Corona-Krise: ASTTI, AIIC Schweiz und DÜV wenden sich an Schweizer Regierung

Schweizer Bundesrat
Die Schweizer Regierung (Bundesrat) mit Bundespräsidentin (von links): Bundeskanzler Walter Thurnherr, Viola Amherd, Guy Parmelin (Vizepräsident), Alain Berset, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Ignazio Cassis, Ueli Maurer und Karin Keller-Sutter. - Bild: Annette Boutellier / Yoshiko Kusano

Auch die Übersetzer- und Dolmetscherverbände in der Schweiz haben sich direkt an die Regierung (Bundesrat) gewandt und auf die für viele Kolleginnen und Kollegen potenziell existenzgefährdenden Einnahmeausfälle hingewiesen.

Durch die von der Politik beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ist das wirtschaftliche Leben weitgehend zum Erliegen gekommen. Die vor allem für Konferenzdolmetscher wichtigen Messen, Kongresse und Tagungen wurden bis in den Sommer hinein abgesagt.

  • Der mit mehr als 400 Mitgliedern größte schweizerische Sprachmittlerverband ASTTI (Association suisse des traducteurs, terminologues et interprètes) hat auf seiner Website ein Positionspapier zur Corona-Krise veröffentlicht.
  • Außerdem wurde ein Schreiben an Bundesrätin (Ministerin) Karin Keller-Sutter verschickt, die dem Justiz- und Polizeidepartement vorsteht und als studierte Dolmetscherin Ehrenmitglied des Verbandes ist.
  • Gemeinsam mit der AIIC Schweiz und dem Dolmetscher- und Übersetzerverband DÜV hat die ASTTI darüber hinaus ein vergleichbares Schreiben an Bundesrat Guy Parmelin adressiert, den Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung.

Nachfolgend alle drei Dokumente im Wortlaut.

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ASTTI-Positionspapier: Wirtschaftliche Folgen durch das Coronavirus

Die aktuelle Pandemie verursacht zahlreiche Probleme in der Schweiz und den meisten anderen Ländern dieser Welt. In der Schweiz sind die Mitglieder des ASTTI mehrheitlich freischaffende Dolmetscherinnen und Übersetzerinnen, die besonders stark von den wirtschaftlichen Folgen dieser Krise betroffen sind. Aus diesem Grund haben der ASTTI, die DÜV und die AIIC (Region Schweiz) die Initiative ergriffen und gemeinsam ein Schreiben an Bundesrat Parmelin gerichtet.

Gleichzeitig haben wir auch unser Ehrenmitglied Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter angeschrieben, um sie als ausgebildete Dolmetscherin für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu sensibilisieren, mit welchen freischaffende Dolmetscherinnen und Übersetzerinnen bereits jetzt zu kämpfen haben oder zumindest rechnen müssen.

Parallel hierzu haben wir unseren Verbandsanwalt gebeten, uns eine rechtliche Einschätzung zu geben, wie sich unsere Mitglieder im Fall der Absage von Aufträgen infolge der Coronavirus-Pandemie verhalten können. Diese (in deutscher Sprache verfasste) differenzierte Rechtseinschätzung bietet uns eine solide Grundlage, wenn es darum geht, allfällige Ausfallhonorare zu verhandeln. Sie ist im Mitgliederbereich der ASTTI-Internetseite zugänglich. Wir bitten darum, sie vertraulich zu behandeln und nicht weiterzuleiten. Sie dient der Information unserer Mitglieder, die mit Auftragsabsagen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen konfrontiert sind.

Indem wir alle unsere Eigenverantwortung wahrnehmen, können wir unseren Teil dazu beitragen, dass sich die Lage bald wieder verbessert.

Wir wünschen Ihnen in diesen aussergewöhnlichen Zeiten alles Gute und viel Zuversicht. Aber vor allem: Bleiben Sie gesund!

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ASTTI-Schreiben an Bundesrätin Karin Keller-Sutter

ASTTI

Frau Bundesrätin Karin Keller-Sutter
Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement
Bundeshaus West
3003 Bern

Bern, 17.3.2020

Wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Pandemie für selbstständige Dolmetscher/-innen

Sehr geehrte Frau Bundesrätin
Liebe Berufskollegin,

Leider sehen wir uns gezwungen, uns in einer Angelegenheit an Sie zu wenden, die uns derzeit alle beschäftigt: die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie.

Die Mitglieder des ASTTI sind, wie Sie, ausgebildete Simultandolmetscher/-innen und sind mit ihrer Tätigkeit direkt von der Veranstaltungs- und Eventbranche abhängig. Diese Branche wird durch die aktuelle Situation besonders hart getroffen.

Seit Anfang März werden fast alle Anlässe, bisweilen sehr kurzfristig, abgesagt. Die Absagen ziehen sich bereits bis in den Sommer.

