„Normal ist das nicht. Es gibt in Deutschland über 4,4 Millionen Selbstständige. Nicht einmal die Hälfte von ihnen beschäftigt Angestellte“, schreibt das Monatsmagazin impulse, das in einer Artikelserie in mehreren Heften das Phänomen der Solo-Selbstständigen beleuchtet.
Im aktuellen Heft 4/2014 widmet sich die Fachzeitschrift für kleine und mittelständische Unternehmer unter der Überschrift „Zusammen ist man weniger allein“ denjenigen Einzelkämpfern, die Mitarbeiter eingestellt haben und so zum Arbeitgeber wurden.
„Wer expandieren und größere Aufträge gewinnen will, kommt ohne feste Angestellte meist nicht aus. Bei losen Kooperationen mit freien Mitarbeitern oder Netzwerkpartnern geht oft das Folgegeschäft verloren“, schreibt das Blatt.
Wann sollten Einzelkämpfer diesen Schritt wagen? „Wenn Sie die Arbeit allein nicht mehr schaffen oder die Chance sehen, größere Aufträge zu gewinnen“, sagt Andreas Lutz, Betreiber des Gründerportals gruendungszuschuss.de. Gebe es dauerhaft mehr Arbeit als Kapazität, sei oft der richtige Moment gekommen, um zu wachsen.
Der Kommunikationsberater Axel Kühn beschreibt seine eigene Entwicklung und meint, es sei „eine einfache Rechnung“ gewesen, die ihn veranlasst habe, Mitarbeiter einzustellen: „Ich habe überlegt, wie viel Geld ich in der Zeit verdienen kann, in der ich hier sitze, Reisen buche und Abrechnungen mache.“ Er habe beschlossen, Arbeit abzugeben, „die nicht wertschöpfend ist, aber gemacht werden muss“. Heute beschäftigt er fünf Angestellte.
Der erste Mitarbeiter ändert alles
Werde der Einzelkämpfer zum Chef, ändere sich alles, so impulse: „Entscheidungen betreffen nicht mehr nur ihn. Mit der doppelten Kapazität kann man das Doppelte leisten. Man braucht aber auch doppelt so viele Aufträge. […] Ist überhaupt genug Platz? Müssen wir umziehen?“
Langsam an den Quantensprung herantasten
Andreas Lutz erklärt: „Viele Unternehmer haben vor diesem ersten Schritt großen Respekt, weil es auch von ihnen ganz andere Qualifikationen erfordert.“ Er rät, sich an diese Aufgabe heranzutasten, also zunächst freie Mitarbeiter zu beschäftigen, dann 450-Euro-Kräfte und Studenten einzustellen und erst nach diesen Erfahrungen die erste Vollzeitkraft zu suchen.
Rücklagen unabdingbar, Banken keine Hilfe
Fachleute raten, als Arbeitgeber mit so viel Rücklagen zu starten, dass man notfalls drei Monate durchhalten kann, ohne einen Cent Gewinn zu erwirtschaften. IT-Spezialist und Firmengründer Renke Holert empfiehlt, nur dann Mitarbeiter einzustellen, wenn man die Expansion aus eigenen Mitteln stemmen kann. Von Banken sei im Notfall nicht viel zu erwarten. Im Artikel heißt es:
Schon bei der Gründung machen viele Selbstständige die Erfahrung, dass ihnen die Bank eher den Dispokredit für das Privatkonto sperrt, als einen Kredit für die Firmengründung zu gewähren. Bei einer späteren geplanten Expansion sieht es oft nicht besser aus. Eine Vergrößerung bedeutet mehr Personal, mehr Kosten. Die Finanzierung von Betriebsmitteln, darunter fallen Gehälter, unterstützen Banken ungern.
Lernen loszulassen
Wer Mitarbeiter anstellt, darf nicht mehr alles selbst erledigen, denn sonst geht die Rechnung nicht auf. Für viele langjährige Einzelkämpfer ist es aber schwierig, loszulassen und Aufgaben zu delegieren.
Holert sagt, er habe mit den Mitarbeitern viel mehr kommunizieren müssen als erwartet, um Arbeitsabläufe und Ziele zu erklären. Aber die Entscheidung habe sich gelohnt: „Erst war es mehr Verantwortung. Jetzt ist es eine große Erleichterung.“
Wie sieht es in der Übersetzungsbranche aus?
Beschäftigen Sie selbst einen oder mehrere Mitarbeiter (Praktikanten, Bürohilfen, Projektmanager) und können Sie dies weiterempfehlen? Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen. Wir würden zu einem späteren Zeitpunkt gerne einen Artikel dazu verfassen und verschiedene Stimmen zu Wort kommen lassen. Unsere E-Mail-Adresse: rs@uepo.de
[Text: Richard Schneider. Quelle: impulse 4/2014. Bild: Doc Rabe Media / Fotolia.]