Osnabrück: Fachtag diskutiert Wege zu mehr Nachhaltigkeit und Qualität in Sprachmittlung

Franz Loth, Caritas Osnabrück
Franz Loth, Direktor des Caritasverbands für die Diözese Osnabrück, begrüßte als Gastgeber die Tagungsteilnehmer. - Bild: Caritas Osnabrück

Mehr als 40 Vertreter der Sozial- und Integrationsministerien der Bundesländer sowie der Wohlfahrtsverbände kamen am 29. und 30. Januar 2020 in Osnabrück zum Fachtag des Projekts Sprach- und Kommunikationsmittlung SPuK Bund 3 zusammen.

Gastgeber war der Caritasverband für die Diözese Osnabrück, diskutiert wurden Wege zu nachhaltigen und qualitätsorientierten Strukturen in der Sprachmittlung. Die übergeordnete Frage lautete: Wie können die zuständigen Stellen der Bundesländer und die Wohlfahrtsverbände dazu beitragen?

SpuK-Fachtag Osnabrück
Aus ganz Deutschland waren Vertreter von Ministerien, Ämtern und Wohlfahrtsverbänden nach Osnabrück gekommen. – Bild: Urte Tegtmeyer / Caritas

Hoher Bedarf in Schulen und Ämtern

Bei der Schulanmeldung ist nicht klar, welche Vorkenntnisse Yassin aus dem Libanon mitbringt. Samira aus Syrien kann ihrem Arzt nicht genau erklären, welche Schmerzen sie plagen. Und die Eltern von Lilou verstehen gar nicht, warum ihre Mitsprache in der Kita gefragt ist. Das kennen sie aus ihrem Heimatland Frankreich überhaupt nicht.

In vielen Lebenssituationen führen eingeschränkte Deutschkenntnisse oder Unterschiede, z. B. im Bildungssystem oder der Verwaltung zwischen Deutschland und den Herkunftsländern, zu Missverständnissen. Sei es in Schule und Kita, in Beratungssituationen oder beim Arzt.

Hier setzt die Arbeit von Sprach- und Kommunikationsmittlern an. Die Dolmetscher helfen in solchen Beispielsituationen beim gegenseitigen Verständnis, wie eine Grundschullehrerin aus der Praxis erklärt: „Der Start muss gelingen und dafür ist es sehr wichtig, dass wir Sprach- und Kommunikationsmittler dabei haben. Menschen mit Migrationshintergrund können sich so verständlich machen und wir verstehen etwas von ihrem Hintergrund. Das ist enorm hilfreich für alle.“

Der große Bedarf an mündlichen Übersetzungen führte in den vergangenen Jahren zu einer Vielzahl von Sprachmittlungsprojekten in Trägerschaft von Kommunen, freien Trägern oder Wohlfahrtsverbänden. Nach einigen Jahren des Aufbaus sind viele dieser Sprachmittlungsdienste nun auf dem Weg zu mehr Qualität.

Sprachmittlung ist mehr als Dolmetschen

Auf der Osnabrücker Tagung wurden weitere Schritte zum Auf- und Ausbau von nachhaltigen Strukturen in der Sprach- und Kommunikationsmittlung vorgestellt und besprochen.

„Sprachmittlung ist mehr als Dolmetschen. Sprachmittler brauchen eine klare Rollenvorstellung, denn es geht nicht nur um die sprachliche Übertragung, sondern auch darum, unparteilich und transparent gegenüber allen Gesprächspartnern zu handeln. Um diese Qualität zu gewährleisten, sind eine solide Finanzierung und gut strukturierte Vermittlungsstellen erforderlich“, erläuterte Marika Steinke, Leiterin des SPuK-Bund-3-Projekts beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück.

Diskutiert wurde unter anderem über eine bessere Koordination der Förderung der Bundesländer. Die Teilnehmer lobten die Tagung als gewinnbringend. Zukünftig soll es einen verstärkten Austausch geben.

Caritas Osnabrück hat 2019 rund 7.200 Dolmetschstunden vermittelt

Die projektunabhängige SPuK-Vermittlungsstelle des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück hat 2019 in den Bereichen Bereich Soziales, Bildung und Verwaltung 7.200 Einsatzstunden von Sprach-und Kommunikationsmittlern vermittelt. Dadurch konnten Sprachbarrieren in der Region Osnabrück überwunden werden.

Das Projekt SPuK Bund 3 wird durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union gefördert. Ziel des Projekts ist, Sprachmittlung als Weg zur interkulturellen Öffnung zu verbreiten.

[Text: Marika Steinke / Caritasverband für die Diözese Osnabrück.]