Nur in den seltensten Fällen können wir bei Absagen ein Ausfallhonorar erhalten. Das bedeutet, dass wir bereits jetzt mit ganz erheblichen Einkommensverlusten zu kämpfen haben. Dies gilt umso mehr, als uns diese Krise direkt zu Beginn der wichtigsten und üblicherweise einkommensstärksten Arbeitssaison trifft.

Für viele unserer Mitglieder könnte diese Situation existenzbedrohlich werden.

Ein solcher Fall ist von keiner Versicherung abgedeckt. Selbstständig Erwerbende und Geschäftsführende einer GmbH haben darüber hinaus gem. AVIG keinen Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung.

Aus den Medien erfährt man, dass für die Veranstaltungs- und Eventbranche Lösungen erarbeitet werden sollen. Unsere Branche findet hier leider keine Erwähnung.

Daher möchten wir Sie dringend ersuchen, bei der Erarbeitung von Massnahmen auch unseren Berufsstand mit einzubeziehen.

Für Ihren Einsatz und Ihre Bemühungen danken wir Ihnen bereits im Voraus sehr herzlich und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!

Bleiben Sie gesund!

SCHWEIZER ÜBERSETZER-, TERMINOLOGEN- UND DOLMETSCHER-VERBAND

Roxane Jacobi, Copräsidentin
Sabine Nonhebel, Vorstandsmitglied Ressortleiterin Dolmetschen

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Schreiben von AIIC Schweiz, DÜV und ASTTI an Bundesrat Guy Parmelin

AIIC DÜV ASTTI

Département fédéral de l’économie,
de la formation et de la recherche
Monsieur le Conseiller fédéral Guy Parmelin
Palais fédéral est
3003 Bern

Zurich, le 17 mars 2020

Monsieur le Conseiller fédéral Guy Parmelin,
Mesdames et Messieurs,

Les trois associations professionnelles AIIC (Région suisse de l’Association internationale des interprètes de conférence), AIT (Association d’interprètes et de traducteurs) et ASTTI (Association suisse des traducteurs, terminologues et interprètes) s’adressent à vous, Monsieur le Conseiller fédéral Parmelin, dans cette situation sans précédent, en votre qualité de Chef du Département de l’économie, de la formation et de la recherche, pour en appeler de toute urgence à votre soutien.

Les membres de nos associations professionnelles sont tous des interprètes de conférence et traductrices/traducteurs dont l’activité dépend fortement de l’économie, des entreprises et de la branche des manifestations et de l’événementiel. Ce secteur est frappé de plein fouet par la situation actuelle.

Depuis début mars, en très peu de temps, la quasi-totalité des mandats d’interprétation ont été annulés les uns après les autres. Les annulations de contrats s’étendent d’ores et déjà jusqu’à l’été. Il en va de même pour nombre de mandats de traduction écrite, lesquels sont reportés ou qui ne sont pas demandés à cause de la pandémie de coronavirus.

Ce n’est que dans de très rares cas que nous sommes en mesure de demander une compensation pour les honoraires perdus. En conséquence, nous sommes déjà confrontés à des pertes de revenus quasi intégrales. Cela est aussi dû au fait que cette crise nous frappe au début de la saison traditionnelle des conférences et de la période d’où nous tirons la majorité de nos revenus. Ces circonstances pourraient avoir de graves retombées sur nos moyens d’existence.

En tant que membres d’une profession libérale et indépendants, face à l‘impossibilité d’avoir recours au chômage partiel, c’est avec un grand intérêt que nous avons appris la déclaration de la Présidente de la Confédération, lors des conférences de presse des 13 et 16 mars 2020, selon laquelle «le Conseil fédéral ne laissera personne sur le bord du chemin». Nous nous fions donc au Conseil fédéral et au SECO, pour que soient tenues les promesses formulées.

Pour ces raisons, nous vous prions de nous faire l’honneur de bien vouloir nous concéder une entrevue, afin de pouvoir discuter en audience officielle des préoccupations de la branche que nous représentons, ainsi que des solutions de nature flexible et pratique pour lui venir en aide.

Dans l’attente d’une réponse de votre part, nous vous remercions d’ores et déjà de tout le travail que vous accomplissez pour le bien de tous et vous souhaitons les meilleurs résultats possibles dans le cadre de votre action.

Recevez, Monsieur le Conseiller fédéral, Mesdames et Messieurs, tous nos voeux de pleine et bonne santé!

Sabine Nonhebel, Membre du Comité ASTTI
Giovanna Lo Piccolo, Co-Présidente DÜV
Mirjam Gadient, Co-Présidente DÜV
Rawdha Cammoun-Claveria, Représentante AIIC Suisse

rs, ASTTI