Ferndolmetschen: Dinslaken startet Modellprojekt an Schulen zur Kommunikation mit Eltern

Schulgebäude
Schüler lernen erfahrungsgemäß sehr schnell Deutsch - im Gegensatz zu den Eltern.

Lehrkräfte an Schulen stehen durch unzureichende Deutschkenntnisse neuzugewanderter Eltern vor großen Problemen. Immer wieder berichten Schulen, dass sich die Kommunikation mit den Eltern schwierig gestaltet oder teilweise nicht möglich ist. Es fehlen vor allem Dolmetscher für Sprachen wie Arabisch, Kurdisch, Türkisch, Farsi oder Albanisch.

Sprachmittler werden per Skype oder Telefon zugeschaltet

Genau an dieser Thematik setzt in Dinslaken am Niederrhein ein Modellprojekt mit ehrenamtlichen Sprachmittlern an. „Das innovative an dem Modellprojekt ist, dass die persönliche Anwesenheit von Sprachmittlern bei den Elterngesprächen vor Ort nicht zwingend erforderlich sein muss“, erklärt Dr. Nadia Kraam, Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte vom Kommunalen Integrationszentrum Kreis Wesel. „Wahlweise kann die Übersetzung via Skype oder über Audio-Telefonie erfolgen. Auf diese Weise wird eine flexible und schnelle Übersetzung mit geringem Aufwand ermöglicht“, so Kraam.

Ein neutrales und kultursensibles Dolmetschen soll zur Optimierung der sprachlichen Verständigung zwischen Lehrkräften und Erziehungsberechtigten mit Sprachbarrieren beitragen. Gleichzeitig ist beabsichtigt, neuzugewanderte Eltern durch einen verbesserten Informationsfluss zu ermutigen und darin zu unterstützen, sich aktiver für die Interessen ihrer Kinder einzubringen.

Das Vorhaben wurde im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ konzipiert. Es hat auch zum Ziel, das Engagement von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu stärken und sie dabei zu unterstützen, sich auf ehrenamtlicher Basis in den Integrationsprozess einzubringen.

Das Konzept wird zunächst an einer Grund- und einer Gesamtschule erprobt (Averbruchschule und Ernst-Barlach-Gesamtschule).

Sprachmittler werden speziell geschult und erhalten Aufwandsentschädigung

„Um eine gewisse Qualität zu gewährleisten, mussten die Sprachmittlerinnen und Sprachmittler mindestens das Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen vorweisen. Zudem wurden sie im speziellen Handlungsfeld Schule geschult und auf Elterngespräche vorbereitet“, so Dr. Kraam.

Durchgeführt wurde die Schulung von zwei abgeordneten Lehrkräften des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Wesel, Angela Mand und Annette Susanne Will, in Kooperation mit dem Integrationsbeauftragten der Stadt Dinslaken, Şenol Keser.

IB koordiniert Einsätze, Bundesministerium gibt finanzielle Zuschüsse

Die Einsatzkoordinierung übernimmt der Bildungsträger Internationaler Bund (IB) in Absprache mit allen Beteiligten. Für ihren Einsatz erhalten die ehrenamtlichen Sprachmittler eine Aufwandsentschädigung.

Das Vorhaben wird zunächst bis Ende 2018 im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Bei positiver Annahme und entsprechendem Bedarf könnte das Angebot verlängert und auf weitere Schulen ausgeweitet werden.

[Text: Stadt Dinslaken. Quelle: Pressemitteilung Stadt Dinslaken, 2018-08-30. Bild: Georg / Fotolia.]

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