Marion Graf erhält Spezialpreis Übersetzung des schweizerischen Bundesamtes für Kultur

Marion Graf
Marion Graf ist im französischen Sprachraum vor allem als Übersetzerin von Robert Walser bekannt geworden. - Bild: Younès Klouche / BAK

Die Literaturübersetzerin Marion Graf erhält den Spezialpreis Übersetzung 2020. Die mit 40.000 Schweizer Franken (37.405 Euro) dotierte Auszeichnung wird vom Bundesamt für Kultur alle zwei Jahre im Rahmen des Schweizer Literaturpreises vergeben. Der Literaturpreis wiederum ist Teil der Schweizer Kulturpreise, mit denen auch herausragende Leistungen in den Bereichen Design, Musik, Theater, Tanz und Film gewürdigt werden.

Die Preisverleihung findet am 13. Februar 2020 in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset in der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern statt.

Französische Mutter, deutschsprachiger Vater, Auslandssemester in Russland

Marion Graf wurde 1954 als Tochter eines Schweizer Vaters und einer französischen Mutter in Neuenburg geboren und hat in Basel, Lausanne und Woronesch (Russland) russische, spanische und französische Literatur studiert.

Für ihre Tätigkeit als Übersetzerin vom Deutschen und Russischen ins Französische wurde sie schon mehrmals ausgezeichnet. Zudem arbeitet sie als Literaturkritikerin und gibt seit 2010 die Revue de Belles-Lettres heraus. Graf lebt und arbeitet in Schaffhausen.

Marion Graf, übersetzte Werke
Natürlich Robert Walser, aber auch Kornei Tschukowski, Zsuzsanna Gahse und zahlreiche andere Autoren finden sich in der Liste der von Marion Graf übersetzten Literatur.

Französisch-Übersetzerin der Werke von Robert Walser

Mit dem Namen Marion Graf verbinden französischsprachige Leser stets auch den Dichter Robert Walser. Man könne im französischen Sprachraum nicht von Robert Walser sprechen, ohne dabei an seine Übersetzerin Marion Graf zu denken, so die Jury in der Begründung ihrer Entscheidung. Andererseits sei ihr Werk keineswegs auf diesen einen Schriftsteller beschränkt:

Im Gegenteil: Sie beeindruckt durch ihre Vielfalt, stellt sich immer neuen Herausforderungen und deckt immer wieder andere Facetten des Schreibens auf. Da sind die unterschiedlichen Genres (Roman, Novelle, Jugendliteratur, Lyrik, poetische Prosa, Essay), Sprachen (Russisch und Deutsch) und natürlich die zahlreichen Autoren, die dank Marion Graf den Zugang zum französischsprachigen Publikum gefunden haben.

Wir nennen hier nur eine Auswahl: Anna Achmatova, Boris Pasternak, Wladimir Odojewski, Kornei Tschukowski, Erika Burkart, Klaus Merz, Erica Pedretti, Markus Werner, Conrad Ferdinand Meyer, Peter Utz, Aglaja Veteranyi und – ganz aktuell – Zsuzsanna Gahse.

L’écrivain et son traducteur – Der Autor und sein Übersetzer: So heißt ein wunderbarer Sammelband, den Marion Graf herausgegeben hat. Das wichtigste Wort in diesem Titel ist wahrscheinlich das unscheinbarste: „und“. Vielleicht ist es diese Konjunktion, die die Arbeit der Übersetzerin Marion Graf am besten erklärt: Ein Schreiben der Verbindung, am Schnittpunkt des Ethischen und des Poetischen.

Ihre Übersetzungen haben stets den originalen Text im Fokus, dessen Sprache und Nuancen und dessen unnachahmliche Besonderheiten, die das übersetzende Schreiben so herausfordernd und faszinierend machen. Die Texte von Marion Graf beeindrucken aber auch durch die Sorgfalt im Umgang mit der französischen Sprache selbst, deren Distanznahme von den Quelltexten und Sprachen eine Auslotung ihrer Grenzen und ihres Potentials ermöglicht.

Es sind nicht etwa Rivalitäten zwischen Sprachen oder gegenläufige Kategorien (Original vs. Übersetzung, eigen vs. fremd), die Marion Graf erforscht, sondern die Beziehungen zwischen diesen Elementen, die sie immer wieder neu erfindet: Das „Und“.

Lesungen in Lausanne und Fribourg

Die Preisträger sind verpflichtet, an einigen vom Bundesamt für Kultur organisierten Lesereisen teilzunehmen. Marion Graf ist an folgenden Terminen zu sehen und zu hören:

  • 04.03.2020, 19:00 Uhr, Lausanne, Fondation Bibliomedia Suisse & le Centre de traduction littéraire de Lausanne
    Podiumsdiskussion mit Marion Graf, Pascal Janovjak und Lydia Dimitrow. Modération: Myriam Dätwyler.
  • 25.03.2020, 19:00 Uhr, Fribourg, BCU
    Zweisprachige Lesung mit Zsuzsanna Gahse (Schweizer Literaturpreis 2019) und ihrer Übersetzerin Marion Graf.

Über die Schweizer Literaturpreise

Das Bundesamt für Kultur (BAK) vergibt jedes Jahr die Schweizer Literaturpreise. Der Schweizer Grand Prix Literatur zeichnet das Gesamtwerk einer Autorin oder eines Autors aus.

Alle zwei Jahre wird im Wechsel mit dem Spezialpreis Vermittlung der Spezialpreis Übersetzung vergeben. Zusätzlich zu diesen mit je 40.000 Schweizer Franken dotierten Auszeichnungen werden jährlich Preise für im vergangenen Jahr erschienene Einzelwerke ausgeschrieben.

Die Preisträger der Einzelwerke erhalten je 25.000 Schweizer Franken und werden durch spezifische Förderungsmaßnahmen unterstützt, die ihre Werke auf nationaler Ebene bekannt machen sollen. Insbesondere werden in der ganzen Schweiz Lesungen organisiert, die es den Autoren ermöglichen, ihr Publikum über die Sprachgrenzen hinaus zu vergrößern.

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[Quelle: Bundesamt für Kultur.]