Alle 150 Insassen kamen ums Leben, als am 24.03.2015 ein Airbus A320 der germanwings in den französischen Alpen an einer Felswand zerschellte. Nach der komplizierten und langwierigen Bergung der Leichen war die Überführung der 72 deutschen Opfer für den 09./10.06.2015 geplant.
Überführungstermin wegen Übersetzungsfehlern gefährdet
Doch dieser Termin sei wegen Übersetzungsfehlern geplatzt, meldete die Kölner Boulevardzeitung Express am 03.06.2015. Bei der Übersetzung der Sterbeurkunden aus dem Französischen ins Deutsche seien Fehler bei den Geburtsdaten unterlaufen, wodurch die Übersetzungen von den deutschen Behörden nicht anerkannt würden.
Die Lufthansa, die als Muttergesellschaft der germanwings die Überführung der Leichen zentral organisiert und finanziert, schrieb daraufhin an die Angehörigen: „Es tut uns leid, dass wir vor diesem Hintergrund eine Überführung in der kommenden Woche nicht mehr ermöglichen können.“
Aufregung in den Medien, Verärgerung bei den Angehörigen
Nach Angaben der Zeitung reagierten einige Angehörige mit Verärgerung auf die Mitteilung, denn es gebe bereits konkrete Planungen für die Beisetzungen in Deutschland. Auch die Aufregung in den Medien war groß. Die Meldung wurde von praktisch allen Print- und Online-Titeln aufgenommen und weiterverbreitet.
Der Luftverkehrsanwalt, den eine Gruppe von Hinterbliebenen der Schüler aus Haltern am See schon vorher engagiert hatte, heizte die Emotionen durch einen offenen Brief weiter an. Darin heißt es, die Eltern seien über die neuerliche Verzögerung „entsetzt“. Das Papier enthält Formulierungen wie „Das Leid der Angehörigen findet kein Ende.“ – „Der Zorn und die Verzweiflung nehmen zu.“ – „In Haltern am See bleiben die Eltern ratlos und traurig zurück.“ – „Müssen diesem Leid unbedingt noch weitere Qualen hinzugefügt werden?“
Verantwortliche reagieren schnell
Doch die Verantwortlichen reagierten schnell. Der Beauftragte der Bundesregierung, Steffen Rudolph, schaltete sich ein und erhielt von den französischen Behörden die Zusage, dass die Vorbereitungen für die Rückführungen wieder umgehend aufgenommen würden.
Nur 3 der 72 Übersetzungen enthielten Tippfehler
Der Bürgermeister des Gebirgsortes Prads-Haute-Bléone, Bernard Bartolini, erklärte noch am selben Tag, es handele sich um Tippfehler beispielsweise in der Namensschreibweise oder bei den Geburtsorten. Seiner Aussage zufolge geht es lediglich um drei Fälle. Er versprach: „Wir werden sie heute Nachmittag und morgen berichtigen.“ Und so geschah es.
Lufthansa Cargo konnte die Überführungsflüge von Marseille nach Düsseldorf mit einer Sondermaschine bereits am 09.06.2015 und damit planmäßig durchführen.
Viel Lärm um nichts?
Drei der 72 Übersetzungen der Sterbeurkunden der deutschen Opfer enthielten Tippfehler. Diese wurden innerhalb eines Tages korrigiert. Die Überführung fand wie ursprünglich geplant statt, keine einzige Beisetzung musste verschoben werden.
Doch darüber berichteten nur wenige Blätter.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Tagespresse. Bild: Pressebild germanwings.]