Übersetzerfonds hat 60 Stipendien in Gesamthöhe von 317.500 Euro vergeben

LCB Berlin
Das Literarische Colloquium Berlin wurde 1963 gegründet und hat seitdem seinen Sitz in dieser Villa am Ufer des Wannsees, die 1885 von einem Zementfabrikanten erbaut wurde. Hier befindet sich auch die Geschäftsstelle des Deutschen Übersetzerfonds. Bild: Tobias Bohm / LCB

Das Coronavirus konnte die Jury des Deutschen Übersetzerfonds nicht daran hindern, 60 Stipendien in einer Gesamthöhe von 317.500 Euro zu vergeben. Das Gremium, dem derzeit Christiane Körner, Sabine Küchler, Anna Leube, Kristof Magnusson und Burkhard Müller angehören, hat in sechs verschiedenen Kategorien entschieden:

  • 35 Arbeitsstipendien (insgesamt 182.500 Euro) für derzeit laufende Übersetzungsprojekte wurden u. a. an Arna Aley (Litauisch), Elke Ranzinger (Norwegisch), Andrea Stumpf (Englisch) und Anja Utler (Slowakisch) vergeben.
  • 6 Exzellenzstipendien (insgesamt 46.000 Euro) für besonders anspruchsvolle Übersetzungsprojekte erhalten unter anderem Tanja Handels (Bernadine Evaristo, Englisch), Christian Hansen (César Aira, Spanisch), Olga Radetzkaja (Polina Barskova, Russisch) und Timea Tankó (Miklós Szentkuthy, Ungarisch).
  • 8 Initiativstipendien (insgesamt 16.000 Euro) für die Vermittlungsarbeit vielversprechender Übersetzungsprojekte erhalten u. a. Marie-Luise Alpermann, Kristiane Lichtenfeld und Halina Nitropisch.
  • 1 Reisestipendium (3.000 Euro) erhält Barbara Mesquita für Arbeiten zu einer Anthologie der kapverdischen Literatur.
  • 3 Brockes-Stipendien (insgesamt 24.000 Euro) gehen an Gerhard Meier, Kathrin Razum und Frank Weigand.
  • 7 Bode-Stipendien (insgesamt 46.000 Euro), die mit einem Mentorat verbunden sind, wurden u. a. an Benjamin Dittmann-Bieber, Eva Regul und Claudia Voit vergeben.

Die Statistik verzeichnet 23 berücksichtigte Ausgangssprachen, acht Lyrikprojekte, drei Theaterübersetzungen, zwei Kinder- und Jugendbücher, eine Graphic Novel, zehn Übersetzungen aus dem Bereich Sachbuch/Essay sowie, der Bewerbungslage entsprechend, ein breites Spektrum von Prosawerken. 73 Prozent der Begünstigten sind Frauen.

Die Stipendienvergabe erfolgt im Frühjahr, Sommer und Herbst eines jeden Jahres. Die nächste Runde ist für den Juli angesetzt, die Bewerbungsfrist dafür endet am 15. Mai 2020.

Woher kommt das Geld?

Seit 1998 erhält der Deutsche Übersetzerfonds regelmäßige Zuwendungen des Bundes. Größter Mittelgeber ist die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), dazu kommen Mittel des Auswärtigen Amts, der Kulturstiftung der Länder und der Robert-Bosch-Stiftung.

„Wie die anderen Künste ist die Übersetzungskunst auf öffentliche Förderung angewiesen“

Die Aufgaben und Ziele des Deutschen Übersetzerfonds werden auf der Website der Einrichtung wie folgt beschrieben:

Die Vermittlung fremdsprachiger Literatur im Deutschen lebt von der Arbeit der Übersetzer. Übersetzungen erweitern nicht nur unseren Horizont und unser Verständnis für fremde Kulturen, sie bereichern auch unsere Sprache und das literarische Leben. Je höher die Übersetzungskultur, desto reicher und lebendiger bleibt das Deutsche.

Wie die anderen Künste ist die Übersetzungskunst auf öffentliche Förderung angewiesen. Diese Einsicht setzte sich in Deutschland in mehreren Schüben durch: mit ersten Stipendien in den 70er Jahren in Baden-Württemberg, später auch in einzelnen anderen Bundesländern, mit der Gründung des Europäischen Übersetzer-Kollegiums in Straelen (1978) und schließlich mit der Etablierung des Deutschen Übersetzerfonds e.V. (DÜF).

Rosemarie Tietze, Übersetzerin russischer Literatur und erste DÜF-Vorsitzende 1997-2009, hatte mit der Einberufung zweier Konferenzen Mitte der neunziger Jahre die Initiative für eine qualitätsorientierte und überregional wirksame Übersetzerförderung ergriffen; die Vereinsgründung mit acht in der Übersetzerförderung aktiven literarischen Institutionen im September 1997 schuf den dafür nötigen organisatorischen Rahmen.

Seinen Zweck erfüllt der Deutsche Übersetzerfonds insbesondere durch die Vergabe von Stipendien an Übersetzer. In der „Akademie der Übersetzungskunst“ werden neue Formen des Erfahrungsaustausches, der Wissensvermittlung und der Nachwuchsförderung entwickelt: Seminare, thematische Workshops, internationale Projekte.

Das breit gefächerte Förderprogramm „TOLEDO – Übersetzer im Austausch der Kulturen“, Resultat der langjährigen Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung, unterstützt literarische Übersetzer darin, ihre Mittlerrolle zwischen den Kulturen und Sprachräumen aktiv auszuüben.

rs, DÜF