Herausforderung Sächsisch: Fraunhofer Institut optimiert Transkriptionssoftware für Landtag

Sächsischer Landtag
Der Plenarsaal des Sächsischen Landtags in Dresden. - Bild: Oliver Killig / Sächsischer Landtag

Die Live-Übertragungen der Sitzungen des Sächsischen Landtags werden künftig im Internet in Echtzeit untertitelt. Eine Spracherkennungssoftware erfasst das am Rednerpult gesprochene Wort innerhalb weniger Sekunden und liefert einen Text zum Livestream auf der Internetseite des Landtags.

Matthias Rößler
Matthias Rößler – Bild: Steffen Giersch / Sächsischer Landtag

„Als Parlament erweitern wir damit unsere Angebote für Gehörlose, aber auch für Schwerhörige. Gerade die altersbedingte Schwerhörigkeit betrifft in Sachsen Hunderttausende Menschen“, erläutert Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler.

Die Spracherkennungssoftware wurde vom Sächsischen Landtag gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelt. „Die Herausforderung bestand darin, dass viele Abgeordnete natürlich unseren schönen sächsischen Dialekt sprechen. Die Software musste also Sächsisch lernen – und das ist gelungen“, so der Landtagspräsident.

Dazu wurde das Programm über zwei Jahre von den Experten des Fraunhofer-Instituts immer wieder mit Parlamentsreden in sächsischer Mundart und der zugehörigen hochdeutschen Schreibweise gefüttert und weiterentwickelt.

Interessierte Anfragen aus Thüringen, Bayern und Österreich

„Der Sächsische Landtag ist mit dieser Technologie Vorreiter in Deutschland. Wir haben bereits interessierte Anfragen aus anderen Bundesländern, vom Bundesrat und sogar aus Österreich. In Österreich pflegen sie bekanntlich auch ihre ganz eigene Mundart“, betont Rößler mit einem Augenzwinkern.

Neben dem Landtag von Niederösterreich und dem Österreichischen Rundfunk haben sich u. a. die Landtage von Bayern, Thüringen und Nordrhein-Westfalen beim Sächsischen Landtag über die neue Spracherkennungssoftware erkundigt.

Durch Sächsisch-Optimierung Fehlerquote von 30 auf 10 Prozent gesenkt

Die automatische Transkription der Parlamentsreden liefert keine fehlerfreien Texte und verfügt derzeit noch nicht über Interpunktion. Das Angebot soll insbesondere Menschen mit Behinderung zeitnah ermöglichen, sich über die wesentlichen Inhalte der Debatten zu informieren. Außerdem wird die Nutzung des Livestreams ohne Ton möglich.

„Natürlich ersetzt der schnelle, automatisierte Untertitel nicht das offizielle Plenarprotokoll. Aber es ist beeindruckend, was die Wissenschaftler entwickelt haben“, so der Landtagspräsident.

Die Plenarsitzungen des Sächsischen Landtags werden im Internet unter www.landtag.sachsen.de direkt übertragen. Bei ausgewählten Themen, die etwa Inklusion betreffen, hat das Präsidium bereits in der Vergangenheit Gebärdendolmetscher für die Landtagssitzungen beschlossen. Mit der Untertitelung der Debatten ergänzt das Parlament seine bestehenden Angebote zur Barrierefreiheit.

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Ivo Klatte / Sächsischer Landtag