Neulich stand im UEPO-Büro der Austausch einer gut zehn Jahre alten Tastatur an, die ihre betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer längst überschritten hatte und zahlreiche Tastenschäden aufwies.
Beim Bummel durch ein Elektronikfachgeschäft fiel ein Modell des unter Gamern bekannten britischen Nobelherstellers Corsair ins Auge, das lediglich 49,99 Euro kosten sollte. Nach ausführlichem Testgetippe im Geschäft habe ich das Teil mitgenommen.
Nach zweiwöchigem Dauereinsatz bin ich von dieser Tastatur des unteren Preissegments immer noch begeistert und kann sie anderen Übersetzern nur empfehlen.
Die Corsair K55 RGB ist keine mechanische Tastatur
Eines vorweg: Es handelt sich hier nicht um eine so genannte mechanische Tastatur mit aufwändigen Schaltern unter jeder Taste.
Zum Einsatz kommt stattdessen die preiswerte Rubber-Dome-Technik, bei der unter den Tasten einfach eine Art Gummimatte liegt (gelegentlich auch als Membran bezeichnet). Drückt man deren Erhebungen (Rubber Domes) nach unten, wird das Signal ausgelöst. Nach diesem Prinzip arbeiten so gut wie alle günstigen Tastaturen.
Aber mit RGB-Beleuchtung, Handballenauflage, Multimedia- und Makrotasten
Für relativ wenig Geld bietet die Corsair K55 RGB erstaunlich viel:
- RGB-Beleuchtung: Die K55 wird als Gaming-Tastatur vermarktet, deshalb steht die in diesem Bereich inzwischen übliche kunterbunte Beleuchtung in allen Farben des Regenbogens und mit diversen Effekten wie fortlaufendem Farbwechsel zur Verfügung. Lediglich bei der Regenbogenwelle merkt man, dass der Hersteller irgendwo gespart hat, denn diese verläuft etwas ruckelig und nicht so nahtlos sanft wie bei den teureren Modellen aus demselben Haus. Die Beleuchtungsintensität lässt sich per Tastendruck in drei Helligkeitsstufen variieren oder ganz ausschalten.
Beruflichen Anwendern mögen diese Beleuchtungsoptionen zunächst etwas befremdlich anmuten. Aber wer einmal eine beleuchtete Tastatur unter den Fingern hatte, möchte sie nicht mehr missen. Außerdem wird niemand gezwungen, eine flackernde Schreibtisch-Kirmes zu veranstalten. Ich habe dauerhaft für alle Tasten ein klares Blau eingestellt und wechsele an kalten Winterabenden gelegentlich zu einem heimeligen Rot.
Zur Feinjustierung von Beleuchtung und Makros kann die kostenlos verfügbare iCUE-Software verwendet werden. Das ist aber im Grunde nicht nötig, denn das meiste lässt sich auch ohne Software direkt an der Tastatur einstellen. So kann man mit der Tastenkombination FN + Zifferntasten schnell alle Beleuchtungsoptionen durchgehen. - Handballenauflage: Im Lieferumfang ist eine Handballenauflage enthalten, die an die Tastatur angesteckt werden kann und bombenfest sitzt. Ich habe bislang nie eine benutzt, wenn man von der integierten Handballenauflage eines früheren Modells des Microsoft Natural Keyboards absieht. Aber die Variante an der K55 überzeugt und sieht gut aus. Die Oberseite ist zwar nicht gepolstert, sondern hart, aber geriffelt und gummiert. Sie fühlt sich jedenfalls angenehm an und ist ausreichend groß.
- Multimediatasten: Rechts oben befinden sich drei Multimediatasten für die Lautstärke (lauter, leiser, aus) und vier zur Steuerung audiovisueller Inhalte (Stopp, Rücklauf, Abspielen, Vorlauf).
- Sechs dedizierte Makrotasten: In dieser Preisklasse absolut unüblich sind die sechs Makrotasten am linken Rand. Sie lassen sich auch in der Textverarbeitung sinnvoll und produktivitätssteigernd einsetzen.
Die Makroaufzeichnung ist bei der K55 ohne zusätzliche Software möglich: Taste MR drücken (Makrorekorder), dann die Makrotaste drücken, der das Makro zugewiesen werden soll (G1 bis G6), anschließend die zu speichernde Zeichen- oder Funktionsfolge ausführen, abschließend noch einmal MR drücken, fertig.
Für Makros benötigt man nicht unbedingt dedizierte Makrotasten. Sie lassen sich auch auf andere Tasten wie etwa die des Ziffernblocks legen. Separate Makrotasten erleichtern aber den Gebrauch, weil keine Tastenkombination wie etwa Strg-5, sondern lediglich die Taste selbst gedrückt werden muss.
