100 Jahre Konferenzdolmetschen – Tagung von FTI und ILO in Genf

ILO-Konferenz 1927
Teilnehmer der internationalen ILO-Konferenz 1927 in Genf tragen Stethoskop-ähnliche Kopfhörer für die simultane Verdolmetschung. - Bild: ILO

Das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nimmt die Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Genf (FTI) zum Anlass, im Oktober 2019 eine Tagung zum Thema „100 Jahre Konferenzdolmetschen“ in den Räumlichkeiten der ILO zu organisieren.

In der Ankündigung heißt es:

100 years of conference interpreting – Looking Back and Looking Forward

In the summer of 1919, the Treaty of Versailles was signed ending WWI, giving birth to the League of Nations and the International Labour Office, ushering in a new era of multilateral diplomacy and – owing to the rise of English as an international language – establishing the need for conference interpreters. Over the past century, conference interpreting has evolved to become a recognized profession with its own vibrant community of practitioners, researchers and trainers.

On October 3 & 4, 2019, the FTI joins the ILO in celebrating their centenary by co-hosting an event around the theme “Looking back and looking forward!” to take stock of the most noteworthy achievements of the past and critically discuss the most prominent challenges of the future in conference interpreting practice, research and training.

Following the multilateral tradition, the event will provide ample room for participatory debate. The three themes – practice, research and training – will each be introduced by a keynote presentation, followed by an expert panel discussion and informed by presentations.

Whether you are a practicing professional, a trainer of conference interpreters or a researcher studying interpreters and interpreting, you’ll want to be a part of this unique event.

Ausführliche Informationen über die Tagung, die sich noch im Planungsstadium befindet, bietet die Tagungs-Website. Bis zum 15. April können noch Vorschläge für inhaltliche Beiträge eingereicht werden. Konferenzsprachen sind Englisch, Französisch und Spanisch, zwischen denen gedolmetscht wird.

ILO trieb technisch gestütztes Simultandolmetschen maßgeblich voran

Hush-A-Phone
Das Hush-A-Phone wurde nicht fürs Dolmetschen entwickelt, konnte aber in Verbindung mit einem Kopfhörer dafür genutzt werden. – Bild: Marcin Wichary, Lizenz CC BY 2.0

1919 wurden der Völkerbund und als Unterorganisation die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) gegründet. Der unter ihrer englischen Abkürzung ILO bekannten International Labour Organization kommt eine entscheidende Bedeutung in der Geschichte des Konferenz- und Simultandolmetschens zu.

Die Entwicklung des technisch gestützten Simultandolmetschens begann in den 1920er Jahren:

  • 1921 wurde das Hush-A-Phone patentiert, das in Verbindung mit einem Kopfhörer erstmals ein simultanes Dolmetschen ermöglichte.
  • 1926 wurde das Filene-Finlay-System patentiert und später an IBM verkauft.
  • 1927 setzte die ILO die von IBM weiterentwickelte Technik erstmals auf einer großen internationalen Konferenz in Genf ein.

Die Öffentlichkeit nahm von dieser Art des Dolmetschens erst 18 Jahre später bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Notiz, als die Technik bereits einigermaßen ausgereift war. Nürnberg war nicht die Geburtsstunde, aber die erste große Bewährungsprobe des Simultandolmetschens.

FTI-Hörsaal
An der FTI in Genf sind rund 600 Studierende eingeschrieben. – Bild: FTI

Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen (FTI) 1941 an Uni Genf eingerichtet

Die Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Genf gehört zu den ältesten Übersetzer- und Dolmetscherinstituten der Welt. Sie wurde 1941 unter dem Namen École d’interprètes de Genève (EIG) gegründet, 1972 mit der Einführung eines Übersetzungsstudiengangs zur École de traduction et d’interprétation (ETI) und 2011 zur Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen (FTI).

Die Fakultät zählt über 600 Studierende aus der ganzen Welt und beschäftigt mehr als einhundert Dozenten und wissenschaftliche Mitarbeiter. Das Sprachenangebot umfasst Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch und Russisch. Den Studenten stehen zahlreiche Computer- und Medienressourcen zur Verfügung sowie eine Bibliothek, die zu den besten Fachbibliotheken Europas gehört.

Die anspruchsvolle Ausbildung in den Bereichen Mehrsprachige Kommunikation, Übersetzen, Konferenzdolmetschen und Sprachtechnologie umfasst den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation, den Master Übersetzen, den Master Mehrsprachige Kommunikationstechnologien sowie den Master Konferenzdolmetschen und führt bis zum Doktorat.

Master-Absolventen der Fakultät sind weltweit tätig und tragen entscheidend zur Qualität und Verbesserung der Kommunikation in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Technik und Kultur bei. Sie nehmen eine tragende Rolle ein in internationalen Organisationen wie der UNO oder der Europäischen Union, in öffentlichen Institutionen, Behörden, Gerichten und in der Privatwirtschaft, wo sie selbstständig als Freiberufler oder im Anstellungsverhältnis ihrer Tätigkeit nachgehen.

Studiengänge an der FTI Genf

Über die Internationale Arbeitsorganisation (ILO)

100 Jahre ILODie Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Genf. Sie ist zuständig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards. Die dreigliedrige Struktur der ILO gibt Repräsentanten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie Regierungen eine gleichberechtigte Stimme bei der Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstandards. Hauptziele der ILO sind die Förderung von menschenwürdiger Arbeit, Sozialschutz und Stärkung des sozialen Dialogs.

Die International Labour Organization feiert im Jahr 2019 ihr 100-jähriges Bestehen. Damit ist die ILO die älteste Sonderorganisation der Vereinten Nationen.

Weiterführende Links

[Text: Richard Schneider mit Material von FTI und ILO.]