Leipzig: Tag der offenen Tür am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie

Übungsraum Konferenzdolmetschen
Ein Dolmetschübungsraum am IALT der Universität Leipzig.

Das Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) der Universität Leipzig veranstaltet am 10. Januar 2019 einen Tag der offenen Tür. Angesprochen sind vor allem Studieninteressierte, aber auch Eltern und praktizierende Übersetzer und Dolmetscher, die sich eines der ältesten und mit 600 Studierenden größten universitären Ausbildungsinstitute im deutschsprachigen Raum einmal von innen anschauen möchten.

Neben einer zweimal angebotenen Fragestunde zur Ausbildung in den Studiengängen Bachelor Translation, Master Konferenzdolmetschen und Master Translatologie besteht die Möglichkeit, an zahlreichen normalen Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Diese reichen von der allgemeinen Translatologie über Kulturstudien, Fachübersetzungsübungen bis hin zum konsekutiven und simultanen Dolmetschen (siehe Veranstaltungsprogramm weiter unten).

Am späten Nachmittag findet eine Übungskonferenz statt, bei der zwei Vorträge simultan ins Arabische, Deutsche, Französische, Russische und Spanische verdolmetscht werden.

Russisch gefährdet

Sorge bereiten dem Institut Sparpläne der Universität. Derzeit kämpfe man um den Erhalt der Dolmetscher- und Übersetzerausbildung für die russische Sprache, so Prof. Carsten Sinner am 22. September 2018 in einem Gespräch mit den Dresdner Neuesten Nachrichten.

IALT-Gebäude
Das IALT befindet sich im Geisteswissenschaftlichen Zentrum (GWZ) in der Beethovenstraße.

Seit über 70 Jahren universitäre Sprachmittlerausbildung in Leipzig

Siegel Uni LeipzigIn der Universitätsstadt Leipzig wurden schon zwischen 1937 und 1945 Übersetzer und Dolmetscher an verschiedenen privaten und öffentlichen Schulen ausgebildet. Die 1945 entstandene kommunale „Fremdsprachenschule der Stadt Leipzig“ wurde 1949 in eine staatliche Fachschule umgewandelt. Vier Jahre später wurde daraus die „Fachrichtung Dolmetscher und Übersetzer“ des neugegründeten Pädagogischen Instituts Leipzig.

Am 1. September 1956 erfolgte schließlich die Gründung des Dolmetscherinstituts als akademische Ausbildungseinrichtung an der Karl-Marx-Universität, die 1409 als „Alma mater Lipsiensis“ gegründet wurde und nach der Universität Heidelberg die zweitälteste Uni Deutschlands ist.

Am 24. Januar 1969 wurde die „Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft (TAS) für die Ausbildung in fremdsprachigen Philologien“ einschließlich der Abteilung Sprachmittlung (für die Übersetzer- und Dolmetscherausbildung) gegründet. Im Dezember 1993 wurde nach tief greifenden Umstrukturierungen das „Institut für Sprach- und Übersetzungswissenschaft“ (ISÜW) eingerichtet, das seit 1999 „Institut für angewandte Linguistik und Translatologie“ (IALT) heißt. Es gehört zur Philologischen Fakultät, der zweitgrößten von 14 Fakultäten der Universität Leipzig.

Großes Renommee erfuhr das Leipziger Institut durch die „Leipziger übersetzungswissenschaftliche Schule“, die mit den Namen der Professoren Albrecht Neubert, Otto Kade und Gert Jäger verbunden ist.

Übungsanlage Konferenzdolmetschen
Das IALT verfügt über optimale technische Voraussetzungen für die Ausbildung von Konferenzdolmetschern.

Studiengänge und Fremdsprachenangebot

Den zurzeit 600 Studenten werden folgende Studiengänge angeboten: Bachelor Translation, Master Konferenzdolmetschen, Master Translatologie und das strukturierte Promotionsprogramm Translatologie und Angewandte Linguistik.

Das Fremdsprachenangebot umfasst Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch. 2010 sind Galicisch und Katalanisch hinzugekommen, 2013 dann auch Baskisch. Am Orientalischen Institut der Universität werden darüber hinaus Übersetzer für Arabisch ausgebildet.

Dolmetscherinnen in Kabinen
Übung macht den Meister – auch beim Konferenzdolmetschen.

Kooperationen mit anderen Instituten an der Universität und anderen Hochschulen in Leipzig sowie weltweit ermöglichen nicht nur eine große Vielfalt an Sprachen, sondern auch den Erwerb von soziokulturellem Auslandswissen und Ergänzungsfachwissen, etwa in Maschinenbau, Jura oder Pharmazie.

Weitere Schwerpunkte des Instituts sind, neben der translatologisch fundierten Sprachmittlerausbildung, die Fachtextlinguistik, das technical writing, die Evaluation von Translationsqualität, Translationsdidaktik und die Varietätenlinguistik.

Praxisnähe, der Einsatz moderner Technologie und einschlägiger Software sowie die Vermittlung umfassender sprachlicher, fachlicher und kultureller Kompetenz zeichnen das Curriculum des IALT aus.

Weiterführende Links

[Text: Richard Schneider mit Material des IALT. Bild: IALT / Universität Leipzig.]