Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat unter dem Titel „Buch und Buchhandel in Zahlen 2017“ die Statistik für das Jahr 2016 veröffentlicht. Im Kapitel „Übersetzungen“ finden sich die unten wiedergegebenen Informationen und Zahlen.
Die für Übersetzer wichtigsten Sprachen sind demnach Englisch, Französisch und Japanisch. Die Genres, in denen der Übersetzungsanteil am höchsten ist, sind Belletristik, Kinder- und Jugendbücher sowie Comics.
Die Verlage haben 2016 zwar deutlich weniger Novitäten auf den Markt gebracht – die Zahl der Übersetzungen ist aber dennoch leicht gestiegen. Während sich die Programmplaner 2015 mehr auf deutschsprachige Titel konzentriert hatten, konnten Übertragungen aus anderen Sprachen im Jahr 2016 Anteile zurückerobern.
Alles in allem sind 2016 10.496 Werke aus anderen Sprachen ins Deutsche übertragen oder als solche neuaufgelegt worden, gut 300 mehr als im Vorjahr (plus 3,1 Prozent, 2015: 10.179 Titel, minus 5,9 Prozent).
12,3 Prozent aller 2016 erschienenen Bücher sind Übersetzungen
Im Jahr 2016 kamen 12,3 Prozent aller Erst- und Neuauflagen aus anderen Sprachen – eine Quote, die in etwa dem Mittelwert der Jahre 2008 bis 2014 entspricht.
Bei den Erstauflagen liegt der Übersetzungsanteil bei 13,6 Prozent
Etwas höher liegt die Übersetzungsquote, wenn man allein die Erstauflagen betrachtet. 9.882 übersetzte echte Buchpremieren sind 2016 auf den deutschen Markt gekommen und damit gut 400 mehr als im Jahr zuvor (plus 4,5 Prozent, 2015: 9.454 Titel, minus 5,1 Prozent). Sie stellen 2016 damit 13,6 Prozent aller Erstauflagen, im Jahr davor waren es 12,4 Prozent.
Englisch dominiert: zwei Drittel der übersetzten Bücher kommen aus dem englischen Sprachraum
Englisch ist unangefochten die wichtigste Sprache bei den Übersetzungen für den deutschen Buchmarkt. Bücher aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum stellten im Jahr 2016 64,6 Prozent aller Übersetzungen (Erstauflagen).
Unter dem Strich sind 6.380 neue Titel vom Englischen ins Deutsche übertragen worden, knapp 350 mehr als im Jahr zuvor (plus 5,8 Prozent), davon gehen 2.587 auf das Konto der Belletristik (plus 7,2 Prozent).
Setzt man diese ins Verhältnis zu den 3.682 belletristischen Übersetzungen, die 2016 insgesamt (inkl. Neuauflagen) publiziert worden sind, dann kommt Englisch hier auf einen Anteil von 70,3 Prozent. Mehr als zwei Drittel aller belletristischen Übersetzungen stammen also aus dem Englischen.
Französisch mit 10,8 Prozent der Übersetzungen auf Platz 2
Neben Englisch hat Französisch ein gewisses Gewicht im Übersetzungsranking: 1.064 Erstauflagen und damit 10,8 Prozent aller Übersetzungen sind 2016 aus der Sprache des Nachbarlandes ins Deutsche transferiert worden und damit knapp 70 weniger als im Vorjahr (2015: 1.131 Titel).
Der französische Anteil an den belletristischen Übertragungen fällt ebenfalls etwas niedriger aus als im Vorjahr (6,7 Prozent gegenüber 8,4 Prozent im Jahr 2015). Statt 295 sind im vergangenen Jahr nur 245 Erstauflagen im literarischen Grenzverkehr mit der Grande Nation herausgebracht worden. Der Rückgang bei den Übersetzungen trifft hier also vor allem die Belletristik.
Japanisch mit 6,3 Prozent überraschend auf Platz 3
Japanisch ist im Top-10-Ranking der ins Deutsche übersetzten Sprachen seit Jahren auf den dritten Platz abonniert. 623 neue Titel sind 2016 aus dieser asiatischen Sprache ins Deutsche übertragen worden, das sind in etwa so viele wie im Vorjahr.
