Uni Wien: Lehrgang „Akademischer Behörden- und Gerichtsdolmetscher“ für Türkisch, Arabisch oder Dari/Farsi

Mira Kadric-Scheiber
Mira Kadric-Scheiber

Die Universität Wien bietet ab Herbst 2016 erstmals einen Lehrgang für Behörden- und Gerichtsdolmetscher mit den Arbeitssprachen Türkisch, Arabisch und Dari/Farsi an. Dieser umfasst in Vollzeit zwei und berufsbegleitend drei Semester.

Es gibt keine Dolmetscherausbildung für Türkisch und Arabisch

In der Region Wien existiert keine Dolmetscherausbildung für die stark nachgefragten Sprachen Türkisch und Arabisch. Deshalb sind Richter oft gezwungen, Laien zu beeiden.

„Besonders bedenklich“ sei die Situation bei Asylverfahren, erklärt der Wiener Anwalt Christian Schmaus. Und Maria Wittmann-Tiwald, Co-Vorsitzende der Fachgruppe Grundrechte in der Richtervereinigung, weist darauf hin, dass es nicht ausreiche, die Sprachen zu beherrschen: „Die Dolmetscher müssen auch lernen, sich gegen Vereinnahmungsversuche zu wehren.“

Lehrgang soll helfen, Missstände zu beseitigen

Der neue Lehrgang am Postgraduate Center der Uni Wien soll helfen, diese Missstände zu beseitigen. Ein Ziel sei auch, das Potenzial hochqualifizierter Flüchtlinge zu nutzen, sagt Univ.-Prof. Dr. Mira Kadric-Scheiber, die den neuen Lehrgang leitet.

Der Universitätslehrgang richtet sich an Personen, die eine Qualifizierung oder Weiterbildung im Bereich „Behörden- und Gerichtsdolmetschen“ suchen. Es sollen die Kompetenzen und Fähigkeiten vermittelt werden, die in den folgenden Einsatzbereichen zur Anwendung kommen:

  • bei der Polizei
  • bei Asylbehörden
  • in Gesundheitseinrichtungen
  • in Bildungseinrichtungen
  • in sozialen Einrichtungen
  • in der Justiz

Kein Lehrgang für Laien, sondern für Akademiker

Die Eingangsvoraussetzungen sind jedoch hoch: Kenntnisse auf C1-Niveau in beiden Sprachen sowie ein abgeschlossenes Studium. Nur in begründeten Einzelfällen werden auch Personen ohne akademischen Abschluss zugelassen. Diese müssen jedoch die allgemeine Hochschulreife besitzen und mindestens vier Jahre Erfahrung in translationsrelevanten Bereichen nachweisen.

30 Studienplätze, Lehrgangsstart alljährlich im November

30 Studienplätze sind einmal jährlich zu vergeben. Bewerbungsschluss ist jeweils am 31. August und Beginn im November. Der Abschluss lautet „Akademischer Behörden- und Gerichtsdolmetscher“. Vergeben werden 60 ECTS-Punkte.

Der Lehrgang kostet insgesamt 5.500 Euro. Teilnehmer, die auf Jobsuche sind, bekommen die Lehrgangskosten vom Arbeitsmarktservice (AMS) ersetzt.

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[Text: Richard Schneider. Quelle: Uni Wien; Der Standard, 2016-07-24. Bild: Universität Wien.]

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