Vom 6. bis 9. November 2019 findet in Köln das Literaturfestival Crossing Borders: translate – transpose – communicate unter der Schirmherrschaft des Schriftstellers Navid Kermani und der Schauspielerin Dennenesch Zoudé statt. Dabei geht es um kulturelle und literarische Übersetzung sowie um Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kommunikation.
Die Kölner Literaturreihe Stimmen Afrikas würdigt bereits seit zehn Jahren die Schönheit und Vielstimmigkeit der afrikanischen Erzählkunst. Im Rahmen des Crossing-Borders-Festivals soll der vielsagende Akt der Übersetzung bewusst gemacht werden. Die Besucher sind außerdem eingeladen, zumindest eine Handvoll der über 2.000 Sprachen Afrikas kennenzulernen.
33 Literatur- und Kulturschaffende aus 15 Ländern in 4 Tagen
Mehr als 33 Literatur- und Kulturschaffende aus 15 Ländern werden über 4 Tage in Lesungen, Workshops, Diskussionen und Performances zu erleben sein. Gastkuratorin Dr. Bibi Bakare-Yusuf aus Nigeria, eine der bekanntesten Verlegerinnen des afrikanischen Kontinents, hat zusammen mit den Macherinnen eine Reihe hochkarätiger Literaten nach Köln eingeladen, darunter Sulaiman Addonia (Eritrea), Boubakar Boris Diop (Senegal), Mukoma wa Ngugi (Kenia), Susan Kiguli (Uganda), Sarah Ladipoh Manyika (Nigeria) und Fiston Mwanza Mujila (Demokratische Republik Kongo).
Sie werden sich untereinander und mit den Besuchern über Mehrsprachigkeit sowie die Kunst der literarischen und kulturellen Übersetzung austauschen. Lesungen und Performances bieten die Gelegenheit, die farbenprächtige, anrührende und auch humorvolle afrikanische Erzählkunst kennenzulernen.
Kontinent der 2.000 Sprachen ist auf Übersetzungen angewiesen
„Durch Lesen können wir auf vergnügliche Weise mentale und geografische Grenzen überwinden und uns andere Welten erschließen. Dafür sind wir auf eine Übersetzung angewiesen“, so die künstlerische Leiterin Christa Morgenrath.
„Im UNESCO-Jahr der indigenen Sprachen möchten wir uns für die Wertschätzung der über 2.000 afrikanischen Sprachen einsetzen“, so Morgenrath. „Auch in Köln mit seinen 180 Nationen und vielen Sprachen ist kompetente Übersetzung von soziokultureller Bedeutung. Wir möchten bewusst machen, dass die Vielfalt an Kulturen und Sprachen für den sozialen Frieden ebenso elementar ist wie die Artenvielfalt von Flora und Fauna für das ökologische Gleichgewicht. Außerdem kreieren sie zu unser aller Freude neues Wissen und neue Kunst.“
Workshop zur Kunst der literarischen Übersetzung
„Die Kunst der literarischen Übersetzung als transnationaler Wissenstransfer“ – so lautet der Titel eines kostenfreien Workshops am Freitag (8.11., 11:00 Uhr) im VHS-Studienhaus am Neumarkt (Cäcilienstraße 35). Moderiert wird er von der bekannten Literaturübersetzerin Maria Hummitzsch, deren VdÜ-Kollegin Jutta Himmelreich ebenfalls an dem Festival beteiligt ist. Dazu heißt es im Programmheft:
Die Kunst der Übersetzung wird oft unterschätzt. Sie öffnet Fenster zu anderen Zeiten und Kulturen und befähigt zu Austausch. Übersetzer müssen Texte kreativ aktualisieren und in einen anderen sozialen Kontext transferieren. Literarisches Übersetzen muss überdies Inhalte sprachlich-ästhetisch übertragen und „die Seele“ des Originals treffen – eine komplexe Aufgabe!
Kulturen und Sprachen sind selten eindeutig, sondern stets dynamisch. Übersetzung setzt also immer auch neue Akzente und spielt damit eine durchaus relevante politische Rolle beim transnationalen Wissens transfer. So sieht Achille Mbembe „die Notwendigkeit, die Vielstimmigkeit und die Übersetzung als Möglichkeit zu ergreifen, nicht die Wissens- und Machtsymmetrien fortzuführen, die gegenwärtig die globale Menschheit spalten“.
Viele der geladenen Schriftsteller meistern souverän und kunstvoll den Balanceakt zwischen Kulturen und Sprachen und überraschen mit Schmuckstücken afrikanischer Literatur und vorzüglicher Unterhaltung in vielen Sprachen.
Weitere Einzelveranstaltungen tragen Titel wie „Mehrsprachigkeit als Konzept in Bildungssystemen“, „Mehrsprachigkeit und Diversität in den Medien“ oder „Kultur, Sprachpolitiken und Macht“.
Informationen über Situation der afrikanischen Länder aus erster Hand
Die geopolitische Situation und die interkontinentale Migration verändern die Beziehungen zwischen Afrika und Europa. Afrikanische Denker wie Achille Mbembe und Felwine Sarr stellen den Universalitätsanspruch des Westens infrage und entwerfen die Vision eines selbstbestimmten Afrikas mit seiner vielfältigen Kunst und Kultur.
Die im Allerweltshaus Köln ansässige Plattform „Stimmen Afrikas“ will mit dem Literaturfestival diesem neuen Afrika-Denken und den Perspektiven für mehr Gerechtigkeit, Friedfertigkeit und gegenseitigem Respekt eine Bühne bieten.
Veranstaltungsorte rund um den Neumarkt
Spielorte und Veranstaltungspartner sind das Literaturhaus Köln, das Rautenstrauch-Joest-Museum, die Stadtbibliothek, die Volkshochschule Köln sowie das Schauspiel Köln. Für alle mehrsprachigen Veranstaltungen wird eine Verdolmetschung angeboten (Deutsch, Englisch, Französisch). Einige Veranstaltungen sind kostenpflichtig, bei anderen ist der Eintritt frei.
Das vollständige Programm des viertägigen Festivals mit umfassenden Informationen über die beteiligten Akteure können Sie weiter unten herunterladen.
Weiterführende Links
[Quelle: Stimmen Afrikas / Crossing Borders.]