Endlich! Auf diese Nachricht haben Literaturübersetzer und die gesamte Buch- und Medienbranche sehnsüchtig gewartet: Die Frankfurter Buchmesse findet statt.
Was über mehr als 500 (!) Jahre alljährliche Gewissheit war, ist 2020 eine Schlagzeile wert. Denn im Frühjahr waren kurz hintereinander die Leipziger Buchmesse, die London Book Fair, der Salon du Livre de Paris und zahlreiche weitere Buchmessen auf der ganzen Welt abgesagt worden.
Die Verlags- und Medienbranche hat nun im Oktober in Frankfurt die Gelegenheit, wenigstens noch die dringendsten und wichtigsten Geschäfte zu erledigen, um das Jahr 2020 nicht vollends zu einer einzigen Katastrophe verkommen zu lassen.
Aber es ist schwierig und langwierig, die Coronoia wieder aus den Köpfen zu bekommen. Obwohl der Besuch in Frankfurt auch nicht gefährlicher als ein Einkauf im Supermarkt und eine Messehalle mit einer lichten Höhe von 10 Metern keine Skihütte in Ischgl ist.
Die Messegesellschaft geht bei ihren Planungen derzeit davon aus, dass 2020 lediglich 25 bis 30 Prozent der sonst rund 7.450 Aussteller einen Stand buchen werden. Umso leichter wird es sein, das neue Veranstaltungskonzept mit mehr Freiraum und Abstand umzusetzen. So werden dieses Jahr alle Stände kostenfrei vergrößert: Wer einen Ministand von 4 Quadratmetern gebucht hat, erhält jetzt automatisch und ohne Aufpreis 8 Quadratmeter. Die Breite der Gänge soll auf 6 bis 8 Meter verdoppelt werden. Für die einerseits stark verkleinerte, andererseits aber um digitale Veranstaltungsformate massiv erweiterte Messe sollen nur die Hallen 3, 4 und Teile der Halle 6 genutzt werden.
Hier die Frohe Botschaft der Organisatoren im Wortlaut:
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Die Frankfurter Buchmesse 2020 wird stattfinden. Das hat der Aufsichtsrat der BBG (Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft) in den Abendstunden des 27. Mai 2020 entschieden.
Geplant ist, die Frankfurter Buchmesse auf dem Messegelände, dezentral in der Stadt Frankfurt am Main und zeitgleich virtuell stattfinden zu lassen.
Grundlage für die Durchführung der 72. Frankfurter Buchmesse auf dem Messegelände ist ein detailliertes Gesundheits- und Hygienekonzept, das die dann geltenden Schutzverordnungen des Landes Hessen umsetzt und die Sicherheit der an der Messe teilnehmenden Besucher, Aussteller und Mitarbeiter gewährleistet.
Hygienekonzept von Ordnungs- und Gesundheitsamt abgesegnet
Das von der Frankfurter Buchmesse und der Messe Frankfurt gemeinsam erarbeitete Hygienekonzept hat das Ordnungsamt und das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt überzeugt. Aufgrund der dynamischen Lage ist die kontinuierliche, fachliche Evaluation der Gesamtsituation und eine ständige Anpassung an die geltenden rechtlichen Voraussetzungen unerlässlich.
„Die Frankfurter Buchmesse ist das Schaufenster der internationalen Buchbranche und hat auch deshalb in den letzten Jahren einen immer größeren Zuspruch gefunden – nicht nur beim Fachpublikum und im Rechtehandel sondern auch bei den Leserinnen und Lesern. Sie ist zu einer internationalen Agora des intellektuellen Austausches geworden. Diesen Diskurs-Charakter wollen wir auch in der Krise nutzen und für die Zukunft der Buchbranche erhalten“, sagt Siegmar Mosdorf, Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Juergen Boos: „Wichtiger als je zuvor, Buchmesse durchzuführen“
Juergen Boos, der Direktor der Frankfurter Buchmesse, betont: „In diesem Jahr ist es wichtiger als je zuvor, die Frankfurter Buchmesse durchzuführen. Mit der Präsenz auf dem Messegelände, Buchevents vor Ort und virtuell schaffen wir Öffentlichkeit für Autorinnen und Autoren, für die Branche, für unsere Themen.“
Boos weiter: „Die Frankfurter Buchmesse 2020 ist coronabedingt eine Sonderedition – ein Programm vor Ort, kombiniert mit zukunftsweisenden digitalen Formaten. Wir danken dem Ministerpräsidenten des Landes Hessen, Volker Bouffier, dem Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, dem Finanzminister Michael Boddenberg sowie dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main, Peter Feldmann, für ihre große Unterstützung.“
Details zur Programmplanung werden Ende Juni veröffentlicht
Die Frankfurter Buchmesse erwartet die Teilnahme von Ausstellern aus ganz Europa und, abhängig von den dann geltenden Reisebeschränkungen, dem internationalen Ausland. Details zur Programmplanung und zur diesjährigen Kampagne werden Ende Juni bekannt geben.
