So viele Übersetzungen wie noch nie: Norwegen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019

Bild: Frankfurter Buchmesse

Ehrengast der Frankfurter Buchmesse ist im Jahr 2019 das Land Norwegen. NORLA (Norwegian Literature Abroad), das Zentrum für norwegische Literatur im Ausland, organisiert im Auftrag der norwegischen Regierung und des norwegischen Buchwesens den Gastlandauftritt. NORLA wurde 1978 gegründet und hat allein seit 2004 zur Übersetzung von rund 5.200 norwegischen Büchern in 65 Sprachen beigetragen.

Norwegen präsentiert seine Literatur und Kultur auf der Messe, in der Stadt Frankfurt und an vielen weiteren Orten in Deutschland. Der Ehrengastauftritt steht unter dem Motto „Der Traum in uns“, das dem Gedicht „Das ist der Traum“ des Dichters Olav H. Hauge entlehnt ist.

Margit Walsø
Margit Walsø leitet die überaus aktive NORLA. – Bild: NORLA

Noch nie so viele Literaturübersetzungen aus dem Norwegischen

NORLA-Direktorin Margit Walsø ist stolz: „Noch nie zuvor in unserer 40-jährigen Geschichte wurden von NORLA für so viele Titel Übersetzungszuschüsse bewilligt.“

2018 wurden von NORLA Übersetzungen von 639 Büchern norwegischer Autoren in 45 Sprachen gefördert. Die Gesamtzahl der ins Ausland verkauften Rechte lag 2018 bei fast 1.000 Titeln. Das macht das vergangene Jahr im Hinblick auf Literaturübersetzungen aus dem Norwegischen zum besten aller Zeiten.

Darunter stechen die Übersetzungen ins Deutsche hervor: Allein 80 deutschsprachige Ausgaben norwegischer Titel sind 2018 gefördert worden. Noch nie zuvor hat NORLA so viele Übersetzungen in eine einzelne Sprache gefördert. Insgesamt werden in den Jahren 2018 und 2019 250 norwegische Bücher auf Deutsch erscheinen.

„In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Übersetzungen verdoppelt, seit 2004 verfünffacht. Die Belletristik ist der größte Bereich, doch am meisten steigen bei uns die Zahlen für Kinderbücher und Sachbücher“, so Walsø. Die große Zahl von Übersetzungen sei das Ergebnis der Arbeit von Literaturagenten, der übrigen Buchbranche und NORLA zur Förderung norwegischer Literatur in den deutschsprachigen Ländern und im Zusammenhang mit dem Status von Norwegens als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2019.

„Die norwegische Literatur befindet sich zweifelsohne in einer sehr guten und spannenden Phase“, so Walsø. Nicht zuletzt dank der finanziellen Mittel, die NORLA norwegischen Verlagen und Agenten für Probeübersetzungen zur Verfügung stellt. Bedeutende Summen werden auch ausländischen Verlagen genehmigt: normalerweise werden 50 % der Kosten für die Übersetzung, in Ausnahmefällen 75 % übernommen.

NORLA-Direktorin: Übersetzer „phantastische Menschen“ und „wichtigste Vermittler“

„Und dann dürfen wir auch die vielleicht wichtigsten Vermittler dort draußen nicht vergessen: die Übersetzer. Oft sind sie es ja, die gute und spannende norwegische Buchprojekte aufgreifen und diese an Verlage, mit denen sie in Kontakt stehen, weiterempfehlen“, sagt Margit Walsø. „Ich bewundere ihre Begeisterung und ihr Engagement. Das sind die phantastischsten Menschen, die ich kenne. Und sie haben ein so großes Wissen, mit dem sie nie hausieren gehen.“

Gruppenbild Pressekonferenz
Auf einer Pressekonferenz stellten Juergen Boos (Direktor Frankfurter Buchmesse), Margit Walsø (Direktorin NORLA), Halldór Guðmundsson (Projektleiter Ehrengastauftritt 2019), Petter Ølberg (Botschafter Norwegens in Deutschland) und Vertreter des Kulturprogramms die geplanten Aktivitäten vor. – Bild: Frankfurter Buchmesse

Umfangreiches Kulturprogramm zu bildender Kunst, Bühnenkunst, Musik, Film und Architektur

Auf einer Pressekonferenz am 4. Juni 2019 im Frankfurter Museum Angewandte Kunst wurde das Konzept für den Gastland-Auftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse 2019 vorgestellt. Neben dem Literaturprogramm wird ein umfangreiches Kulturprogramm präsentiert, das bildende Kunst, Bühnenkunst, Musik, Film und Architektur umfasst.

  • Die Schirn Kunsthalle, ebenfalls in Frankfurt, zeigt vom 26. September 2019 bis zum 12. Januar 2020 eine Ausstellung mit 26 Werken der Textilkünstlerin Hannah Ryggen (1894–1970).
  • Das Museum Angewandte Kunst widmet seine gesamte Ausstellungsfläche ab dem 11. Oktober 2019 bis zum 26. Januar 2020 dem Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019. Als House of Norway versammelt es herausragende Positionen aus Norwegens Kunst und Kultur, Design, Handwerk und Architektur.
  • Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf präsentiert vom 12. Oktober 2019 bis zum 1. März 2020 „Edvard Munch gesehen von Karl Ove Knausgård“.

Außerdem ergänzen eine Ausstellung zum Werk von Harald Sohlberg in Wiesbaden, Aufführungen von Stücken Henrik Ibsens und Jon Fosses, Ausstellungen zeitgenössischer Künstler sowie zahlreiche Konzerte das Programm im deutschsprachigen Raum.

