Die Aussteller der Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober 2019) können ab diesem Jahr nicht nur wie bisher am Messe-Sonntag, sondern auch am Messe-Samstag Bücher und Medien verkaufen. Damit entsprechen die Veranstalter des weltgrößten Branchenevents dem Wunsch zahlreicher Verlage und Besucher.
Die Rahmenbedingungen:
- Der Verkauf von Verlagserzeugnissen mit gebundenem Preis darf nur zum festen Ladenpreis erfolgen.
- Der Buchverkauf am Wochenende wird von den ausstellenden Verlagen der Frankfurter Buchmesse individuell organisiert. Eine zentrale Messebuchhandlung ist nicht vorgesehen.
- Dennoch plant die Frankfurter Buchmesse, das Sortiment einzubinden: Ziel ist es, möglichst viele Buchhandlungen für die Betreuung und Abwicklung des Buchverkaufs an den Verlagsständen zu gewinnen. Die Einbindung des Sortiments wird von vielen ausstellenden Verlage schon am Sonntag praktiziert und soll nun auch auf den Samstag ausgedehnt werden.
- Der Buchverkauf am Wochenende wird durch die Kampagne „Inspiration. Auf der Messe und 365 Tage im Buchhandel.“ begleitet.
Diesem Vorgehen stimmte der Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in seiner Sitzung am 27. Juni 2019 zu.
Juergen Boos: „Wunsch, Bücher vor Ort zu kaufen, ist beim Publikum groß“
„Die Ausweitung des Buchverkaufs auf das ganze Buchmessen-Wochenende ist ein wichtiges Signal in die Branche“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Die Zahl der Buchkäuferinnen und Buchkäufer in Deutschland ist 2018 erstmals seit einigen Jahren wieder gestiegen. Diesen Trend wollen wir auf dem größten Branchenevent unterstützen. Der Wunsch, Bücher vor Ort zu kaufen, ist beim Publikum groß, und Verlage suchen verstärkt den Kontakt zu den Leserinnen und Lesern. Wir freuen uns deshalb sehr, unseren Service in diese Richtung ausdehnen zu können.“
„In den vergangenen Jahren hatten wir zahlreiche schwierige Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern, die nicht verstanden haben, warum der Buchverkauf am Samstag nicht gestattet ist. Daher freuen wir uns sehr über die gemeinsame Lösung und sind sicher, die Besucher werden es uns danken“, sagt Antje Buhl, Vertriebsleitung der Verlagsgruppe Droemer-Knaur.
„Den Buchverkauf auch am Messe-Samstag zu gestatten, bedeutet einen großen Gewinn für die Besucherinnen und Besucher. Und wir hoffen, dass der Anreiz für eine Messeteilnahme auch unter den unabhängigen Verlagen dadurch wieder wächst und dass die Buchmesse somit noch vielfältiger und lebendiger wird“, so Britta Jürgs, Verlegerin des Aviva Verlags und Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung.
Begleitkampagne verweist auf Bedeutung des Buchhandels
Die begleitende Kampagne stellt das Buch und die Leser ins Zentrum und verweist auf die Bedeutung des Buchhandels als Ort der Inspiration – weit über die Messe hinaus. Sie wird großflächig vor und auf dem Messegelände präsent sein und greift den Hashtag #BUCHMOMENT der weiterentwickelten JETZT EIN BUCH!-Initiative des Börsenvereins auf, die den Buchhandel auf der Frankfurter Buchmesse auch mit weiteren Maßnahmen in den Fokus rücken wird. Buchhändler können das Kampagnenmotiv als A1-Plakat bestellen. Darüber hinaus stehen für den Buchverkauf am Wochenende kostenlose Papiertragetaschen zur Verfügung, die den Claim tragen.
Buchverkauf früher grundsätzlich verboten, erst seit etwa 15 Jahren am letzten Messetag erlaubt
Viele Jahrzehnte war der Buchverkauf auf der Messe vollständig verboten – die Frankfurter Buchhändler und ihre Standesorganisationen wollten es so, weil sie Umsatzeinbußen befürchteten. Seit ungefähr der Jahrtausendwende ist der Buchverkauf immerhin am letzten Messetag sowie an allen Messetagen in den Foren und im Lesezelt erlaubt. Aber nur dann, wenn der Ladenpreis nicht unterschritten wird.
Unter der Hand wurden immer schon Bücher verkauft
Die Realität sah jedoch anders aus. Die Besucher haben das Verbot nie verstanden; sie wollten Bücher, die sie interessant fanden, immer schon möglichst sofort kaufen.
Auch viele Aussteller haben zumindest am letzten Messetag immer gerne Bücher verkauft – auch in den Jahrzehnten, in denen dies streng verboten war. Gerade für Verlage aus Übersee ist es wesentlich günstiger, am letzten Messetag notfalls alle ausgestellten Bücher einfach zu verschenken als diese für viel Geld wieder zurück über den Atlantik zu fliegen.
So war die Buchmesse unter den in Germersheim und Heidelberg studierenden künftigen Übersetzern und Dolmetschern immer schon ein Geheimtipp, um günstig an Wörter- und Fachbücher aus dem Ausland zu kommen. Preisnachlässe von 20 bis 50 Prozent waren ohne Weiteres drin. Wer es geschickt anstellte, hatte so die Kosten für Anreise und Eintrittskarte schnell wieder hereingeholt.
Junge, charmante und vermeintlich arme Sprachstudentinnen hatten bei bierbäuchigen Verlagsmanagern mittleren Alters ein leichtes Spiel. Entsprechende Gespräche hatten den Reiz des Verbotenen, fanden im Flüsterton und der Verkauf selbstverständlich ohne Quittung statt. Erleichtert wurde die Verbotsumgehung dadurch, dass mehrere Hundert Studentinnen vor allem aus Germersheim, wo eine große Hostessenvermittlung ihren Sitz hat, als Aushilfen an Verlagsständen arbeiteten. Diese konnten bei den Standverantwortlichen ein gutes Wort für bücherbedürftige Studierende einlegen.
Deshalb ist es zu begrüßen, dass der Bücherverkauf ab 2019 auf der mit mehr als 7.500 Ausstellern aus 109 Ländern, rund 285.000 Besuchern und über 4.000 Einzelveranstaltungen größten Buchmesse der Welt nun endlich so geregelt ist, dass alle Seiten damit zufrieden sein können – auch der Buchhandel.
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[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Frankfurter Buchmesse, 2019-07.]