„Die Frankfurter Buchmesse ist ein Teil der DNA dieser Stadt und auch eine Ikone der Messewirtschaft. Wir freuen uns sehr darüber, dass sich die Branche für eine Buchmesse 2020 entschieden hat und damit ein sehr positives wirtschaftliches Signal sendet. Dabei haben – wie dies bei der Messe Frankfurt stets der Fall ist – die Sicherheit und Gesundheit aller Teilnehmer höchste Priorität. Wir haben ausgefeilte Maßnahmen hinsichtlich Abstandsregeln, Besucherführung und Hygiene erarbeitet, und werden das Konzept den aktuellen Erkenntnissen und Anforderungen anpassen. Die Umsetzung wird sehr strukturiert erfolgen, und wir werden die Frankfurter Buchmesse mit allen Kräften unterstützen“, so Uwe Behm, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.
Neu: umfassendes digitales Rahmenprogramm
Das digitale Rahmenprogramm der Frankfurter Buchmesse deckt mit vielen Angeboten die Anforderungen sowohl der Teilnehmer vor Ort als auch der virtuell zugeschalteten Teilnehmer aus der ganzen Welt ab: Unternehmens- und Produktpräsentationen, Anlässe und Formate zur Geschäftsanbahnung, Kontaktaufnahme mit Geschäftspartnern, Markttrends und Weiterbildung.
„Derzeit entwickeln wir eine Reihe von digitalen Formaten, die genau auf diese Kundenbedürfnisse eingehen und die Teilnahme von Unternehmen und Akteuren aus dem Publishing und angrenzenden Industrien weltweit an der Buchmesse 2020 ermöglicht“, führt Juergen Boos aus.
Um Bücherfans weltweit über die Neuerscheinungen des Bücherherbstes 2020 zu informieren, findet die Frankfurter Buchmesse eine Woche lang auch virtuell statt. Geplant ist unter anderem ein BOOKFEST-Zentrum, von welchem aus die Frankfurter Buchmesse und ihre Medienpartner Neuerscheinungen und Autor vorstellen und relevante Diskussionen anstoßen wird.
Neue Veranstaltungskonzepte auf Messegelände
Die großen deutschen Publikumsverlage – die Verlagsgruppe Random House, die deutschen Bonnier Verlage, die Holtzbrinck Buchverlage sowie die Verlagsgruppe Bastei Lübbe – haben im Austausch mit der Frankfurter Buchmesse die Idee eines neuen Veranstaltungskonzepts im Rahmen der Buchmesse initiiert. Sie sind eng in die Konzeption, Kommunikation und später auch die Umsetzung dieser Idee involviert.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen aus der Buchbranche, die sich mit vielen Ideen zu digitalen und physischen Formaten einbringen will, und die mit der Frankfurter Buchmesse im regen Austausch steht.
Konzept für Ehrengastauftritt Kanadas wird angepasst
Die Frankfurter Buchmesse berät aktuell mit dem Ausrichter des Ehrengast-Auftritts, dem kanadischen Kulturministerium und Canadian Heritage, über ein der Situation angepasstes Konzept. Eine Entscheidung wird in Kürze erwartet.
Die Frankfurter Buchmesse 2020 – aktueller Planungsstand
- Termin: Die Frankfurter Buchmesse findet vom 14. bis 18. Oktober 2020 statt.
- Fachbesuchertage sind vom 14.- 18. Oktober. Am Wochenende (17. und 18. Oktober) ist die Frankfurter Buchmesse zusätzlich für das Publikum geöffnet.
- Zugelassene Besucherzahl: Die Zahl der auf dem Gelände zeitgleich zugelassenen Besucher richtet sich nach der im Oktober belegten Bruttofläche.
- Einlass: Der Einlass erfolgt kontaktlos nach Vorabregistrierung und Selbstauskunft über den Gesundheitszustand.
- Hallenbelegung: Derzeit konzentriert sich die Planung auf sechs Hallenebenen (Hallenebenen 3.0 und 3.1, 4.0, 4.1 sowie 6.0 und 6.1).
- Platzierung: Die Platzierung wird voraussichtlich Mitte Juli abgeschlossen sein.
- Standfläche: Die kleinstmögliche Standfläche wird 8 m² betragen. Aussteller, die 4 m² gebucht haben, erhalten ohne Mehrkosten weitere 4 m² dazu. Alle weiteren Standgrößen werden ebenso nach einem Staffelmodell kostenneutral aufgestockt.
- Gangbreiten: Darüber hinaus wird jedem Stand 1,5 Meter der davor liegenden Gangbreite als zusätzliche Kommunikationsfläche zugeschlagen. Die Gangbreite in den Hallen liegt zwischen 6 und 8 Metern.
- Rechtehandel: Das literarische Agentenzentrum LitAg (neuer Standort in Halle 6.1) steht in diesem Jahr auch Lizenzverantwortlichen aus Verlagen zur Verfügung.
- Workspaces: Zusätzlich zu dem Angebot, einen Stand zu mieten, bietet die Frankfurter Buchmesse Interessierten tageweise in jeder Hallenebene Arbeitsplätze in den Frankfurt Workspaces zur Miete an.
- Bühnen: Die Großbühnen werden in diesem Jahr weitestgehend durch digitale oder entzerrte, physische Angebote ersetzt.
- Buchverkauf: Besucher können am Messe-Samstag und Messe-Sonntag Bücher zum gesetzlich gebundenen Ladenpreis kaufen.
- Registrierung und Ticketkauf sind nach einer Vollregistrierung und Selbstauskunft ausschließlich online möglich.
- Der Ticketshop für Fachbesuchertickets öffnet voraussichtlich am 01.08.2020.
- Presseakkreditierung: Journalisten können sich ebenfalls ausschließlich online akkreditieren.
rs