Damit stammen zwar 6,3 Prozent aller Übersetzungen aus dem Japanischen, allerdings stellen japanische Bücher nur 0,6 Prozent der übersetzten Belletristik-Titel (22 Werke). Die meisten japanischen Übersetzungen dürften dem Comic-Genre zuzuordnen sein, vor allem den Manga-Titeln.
Niederländisch: durch Gastland-Auftritt auf Buchmesse von Rang 6 auf 4 vorgerückt (3,2 Prozent)
Die Gastlandauftritte auf der Frankfurter Buchmesse wirken sich deutlich auf die Übersetzungstätigkeit der deutschen Verlage aus. Bestes Beispiel im aktuellen Sprachranking sind die Niederlande, die 2016 gemeinsam mit Flandern Ehrengast der Buchmesse waren.
Während 2015 gerade einmal 34 literarische Titel vom Niederländischen ins Deutsche übertragen wurden, sind 2016, im Ehrengast-Jahr, 99 belletristische Novitäten in Deutschland erschienen – fast dreimal so viele.
Die Zahl aller Übersetzungen aus dem Niederländischen kletterte von 183 auf 313 Bücher. Damit arbeitete sich Niederländisch in der Liste der 10 wichtigsten Herkunftssprachen vom sechsten auf den vierten Platz hoch – mit einem Anteil von 3,2 Prozent an allen Übersetzungen (Vorjahr: 1,9 Prozent).
Niederländisch hat 2016 damit Italienisch und die Krimisprache Schwedisch überholt, die im Vorjahr Platz 4 und 5 belegten.
Übersetzungsanteil schwankt sehr stark je nach Genre
Die durchschnittliche Übersetzungsquote insgesamt – also der Anteil der Übersetzungen an allen Neuerscheinungen (Erstauflagen) – liegt wie oben schon erwähnt bei 13,6 Prozent. Weisen einzelne Genres einen höheren Wert auf, dann spielen Übersetzungen bei diesem Genre eine herausragende Rolle.
Belletristik: 26,5 Prozent Übersetzungen
Ein Paradebeispiel ist die Belletristik: Unter dem Strich sind 26,5 Prozent aller Belletristik-Erstauflagen Übersetzungen, 2015 waren es nur 24,7 Prozent.
Summa summarum sind im vergangenen Jahr 3.682 belletristische Übersetzungen herausgekommen – fast 180 mehr als im Vorjahr (plus 5,0 Prozent).
19,8 Prozent der Übersetzungen entfallen auf Kinder- und Jugendbücher
Nach der Belletristik sind die Kinder- und Jugendbücher das zweitwichtigste Segment für Übersetzer. Ihr Anteil an allen Übersetzungen beläuft sich auf 19,8 Prozent.
14,2 Prozent der Übersetzungen entfallen auf Comics – Tendenz steigend
Ein weiteres bedeutendes Segment sind die Comics, die auf einen Anteil von 14,2 Prozent an allen Übersetzungen kommen – mit steigender Tendenz (2014: 13,7 Prozent, 2011: 11,3 Prozent).
Interessant ist, dass Comics unter allen Genres den höchsten Übersetzungsanteil aufweisen. Dieser belief sich 2015 auf 52,4 Prozent (2014: 78,0 Prozent, 2011: 78,1 Prozent). Im Bereich Manga liegt er bei nahezu 100 Prozent.
Dass der Übersetzungsanteil hier innerhalb weniger Jahre um gut 25 Prozentpunkte gefallen ist, liegt an der enormen Ausweitung der gesamten Titelproduktion im Comic-Segment. Deutschsprachige Zeichner und Autoren gewinnen in diesem Bereich spürbar an Bedeutung. An der absoluten Zahl der Übersetzungen hat sich hingegen kaum etwas verändert: 2015 wurden 1.352 Comics ins Deutsche übertragen, 2014 waren es 1.365.
[Text: Börsenverein des Deutschen Buchhandels, aufbereitet und ergänzt von Richard Schneider. Quelle: Frankfurter Buchmesse, „Buch und Buchhandel in Zahlen 2017 (für 2016)“. Bild: Cornelia Pieper für Frankfurter Buchmesse.]