Das Ducktionary – ein Wörterbuch der besonderen Art

Ducktionary
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Dem Ingenieur ist nichts zu schwör.

Auf der Frankfurter Buchmesse 2018 haben wir per Zufall ein Wörterbuch der besonderen Art entdeckt, das zumindest die Augen aller Comic-begeisterten Übersetzer zum Leuchten bringt.

Das Ducktionary für die polyglott globetrottende Ente will „allen Weltenbummlern das Werkzeug zum Lösen kommunikativer Zwickmühlen und Missverständnisse an die Hand gegeben“, wie es im Klappentext heißt.

Der erste Eindruck, hervorgerufen durch die im Langenscheidt-Stil gehaltene farbliche und typografische Einbandgestaltung, täuscht jedoch. Es handelt sich mitnichten um ein Wörterbuch, sondern um ein dickes Comic-Album (312 Seiten) im Wörterbuchformat rund um das Thema Sprache und Kommunikation.

Die 19 meist längeren, teils kürzeren Geschichten sind jeweils in sich abgeschlossen. Sie tragen Titel wie „Die Dolmetsch-Pille“, „Ärger mit dem Unidolm“, „Der Babbler“, „Diktatur der Stille“ oder „Fischgeflüster“.

Alle haben eines gemeinsam: Es geht um die verbale und nonverbale Kommunikation, aufgeteilt in die sechs Kapitel „Sprachen lernen leicht gemacht“, „Ohne Worte bei fremden Völkern“, „Sprachlos im Weltall“, „Mit Tieren sprechen“, „Der Technik sei Dank“ und „Ein Missverständnis kommt selten allein“. Eine Kurzgeschichte wird auf Esperanto, eine auf Englisch erzählt (jeweils mit Übersetzung).

Die im Band zusammengestellten Geschichten stammen aus den Jahren 1955 bis 2016, umfassen also weit mehr als ein halbes Jahrhundert. Fünf sind deutsche Erstveröffentlichungen.

Hinzu kommt ein längeres Vorwort von Prof. Dr. Mag. Dipl. h. c. mult. usw. usf. Primus von Quack. Ein- bis zweiseitige Einführungen in die Kapitel sowie ein zweiteiliger Anhang mit einem „Kompendium der Onomatopöien“ und einer „Enten-Mimik zum Nachschlagen“ runden das Informationsangebot ab.

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Bei der UNO in Genf.

Für Groß und Klein gleichermaßen geeignet

Während das redaktionelle Drumherum eher (aber nicht nur) für sprachlich interessierte Erwachsene gedacht ist, taugen die Bildgeschichten auch als Lesestoff für Kinder, denen auf diese Weise nebenbei ein Zugang zur Welt der übersetzenden und dolmetschenden Eltern ermöglicht wird.

Vorwort und Kapiteleinführungen vermitteln Fakten zum Thema Sprache, die vollkommen korrekt sind, stammen sie doch aus dem Großen Duckhaus, der „Entzyklopädie“ des Wissens. So erfahren wir: „Voraussetzung für die Entwicklung der Sprache, wie wir sie heute kennen, waren der aufrechte Gang und ein tief sitzender Kehlkopf.“ Ob das erste Lebewesen, das sprechen konnte, jedoch – wie im Buch behauptet – der Homo quakus war, ist in der Wissenschaft umstritten.

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Auch die finanziellen Aspekte der maschinellen Übersetzung werden nicht ausgespart.

„Falsche Übersetzung gefährlicher als keine Übersetzung“

So manch ältere Geschichte aus früheren Jahrzehnten nimmt aktuelle Entwicklungen voraus. So erinnert die Funktionsweise von „elektromechanischem Übersetzer“, „Universaldolmetscher“ (Unidolm) und „Dolmetschpille“ frappierend an die aktuell für Furore sorgende neuronale maschinelle Übersetzung. Der Begleittext mahnt:

So konnte der mit großer Hoffnung zum Einsatz gebrachte Universaldolmetscher nicht halten, was sich seine Erbauer versprachen. Mehrfach zum Einsatz gekommen, hat er bisher keine zufriedenstellenden Ergebnisse geliefert. Ja, man ist sogar der Auffassung, dass eine falsche Übersetzung gefährlicher ist als keine Übersetzung.

Ein ganzes Kapitel widmet sich der Überwindung der Sprachbarriere zwischen Mensch und Tier. Und der von Dipl.-Erfinder Daniel Düsentrieb entwickelte „Transflorator“ ermöglicht sogar die Kommunikation mit Pflanzen.

Projekt der deutschen Verlagsniederlassung – viel Lesestoff auf 312 Seiten

Das Ducktionary ist keine Übersetzung eines amerikanischen Titels, sondern eine deutsche Eigenentwicklung von Janine Eck und Dominik Madecki, die bei Egmont als Originalausgabe erscheint. Sie findet sich witzigerweise aber auch im Programm von Langenscheidt. Als Übersetzer der Bildgeschichten betätigten sich Dr. Erika Fuchs, Dominik Madecki, Harry Nützel, Sérgio Presta, Jano Rohleder, Gerd Syllwasschy und Susanne Walter.

Es handelt sich hier nicht um eines jener Geschenk- und Scherzbücher, die man einmal durchblättert und damit auch schon zu Ende gelesen hat. Die mehr als dreihundet Seiten bieten ordentlich Lesestoff.

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Der Babbler, ein Allesübersetzer aus dem Hause Duck.

Bibliografische Angaben

  • Walt Disney: Ducktionary – Für die polyglott globetrottende Ente. Berlin: Egmont, 2018.
    Originalausgabe in der Egmont Comic Collection, 312 Seiten, gebunden, 20,00 Euro, ISBN 978-3-7704-3998-0. Auf Amazon ansehen/bestellen.

Richard Schneider