Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet Ernest Wichner und Tatjana Baskakova aus

Ernest Wichner
Ernest Wichner auf einer Veranstaltung der Leipziger Buchmesse 2018. - Bild: Heike Huslage-Koch

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung an Ernest Wichner für seine Übertragungen rumänischer Literatur ins Deutsche.

Den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland erhält die russische Übersetzerin und Kulturvermittlerin Tatjana Baskakowa.

Die Auszeichnungen sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert und werden im Rahmen der Frühjahrstagung der Akademie verliehen, die vom 21. bis 23. Mai 2020 in Essen stattfindet.

Ernest Wichner vermittelt rumänische Literatur in Deutschland

Wichner lebt in Berlin, ist aber in Temeschwar (Timișoara) im Banat aufgewachsen. 1975 siedelte er nach Deutschland über. Von 1988 bis 2003 war er stellvertretender Leiter des Literaturhauses Berlin und von 2003 bis 2017 dessen Leiter.

Über die Jahrzehnte wurde Wichner bereits mit einem halben Dutzend Förderpreisen, Stipendien und Übersetzungspreisen ausgezeichnet, darunter der Preis für Europäische Poesie der Stadt Münster (zusammen mit Daniel Bǎnulescu) 2005 sowie der Anerkennungspreis des Zuger Übersetzerstipendiums 2007.

Mit Ernest Wichner, so die Akademie, werde ein virtuoser Übersetzer und Sprachkünstler geehrt. Seit 1990 erscheinen von ihm ins Deutsche übertragene Werke der rumänischen Literatur. „Durch ihn haben so großartige Autoren wie M. Blecher, Nora Juga, Daniel Bănulescu, Norman Manea, Cătălin Mihuleac und nicht zuletzt Mircea Cărtărescu Eingang gefunden in die deutsche Sprache und Literatur“, so die Akademie.

Ernest Wichner entdecke nicht nur Autoren, er begleite sie auch über Jahrzehnte hinweg und helfe ihnen, einen Platz im deutschsprachigen Literaturkosmos zu finden.

Über den Johann-Heinrich-Voß-Preis

Der Johann-Heinrich-Voß-Preis wird seit 1958 für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Übersetzung verliehen. Dabei werden in erster Linie Übersetzungen literarischer Werke in die deutsche Sprache ausgezeichnet. Der Ehrung wird jährlich auf der Frühjahrstagung der Akademie vergeben. Das Preisgeld wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst getragen.

Tatjana Baskakowa vermittelt deutschsprachige Literatur in Russland

Tatjana Baskakowa
Tatjana Baskakowa. – Bild: DASD

Tatjana Baskakowa (63) wird für ihre großen Verdienste um die Vermittlung deutschsprachiger Literatur in Russland mit dem Friedrich-Gundolf-Preis ausgezeichnet.

Nach dem Studium der Ägyptologie an der Staatlichen Universität Moskau und der sich anschließenden Promotion arbeitete sie zunächst am Orientalischen Institut in Moskau.

Erste Übersetzungen deutschsprachiger Literatur ins Russische erschienen im Jahr 1999. Bis heute liegt eine beeindruckend umfangreiche Liste ihrer Übertragungen vor: Werke von Hans Henny Jahnn, Arno Schmidt, Reinhard Jirgl, des frühen Döblin und der deutschen Expressionisten, ebenso von Ingo Schulze, Elfriede Jelinek und Christian Kracht.

Zu ihrer Vermittlungstätigkeit gehört auch ihre langjährige Arbeit als Lektorin bei der Zeitschrift Inostrannaja Literatura (Ausländische Literatur) von 2004 bis 2012. „Ohne das große und beharrliche Engagement von Tatjana Baskakowa, oft ohne jeden institutionellen Rückhalt, wäre ein großer Teil der anspruchsvollen, auch experimentellen deutschsprachigen Literatur in Russland nicht vorhanden“, schreibt die Akademie in ihrer Begründung.

Zu ihren bisherigen Auszeichnungen von Tatjana Baskakowa zählen der Andrei-Bely-Preis 2008, der Schukowski-Preis 2010 sowie der Deutsche Übersetzerpreis im Rahmen des Jahres der deutschen Sprache und Literatur in Russland 2014/2015.

Über den Friedrich-Gundolf-Preis

Der Friedrich-Gundolf-Preis wird seit 1964 verliehen. Als „Preis für Germanistik im Ausland“ wurde er 25 Jahre lang ausschließlich an Sprach- und Literaturwissenschaftler ausländischer Hochschulen vergeben. Mit der seit 1990 gültigen Bezeichnung „Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland“ wird die Auszeichnung auch an außeruniversitäre Persönlichkeiten verliehen, die sich für die Förderung deutscher Kultur und den Kulturdialog einsetzen.

Über die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ist eine 1949 gegründete elitäre Vereinigung von Gelehrten, die sich die Pflege, Vertretung und Förderung der deutschen Literatur und Sprache zur Aufgabe gemacht hat. Sie hat zurzeit 191 auf Lebenszeit gewählte Mitglieder, darunter Lyriker, Dramatiker, Erzähler, Essayisten, Übersetzer, Historiker, Philosophen und andere in deutscher Sprache publizierende Wissenschaftler.

Der Verein organisiert pro Jahr zwei Tagungen: eine im Frühjahr an wechselnden Standorten, eine im Herbst am Sitz der Akademie in Darmstadt. Auf den Zusammenkünften werden insgesamt fünf renommierte Preise vergeben.

Träger der Akademie sind die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Kulturstiftung der Länder, das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Stadt Darmstadt.

Als finanzielle Förderer engagieren sich Merck, die entega-Stiftung, die Wüstenrot-Stiftung, die Sparkassen-Kultur-Stiftung Hessen-Thüringen und die Sparkasse Darmstadt. Letztendlich stammen rund 90 Prozent der finanziellen Mittel aus Steuergeldern.