Aus Anlass des G7-Gipfeltreffens auf Schloss Elmau hat das manager magazin ein Gespräch mit Helle Fordyce (38) geführt. Fordyce lebt in Berlin und arbeitet in Teilzeit als Dolmetscherin für Deutsch, Englisch und Spanisch im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Wir erfahren, dass in dem Beruf überwiegend Frauen arbeiten, davon die meisten als Freiberuflerinnen. Beim Dolmetschen komme man auch mit Themen in Berührung, die einen persönlich bewegten: „Trotzdem ist die oberste Pflicht immer: absolute Neutralität. Ich gebe nur wieder, was die Ministerin sagt.“
Es sei „extrem anstrengend“, simultan zu dolmetschen. Deshalb arbeite man grundsätzlich zu zweit. „Der Beruf ist sehr stressig – meine Berufsunfähigkeitsversicherung hat mich in die höchste Risikostufe eingeteilt, zusammen mit Piloten und Elektrikern“, so Fordyce.
Über die Beschäftigungssituation der Sprachmittler in den Bundesministerien sagt Fordyce:
Es gibt angestellte oder verbeamtete Dolmetscher und Übersetzer und die kommen zum Einsatz, wenn ihre Sprache gebraucht wird. Manche Behörden beschäftigen mehr Dolmetscher als andere, wie etwa das Auswärtige Amt, der Bundestag oder das Verteidigungsministerium, weil diese Behörden besonders viele Kontakte mit dem Ausland haben. Es gibt auch die sogenannte Amtshilfe, wo sich die Ministerien gegenseitig Dolmetscher ausleihen. Für besonders exotische Sprachen werden freie Dolmetscher engagiert.
Für in den Ministerien beschäftigte Dolmetscher und Übersetzer gebe es eine Sicherheitsüberprüfung und verschiedene Vertraulichkeitsabstufungen. „Sicherheitsrelevante Übersetzungen machen die Beamten oder Festangestellten“, so Fordyce.
Auf die Frage „Wann haben Sie Ihren Job gut gemacht?“ antwortet Fordyce: „Wenn das Gespräch fließt und hinterher keiner mehr weiß, dass man dabei war.“
Weiterführende Links
- Das vollständige Interview auf der Website des manager magazins: „Von Beruf Dolmetscherin – Die Politiker-Flüsterer“.
- Website von Helle Fordyce und Kollegen: www.unisono-sprachen.de
[Text: Richard Schneider. Quelle: manager magazin, 2015-06-04. Bild: Fordyce.]