weiter:
Preise und Förderungen sind natürlich immer Einzelereignisse. Das erlebst du im Übersetzerleben hier und da vielleicht mal, vielleicht ein seltenes Mal. Viele, die es verdienen würden, bekommen nie einen Preis. Wir haben den deutschen Übersetzerfonds, der jedes Jahr eine große Anzahl von Stipendien vergibt – auch das ist etwas sehr, sehr Wichtiges, ist unentbehrlich. Aber man muss sagen auf der anderen Seite: Das was wir im Alltag durch unsere tägliche Arbeit erwirtschaften können, reicht vorne und hinten nicht.
Neue Einigung mit Verlagen im Streit um angemessene Vergütung
In dem mehr als sechs Jahre währenden Streit der Literaturübersetzer mit den Verlagen, der bis vor das Bundesverfassungsgericht getragen wurde, sei jetzt außergerichtlich mit einer Gruppe von Verlagen eine neue Vergütungsregelung erarbeitet worden. Diese habe das Zeug dazu, für die gesamte Branche eine Einigung zu bringen.
Die wesentlichen Inhalte seien eine „bessere Absatzbeteiligung der Übersetzer“, also eine „Beteiligung am Buchverkauf vom ersten Exemplar“. Dafür sei man den Verlagen bei den Beteiligungen an Taschenbuchrechten entgegengekommen.
Das vollständige Gespräch kann auf der Website von Deutschlandradio Kultur sowohl in Textform als auch als Audiomittschnitt (5:28 Minuten) aufgerufen werden.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Deutschlandradio, 2014-03-11. Bild: VdÜ.]