Frankfurt: Studenten des Instituts für Skandinavistik übersetzen norwegische Literatur

Universität Frankfurt, Hauptgebäude
Das ehemalige IG-Farben-Haus ist nach dem Abzug der Amerikaner seit 2001 das Hauptgebäude der Frankfurter Universität. - Bild: Eva Kröcher, Lizenz GFDL

Der Ehrengastauftritt Norwegens auf der Frankfurter Buchmesse 2019 hatte Auswirkungen bis in die Lehre des Frankfurter Instituts für Skandinavistik. Die Goethe-Universität nutzte die Gelegenheit – wie schon beim Gastlandauftritt Islands 2011 – ihren Studierenden Praxiserfahrungen in der Übersetzung und Vermarktung von Literatur zu ermöglichen.

Im Rahmen der zweisemestrigen Lehrveranstaltung „Literatur in der Praxis – am Beispiel des norwegischen Auftritts auf der Frankfurter Buchmesse 2019“ konnten fortgeschrittene Studierende mit guten Sprachkenntnissen unter Anleitung des erfahrenen Übersetzers und Literaturvermittlers Uwe Englert eine Sammlung kurzer Texte der norwegischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche übersetzen, veröffentlichen und auf einer Veranstaltung dem Publikum vorstellen.

Prof. Julia Zernack, Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Skandinavistik, schreibt dazu im UniReport vom 10.10.2019:

Die Texte dafür – verfasst in den beiden norwegischen Schriftsprachen Bokmål und Nynorsk – haben sie selbst ausgewählt, übersetzt, redigiert und bis zur Publikation begleitet. Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Literaturforum. In dessen Zeitschrift Der Literaturbote sind die Übersetzungen im September unter dem Titel „Müssen wir nicht wach sein? Neue Literatur aus Norwegen“ erschienen.

Die Texte stammen von sechs Autorinnen und drei Autoren, die größtenteils dem deutschen Publikum noch nie vorgestellt wurden. Ein Drama in Auszügen (zum Thema Euthanasie), Gedichte, Kurzprosa, eine klassische Short Story und ein Essay zu aktuellen Fragen des Klimawandels legen Zeugnis ab vom breiten thematischen Spektrum der norwegischen Gegenwartsliteratur und auch von ihrer hohen Qualität.

Außerdem bot die staatliche norwegische Literaturvermittlung NORLA (Norwegian Literature Abroad) Skandinavistik-Studierenden Praktikumsplätze und Jobs im Rahmen des Ehrengastauftritts auf der Messe an.

Bild: Frankfurter Buchmesse

Vorstellung der Übersetzungen in „Langer Nacht der norwegischen Literatur“

Die Studenten erhielten im Hessischen Literaturforum zudem durch den Leiter Björn Jager eine Einführung in die Moderation von Autorenlesungen und konnten ihre Übersetzungen dort selbst der Öffentlichkeit vorstellen. Dies geschah in einer Langen Nacht der norwegischen Literatur, auf der unter anderem der norwegische Autor Dag Solstad las. Anwesend war ebenfalls der zurzeit meistgespielte norwegische Dramatiker Kristofer Grønskag, die Lyrikerin Cecilie Løveid und der Erzähler Mikkel Bugge.

Auf diese Weise konnten die Studierenden das Entstehen ihrer Publikation von den ersten konzeptionellen Überlegungen über die Übersetzung bis hin zur Präsentation in der Öffentlichkeit und zur Vermarktung selbt miterleben und mitgestalten.

Ringvorlesung „Norwegen zu Gast an Goethe-Uni“

An Studierende ebenso wie an ein breiteres interessiertes Publikum richtete sich im Sommersemester 2019 eine Ringvorlesung mit dem Titel „Norwegen zu Gast an der Goethe-Uni – Vorträge zur norwegischen Literatur der Gegenwart“. Fünf öffentliche Vorträgen deutscher und norwegischer Skandinavisten bot eine Einführung in zentrale Themen der norwegischen Literatur der Gegenwart.

Wissenschaftliche Tagung „Golden Age of Norwegian Literature“

Für ein wissenschaftliches Publikum hat das Institut für Skandinavistik zudem am 14.-15.120.2019 in Zusammenarbeit mit dem Ibsen-Zentrum der Universität Oslo eine internationale Tagung über die historische Bedeutung des deutschen Buchmarkts für die Vermarktung und Rezeption norwegischer Literatur ausgerichtet.

Sie stand unter dem Titel „The Golden Age of Norwegian Literature and the German Book Industry“. Nach Ansicht von Prof. Zernack erlebt Norwegen heute – vor dem Hintergrund einer prosperierenden Wirtschaft – einen ähnlichen kulturellen Boom wie zuvor schon Ende des 19. Jahrhunderts, als die norwegische Literatur mit Autoren wie Henrik Ibsen ein internationales Publikum erreichte – auf dem Weg über Deutschland.

[Text: Richard Schneider. Quelle: UniReport 5/2019.]

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