Anglizismen auf dem Abstellgleis: Leser der Deutschen Sprachwelt küren Bahn zum „Sprachwahrer des Jahres“

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Bild: Hans-Joachim Kirsche / DB

Die Deutsche Bahn, Otfried Preußler und La Brass Banda sind „Sprachwahrer des Jahres“ 2013. Das gab die Zeitschrift Deutsche Sprachwelt auf der Leipziger Buchmesse 2014 bekannt.

Die Leser wählten die Bahn mit 19,5 Prozent auf den ersten Platz. An zweiter Stelle folgt mit 14,8 Prozent der im vergangenen Jahr verstorbene Preußler. Platz drei errang mit 14,0 Prozent die bayerische Blasmusikgruppe „La Brass Banda“, gefolgt vom bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle mit 12,8 Prozent. Dahinter liegt Sängerin Beatrice Egli mit 10,6 Prozent.

Bahn stellt Anglizismen aufs Abstellgleis

Die Bahn stellte Anglizismen aufs Abstellgleis, nachdem ihr Vorstandsvorsitzender Hartmut Mehdorn, Sprachpanscher 2007, das Unternehmen verlassen hatte und Peter Ramsauer, Sprachwahrer 2010, Bundesverkehrsminister geworden war. Der neue Bahnchef Rüdiger Grube sorgte dafür, dass die Bahn jetzt fast durchgängig wieder die deutsche Sprache verwendet.

Das Unternehmen ersetzte nicht nur die „Service Points“ durch Schalter mit der Aufschrift „Information“, sondern nutzt ein großes Glossar zur Vermeidung entbehrlicher Anglizismen. So sollen Mitarbeiter nicht mehr von „Flyern“, sondern von Handzetteln sprechen.

Otfried Preußlers letzlich vergeblicher Kampf gegen die Sprachpolizei

Preußler schuf zahlreiche Kinderbuchklassiker („Räuber Hotzenplotz“). Er konnte, als er im Sterben lag, nicht mehr verhindern, dass der Stuttgarter Thienemann-Verlag den Bestseller „Die kleine Hexe“ politisch korrekt umschrieb. Im Faschingskapitel wurden etwa aus Eskimofrauen „Indianerinnen“ und aus Negerlein „Messerwerfer“.

Bayerische Blasmusikgruppe singt auf Deutsch

„La Brass Banda“ hätte Deutschland mit einem deutschsprachigen Lied beim Eurovision Song Contest vertreten können. Doch ein ARD-Preisgericht kippte die Publikumsentscheidung zugunsten eines englisch gesungenen Stückes.

Deutsche Bahn „Erfolgsgeschichte der deutschen Sprachschützer“

Thomas Paulwitz, Schriftleiter der Deutschen Sprachwelt, freut sich besonders über die Entwicklung bei der Deutschen Bahn:

Es ist eine Erfolgsgeschichte der deutschen Sprachschützer, wie nach und nach eine „Sprachpanscherin“ zur „Sprachwahrerin“ wurde. Die Deutsche Bahn änderte ihre Richtung, nachdem sich im Jahr 2009 ihr oberster Lokomotivführer Hartmut Mehdorn, Sprachpanscher des Jahres 2007, verabschiedet hatte.

Der Führungswechsel ermöglichte es, die jahrelangen Proteste der Sprachschützer endlich zu berücksichtigen. Ein Unternehmenssprecher äußerte jetzt: „So haben wir über die Jahre natürlich auch eine Vielzahl von Rückmeldungen unserer Kunden zu unseren Ansagen auf den Bahnhöfen, den Durchsagen in den Zügen oder auch zu Wortwahl und Begrifflichkeit in unseren Kundeninformationen erhalten. Solche Hinweise fließen selbstverständlich laufend in unsere Einschätzung für eine angemessene und zielgerichtete Kommunikation ein.“

Bereits einige Jahre zuvor hatte eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten der Union die Änderungen vorbereitet. Die „Initiative Sprachlicher Verbraucherschutz“, der unter anderem die Abgeordneten Julia Klöckner, Erika Steinbach und Gitta Connemann angehörten, führte schon im Jahr 2007 Gespräche mit der Bahn. Diese versprach, die Erarbeitung verständlicherer Informations- und Hinweismöglichkeiten zu prüfen.

Die Initiative wurde 2007 als „Sprachwahrer des Jahres“ ausgezeichnet, ebenso wie drei Jahre später Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Dieser setzte sich schon kurz nach seinem Amtsantritt Ende 2009 dafür ein, dass die Deutsche Bahn als privatrechtlich organisiertes Staatsunternehmen weniger Anglizismen verwendet. Ramsauer konnte unmittelbar Einfluss nehmen, denn das Eisenbahn-Bundesamt untersteht als Bahn-Aufsichtsbehörde dem Bundesverkehrsministerium.

Auszeichnung „Sprachwahrer des Jahres“

Seit dem Jahr 2000 wählen die Leser der Deutschen Sprachwelt den „Sprachwahrer des Jahres“, um vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die Auszeichnung erhielten bisher beispielsweise Frank Plasberg (2012), Loriot (2011), Porsche (2007), Papst Benedikt XVI. (2005) und Reiner Kunze (2002).

Über die Deutsche Sprachwelt

Die Deutsche Sprachwelt ist mit rund 80.000 Lesern die größte deutsche Zeitschrift für Sprachpflege und Sprachpolitik. Sie ist Sprachrohr und Plattform einer ständig wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt. Die Zeitschrift tritt für die Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache und für ein neues Sprachbewusstsein ein. Die Druckausgabe erscheint vierteljährlich.

www.deutsche-sprachwelt.de

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[Text: Deutsche Sprachwelt. Quelle: Pressemitteilung Deutsche Sprachwelt, 2014-03-12.]