In Frankfurt nehmen das Deutsche Architekturmuseum, das Fotografie Forum Frankfurt, die Ausstellungshalle Portikus, das Künstlerhaus Mousonturm, das Deutsche Filmmuseum und viele andere am Kulturprogramm teil.

75 norwegische Autoren kommen nach Frankfurt

Auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse werden Erika Fatland und Karl Ove Knausgård als literarische Redner sprechen:

  • Die Journalistin und Autorin Erika Fatland beherrscht acht Sprachen und hat bereits mehrere hochgelobte Bücher veröffentlicht, darunter Sowjetistan, das mit dem norwegischen Buchhandelspreis ausgezeichnet und schon in zehn Ländern veröffentlicht wurde; gerade ist ihr Buch Die Grenze auf Deutsch erschienen.
  • Karl Ove Knausgård gilt als vielleicht wichtigster norwegischer Gegenwartsautor. Seine Bücher, unter anderem sein sechsbändiges autobiografisches Projekt – Min Kamp – wurden in über 30 Sprachen übersetzt und sind vielfach preisgekrönt.

Rund um die Frankfurter Buchmesse werden mehr als 75 norwegische Autoren erwartet. Unter anderem reisen Maja Lunde, Jo Nesbø, Dag Solstad und Maria Parr nach Frankfurt.

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, erklärt: „In diesem Jahr werden wir Norwegens vitale Literaturszene kennenlernen, und darauf freue ich persönlich mich schon sehr. Wir können von unserem diesjährigen Ehrengast sehr viel lernen: Nicht nur werden Autorinnen und Autoren sowie Übersetzungen aller Genres nachhaltig gefördert; auch das Lesen selbst als Kulturtechnik und als Grundlage für jede Art des demokratischen Zusammenlebens erhält in Norwegen große Aufmerksamkeit. Das sieht man nicht zuletzt an dem hohen Stellenwert, den Bibliotheken in Norwegen genießen.“

Sonderzug nach Frankfurt: Mette-Marits Litteraturtoget rollt dieses Jahr auch durch Deutschland

Mette-Marit
Kronprinzessin Mette-Marit. – Bild: Jørgen Gomnæs / Königshaus

Kronprinzessin Mette-Marit wird mit einem durch Deutschland fahrenden Literaturzug zur Frankfurter Buchmesse anreisen. Die Fahrt des Literaturzugs durch Deutschland ist einer Zusammenarbeit zwischen dem norwegischen Außenministerium, NORLA und der Deutschen Bahn AG zu verdanken.

Am 14. Oktober besteigt die Kronprinzessin, die zuvor in Düsseldorf und Berlin zu Gast sein wird, den Zug nach Köln – zusammen mit einer Gruppe Schulkinder. Auf der Reise geht es besonders um norwegische Kinder- und Jugendbücher. Wenn in Köln norwegische Schriftsteller zugestiegen sind, wird der Literaturzug nach Frankfurt fahren.

Als Botschafterin norwegischer Literatur reist die Kronprinzessin seit 2014 jedes Jahr in einem feuerroten Litteraturtoget durch Norwegen, um die Bekanntheit der zeitgenössischen Landesliteratur und die Leselust zu fördern.

Die Kronprinzessin freut sich auf diese Aktion: „Ich bin stolz und dankbar für die einzigartige Möglichkeit, die norwegische Literatur hervorheben zu dürfen. Ich freue mich darauf, mit einigen unserer besten Autoren durch das Land zu reisen und dabei die deutschen Leser kennenzulernen. Ich freue mich natürlich auch darauf, Norwegen auf der weltweit wichtigsten Arena für Literatur und Meinungsfreiheit repräsentieren zu dürfen. Die Frankfurter Buchmesse ist eine einmalige Gelegenheit, unsere norwegische Literatur unter Lesern der ganzen Welt zu verbreiten.“

Petter Ølberg, Botschafter Norwegens in Deutschland, ergänzt: „Deutschland und Norwegen sind schon seit Langem durch viele Kulturprojekte eng miteinander verbunden und inspirieren sich gegenseitig. Wir sind gleichgesinnte Nachbarn mit häufig zusammenfallenden politischen Interessen und Werten. Wir glauben beide an internationale Zusammenarbeit, Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Das Ehrengastprojekt auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Literaturzug Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mette-Marit und dem breiten Kulturprogramm werden wir nutzen, um diese Partnerschaft weiter zu vertiefen.“

Ehrengast-Halle zeichnet imaginäre Geografie der norwegischen Literatur

Logo Frankfurter Buchmesse 2019Auf der Pressekonferenz wurde auch der Siegerentwurf für die 2.300 Quadratmeter große Ausstellungshalle präsentiert: Das Konzept, das die beiden Architekturbüros LCLA und manthey kula gemeinsam entwarfen, zeichnet eine imaginäre Geografie der norwegischen Literatur. Der Entwurf verbindet einen Bereich für größere Veranstaltungen und eine ausgedehnte Innenlandschaft aus tischartigen Objekten, die skulptural-abstrakt und zugleich narrativ-verspielt sind.

Ihr Design ist inspiriert von norwegischen Gedichten und greift Ausstattungsdetails berühmter Bibliotheken auf – von Louis Kahns Leseplätzen in Exeter bis zu Gunnar Asplunds Trinkwasserbrunnen in Stockholm. Dabei bietet der Pavillon Platz für die internationale Buchausstellung „Books on Norway“, zwei Bühnen für Buchvorstellungen und andere Programmpunkte sowie ein Café.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressematerial Frankfurter Buchmesse.]