Weitere Pluspunkte:
- Trotz der simplen Gummimattentechnik ist ein gewisser Druckpunkt spürbar. Die Tasten sind nicht so „schwammig“ wie bei den meisten Tastaturen dieser Preisklasse. Zusammen mit dem auffallend leisen Tippgeräusch ergibt sich ein angenehmes Schreibgefühl – auch für Zehn-Finger-Blindschreiber.
- Die Tastatur liegt rutschfest auf dem Schreibtisch. Der Anstellwinkel kann durch Ausklappfüßchen um eine Position vergrößert werden.
- Die Oberseite von Tastatur und Tastenkappen ist angerauht, sodass man keine Fingerabdrücke sieht. Lediglich die Leiste ganz oben, in der sich auch das Logo befindet, besteht aus glänzendem Plastik.
- Die Corsair K55 RGB sieht schick und professionell aus. Auf den ersten Blick unterscheidet sie sich kaum von anderen Modellen, die das drei- bis vierfache kosten.
- Für den gebotenen Leistungsumfang ist der Preis überraschend günstig (im Dezember 2019 49,99 Euro im Ladengeschäft).
Minuspunkt: Buchstaben leuchten relativ schwach
Weil die Leuchtdioden im Gegensatz zu mechanischen Tastaturen nicht direkt unter den Tastenkappen sitzen, sondern weiter unten unter der Gummimatte, dringt nur relativ wenig Licht durch die Buchstaben auf der Tastenoberfläche. Sie leuchten also nicht kräftig, sondern schimmern nur.
Was kräftig leuchtet, sind die Tastenzwischenräume. Das sieht bei der K55 sehr ansprechend aus, weil das Licht durch die milchig-weiße Gummimatte schön gleichmäßig verteilt wird.
Ein weiterer Schwachpunkt ist (wie weiter oben schon erwähnt), dass die Beleuchtungsoption „Regenbogenwelle“ etwas ruckelt. Andererseits: Alle Beleuchtungsmodi, bei denen sich etwas bewegt, nutzt man als Textarbeiter ohnehin nicht. Denn das irritiert und lenkt den Blick vom Bildschirm ab.
Kurzer Tastaturvergleich
Ein direkter Vergleich mit der Logitech G213 Prodigy aus derselben Tastaturklasse zeigt, warum die Corsair K55 RGB insgesamt besser abschneidet:
- Bei der G213 leuchten die Buchstaben auf den Tastenkappen, nicht die Tastenzwischenräume. Dieses andere Beleuchtungskonzept mag manchen Nutzern sogar besser gefallen. Aber:
- Das Tippgeräusch der G213 ist lauter als das der K55 von Corsair. Die Logitech „klappert“ mehr.
- Die G213 besitzt ebenfalls eine Handballenauflage. Diese ist aber Teil des Gehäuses und deshalb nicht abnehmbar.
- Die G213 besitzt keine Makrotasten.
- Die G213 ist 20 Euro teurer und kostet derzeit rund 70 Euro.
Es gibt auch günstige ergonomische Tastaturen, wie zum Beispiel das Microsoft Ergonomic Keyboard für ca. 55 Euro. Alle mir bekannten ergonomischen Tastaturen besitzen aber ziemlich „flache“ Tasten mit geringem Tastenhub (wie am Laptop) und ohne Einmuldung der Tastenkappen. Die Tasten haben seltsamerweise eine unergonomische, mit dem Lineal gezogene, ebene Oberfläche, auf der zumindest ich nicht komfortabel schreiben kann.
Die konkaven, Fingerkuppen-freundlich ausgeformten Tasten der Corsair K55 empfinde ich als deutlich angenehmer und ergonomischer.
Empfehlenswert und jeden Cent wert
Mein Fazit: Unter den preisgünstigen Tastaturen mit Rubberdome-Technik gehört die Corsair K55 RGB zweifellos zu den Besten. Als ich sie gekauft habe, wollte ich nur eine brauchbare Standardtastatur für den Zweitcomputer anschaffen, aber dieses Teil ist besser als erwartet.
Wer grundsätzlich nicht mit den für Vielschreiber eigentlich noch besser geeigneten mechanischen oder ergonomischen Tastaturen klarkommt, der könnte mit der K55 sogar dauerhaft glücklich werden.
Aber wie immer gilt: Probieren Sie Tastaturen im Ladengeschäft aus, denn die Präferenzen, Geschmäcker und Hände sind verschieden.
Gehen Sie dabei stets auch in die Gaming-Abteilung, denn die Bedürfnisse von Computerspielern und Vielschreibern sind zu einem großen Teil deckungsgleich. Dort findet sich vieles, was des Textarbeiters Herz begehrt: größere Mauspads, Mäuse mit Schwungrad und Verschiedenes mehr.
Weiterführender Link
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Hinweis: Dies ist kein vom Hersteller gesponserter Produkttest. Die Tastatur wurde im stationären Handel mit eigenem Geld erworben.
[Text: Richard Schneider. Bild: Corsair, Logitech, Microsoft.]