CEATL, der europäische Dachverband von 29 Literaturübersetzerverbänden, hat die erste Ausgabe von Counterpoint präsentiert. Auf 36 Seiten werden ausgewählte Aspekte des literarischen Übersetzens thematisiert.
Hanneke van der Heijden, Anne Larchet und Juliane Wammen sind die verantwortlichen Redakteurinnen der ausschließlich online erscheinenden Zeitschrift, die in einer englisch- und einer französischsprachigen Fassung herausgegeben wird.
Auf der Website des Verbandes heißt es:
Counterpoint is an e-zine for everyone interested in literary translation. Whether you are a translator, publisher, agent, researcher, student or journalist, or just have a general interest in literature across borders, the European book market, and in the people that shape both, there will be something in Counterpoint of interest to you.
We report on what’s going on inside CEATL, and we look outside as well. We present feature articles about translators and translating and deal with the broad cultural, artistic and economic context of our work. We intend Counterpoint to live up to its name and be a place where independent and sometimes contrasting voices come together and form a stronger and more enthralling whole, much like the art of literary translation itself.
Die als PDF-Datei bereitgestellte Zeitschrift für Literaturübersetzer soll fortan zweimal pro Jahr erscheinen. Sie kann von jedermann kostenlos von der Website des Verbandes heruntergeladen werden.
Mit Mitteln des Internets wird eine Zeitschrift simuliert
Die Welt der Literaturübersetzer dreht sich um das gedruckte Buch. Von dieser Fixierung kann sich auch der CEATL nicht lösen. Deshalb soll nun zweimal im Jahr mit den Mitteln des Internets eine Fachzeitschrift simuliert werden.
Dabei spart man sich zwar die Druckkosten, übernimmt aber ansonsten alle Nachteile gedruckter Publikationen:
- Es gibt einen Redaktionsschluss, der für unnötigen Zeitdruck sorgt.
- Durch den vorgegebenen Umfang und das A4-Layout entstehen Platzbeschränkungen, durch die Texte gekürzt werden müssen.
- Wegen der halbjährlichen Erscheinungsweise sind viele Informationen am Erscheinungstermin bereits nicht mehr aktuell.
Außerdem: Wenn man der Leserschaft mit jeder PDF-Ausgabe ein Dutzend neuer Artikel auf einen Schlag präsentiert, ist die Gefahr groß, dass die Zeitschrift nur kurz überflogen wird. Viele Leser nehmen sich zwar vor, diesen oder jenen Artikel später in Ruhe zu lesen, aber dazu kommt es oft nicht. Mit demselben Phänomen haben gedruckte Fach- und Mitgliederzeitschriften wie das MDÜ zu kämpfen.
Würde der CEATL hingegen jede zweite Woche einen neuen Fachartikel auf seiner eigenen oder einer gesonderten Website präsentieren, wäre die Chance höher, dass diese tatsächlich gelesen werden.
Ein richtiges Online-Magazin wäre sinnvoller
Es wäre sinnvoller gewesen, ein richtiges Online-Magazin zu schaffen, in dem in loser Folge Fachartikel in allen möglichen Sprachen erscheinen. Mit Zusammenfassungen auf Englisch und Französisch oder gar einer vollständigen Übersetzung. Ohne Redaktionssschluss, ohne Platzbeschränkungen – und tagesaktuell. Das hätte eine Menge neuer Leser auf die CEATL-Website gezogen.
„Igitt, aber das wäre dann doch nur ein Blog gewesen“, mögen jetzt manche einwenden. Im Prinzip schon, aber Blogs müssen heutzutage nicht mehr wie Blogs aussehen, sondern können wie ein Online-Magazin daherkommen und in der Seitengestaltung durchaus ästhetische Ansprüche erfüllen.
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[Text: Richard Schneider.]