
In der Sendung Lesart auf Deutschlandfunk Kultur wurden heute pandemiebedingt die Preisträger des Internationalen Literaturpreises bekannt gegeben und vorgestellt. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der fremdsprachigen Gegenwartsliteratur und ihre Erstübersetzungen ins Deutsche.
Das Haus der Kulturen der Welt (HKW), die Stiftung Elementarteilchen und die siebenköpfige Jury hatten im Ausnahmejahr 2020 schon vor Wochen entschieden, nicht wie üblich ein einzelnes Buch und dessen Übersetzung auszuzeichnen, sondern alle sechs Titel der Shortlist gleichermaßen. So soll der Preis soll in dieser für viele Kulturschaffende prekären Zeit nicht ein einzelnes Werk, sondern die Arbeit und Stimmen vieler ehren. Vorgestellt wurden also nicht zwei Preisträger, sondern ein ganzes Dutzend Gewinner: sechs Autoren und ihre Übersetzer, die es in die engere Auswahl geschafft hatten.
Träger des Internationalen Literaturpreises 2020 sind:
- Rike Bolte für die Übersetzung Was für ein Wunder von James Noël (Haiti) aus dem Französischen
- Claudia Dathe für die Übersetzung Glückliche Felle von (Ukraine) aus dem Russischen
- Nicolai von Schweder-Schreiner für die Übersetzung Das Weinen der Vögel von Chigozie Obioma (Nigeria) aus dem Englischen
- Ann Cotten für die Übersetzung Geile Deko von Dr. Isabel Waidner (Großbritannien) aus dem Englischen
- Andreas Tretner für die Übersetzung Die Sanftmütigen von Angel Igov (Bulgarien) aus dem Bulgarischen
- Jutta Himmelreich für die Übersetzung Der Zirkel der Literaturliebhaber von Amir Hassan Cheheltan (Iran) aus dem Persischen

Gleiches Preisgeld für alle
Auch das Preisgeld in Höhe von 36.000 Euro wurde unter den sechs Autoren und sechs Übersetzern gleichmäßig aufgeteilt, sodass jeder 3.000 Euro erhält. Im vergangenen Jahr gingen von dem damaligen Preisgeld von 35.000 Euro der größere Teil (20.000 Euro) an die Autorin und 15.000 Euro an die Übersetzerin.
Zeichen der Solidarität im Pandemiejahr 2020
Bernd Scherer, Intendant des HKW, sagt: „Zu einer Zeit, in der auf globale Unübersichtlichkeit nicht selten mit einem Rückzug auf nationale Egoismen und Narrative des Ausschlusses reagiert wird, erscheint es wichtiger denn je, die vermittelnde Kraft internationaler Gegenwartsliteratur und ihrer Übersetzung ins Zentrum zu rücken. In die Auswahl der sechs Bücher fließen viel Zeit, Aufmerksamkeit und Diskussionsfreude der Jury. Dass also alle Titel grundsätzlich Gewinnerqualität haben, steht fest. Mit dem veränderten Verfahren leisten wir im Rahmen des Preises konkrete Hilfe für gleich zwölf Autoren und Übersetzer. Das erscheint uns in diesem Jahr sinnvoller als die Zuspitzung auf eine literarische Position.“
René Aguigah, Ressortleiter „Literatur, Philosophie, Religion“ bei Deutschlandfunk Kultur, sagt: „Wir freuen uns sehr, Gastgeber für einen Preis zu sein, der wie kein anderer Literaturpreis in Deutschland die Zusammenarbeit zwischen Schreiben und Übersetzen fördert – und damit die Öffnung auf andere Sprachen hin. Deutschlandfunk Kultur tut dies als öffentlicher Ort in einer Zeit, in der Öffentlichkeit nicht ohne weiteres herzustellen ist.“
135 Einreichungen von 74 Verlagen, Übersetzungen aus 29 Sprachen
Für den Internationalen Literaturpreis wurden in seinem 12. Jahr insgesamt 135 Titel von 74 Verlagen eingereicht. Die Werke wurden aus 29 Sprachen übersetzt.
Der Jury gehören Robin Detje, Heike Geißler, Tobias Lehmkuhl, Verena Lueken, Daniel Medin, Elisabeth Ruge und Daniela Seel an.
Über den Internationalen Literaturpreis
Der Internationale Literaturpreis wird verliehen vom Haus der Kulturen der Welt mit der Stiftung Elementarteilchen. In Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB), TOLEDO, dem Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ), der Kurt-Wolff-Stiftung, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Landesverband Berlin-Brandenburg), der Buchhandlung ocelot, dem Literaturfestival Leukerbad, der Amerika-Gedenkbibliothek, Shared Reading und dem Sonntagsbureau.
Das Haus der Kulturen der Welt wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Auswärtige Amt.
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rs, HKW