Für den Gesamtbereich der Sprachbildung und Sprachmittlung stellt das Land Rheinland-Pfalz in diesem Jahr insgesamt 2,8 Millionen Euro im Haushalt bereit. Für 2020 wurden bereits 107 Kurse mit einem Fördervolumen von 1,55 Millionen Euro bewilligt. Weitere Bewilligungen in Höhe von mehr als 730.000 Euro folgen in Kürze.
Spiegel: Deutlicher Akzent in wichtigem Bereich der Integrationspolitik
Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) erklärt: „In diesem Jahr fließen knapp 2,3 Millionen Euro in unsere Landessprachkurse. Das sind 750.000 Euro mehr als im Vorjahr und ist damit mehr Geld als wir je zuvor für die Landessprachkurse ausgegeben haben. Hier setzen wir einen deutlichen Akzent in diesem wichtigen Bereich unserer Integrationspolitik.“
Neues Konzept: „Sprachziel Deutsch – Sprechen, lernen, ankommen“
Zudem wurden die Landeskurse unter der Bezeichnung „Sprachziel: Deutsch“ neu konzipiert, um sie an die aktuellen Herausforderungen anzupassen. Dabei wurde der Umfang der Deutschkurse deutlich ausgeweitet und ein aufeinander aufbauendes System, eine sogenannte Sprachbildungskette eingeführt. Neu ist zudem, dass künftig Prüfungen und individuelle Beratungen gefördert werden, um Lücken im Sprachlernprozess zu vermeiden.
Sprache Schlüssel zur Integration
Anne Spiegel: „Das Konzept von ‚Sprachziel: Deutsch‘ bedeutet eine weitere Professionalisierung unserer Landeskurse. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Das gilt für alle Lebensbereiche. Ausreichend Deutsch zu können, öffnet den Weg zum Arbeitsmarkt, zur Bildung, hilft aber auch dabei, in der Nachbarschaft anzukommen und Freundschaften zu schließen. Mit unseren neuen Deutschkursen ermöglichen wir Zugewanderten, eine gute Startperspektive in unserem Land. Mit unserer Neuausrichtung und den hochwertigen Landeskursen nehmen wir nun unter den Bundesländern einen Spitzenplatz ein.“
Sprachbildungskette mit zwei Geschwindigkeiten
Das Konzept „Sprachziel: Deutsch“ setzt auf stringentes Lehren und Lernen in einer Sprachbildungskette mit zwei Geschwindigkeiten: Nach einem Einführungskurs, dem sogenannten „Startkurs“, werden die weiterführende Kurse in zwei Lerngeschwindigkeiten durchgeführt („Fitkurse“ und „Sprintkurse“). Dies soll ein effizientes Unterrichten und Lernen ermöglichen – unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Voraussetzungen, die die Teilnehmer aufgrund ihrer eigenen Bildungsbiografie mitbringen.
„Unser Ziel ist, dass die Menschen in einem überschaubaren Zeitraum ein Sprachniveau erreichen können, das es ihnen erlaubt, in der Gesellschaft und auch auf dem Ausbildungs- oder Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, erläutert Spiegel. Durch die Erweiterung der Kursumfänge ist es jetzt möglich, dass das jeweils nächste Sprachniveau binnen eines Sprachkurses erreicht werden kann – bislang waren hierfür mindestens zwei Kurse, zuweilen auch drei bis vier Kurse notwendig.
Bisheriges Kurssystem war auf Bewältigung der Flüchtlingswelle zugeschnitten
Das bisherige Kurssystem war auf die Erfordernisse in der Hochphase des Zuzugs an Geflüchteten im Jahr 2015/16 zugeschnitten. Zunächst ging es darum, möglichst vielen Menschen Grundkenntnisse in der deutschen Sprache zu vermitteln. Die Kurse waren daher deutlich kürzer und verzichteten beispielsweise auf Prüfungen.
Bei den aktuellen, neu konzipierten Landessprachkursen gibt es erstmals das Modul Wertediskurs, das in jedem Kurs behandelt wird. „Beim Wertediskurs geht es um einen Dialog auf Augenhöhe. Dies erleichtert den zugewanderten Menschen die Orientierung, ermöglicht einen Austausch über unterschiedliche Erfahrungen und informiert über unsere Werte, Gepflogenheiten und – mintunter auch ungeschriebenen – Regeln. Dies erleichtert und befördert die Integration“, sagt Ministerin Spiegel.
Die landesgeförderten Kurse stehen allen erwachsenen Zuwanderern offen und richten sich vor allem an jene Menschen, die keinen Zugang zu den Integrationskursen des Bundes haben.
Durch Coronakrise kein Präsenzunterricht von März bis Mai
Die Corona-Pandemie hat auch die Sprachkurse getroffen. Präsenzunterricht war von Mitte März bis Mitte Mai nicht möglich. Das Integrationsministerium von Rheinland-Pfalz hat darauf schnell reagiert und zum einen Leitlinien für den Online-Unterricht entwickelt, sodass bereits nach Ostern die Umstellung auf digitale Kurse erfolgen konnte.
Zudem konnten Kursträger eine Digitalisierungsförderung von bis zu 1.000 Euro beantragen, bislang wurden 40 Anträge von Sprachkursträgern bewilligt. Zurzeit werden 69 Sprachkurse durchgeführt, hiervon 40 Kurse im Präsenzunterricht und 29 Kurse online.
Auch wenn der Präsenzunterricht wieder angelaufen ist, gibt es nach wie vor zahlreiche Ausnahmen, in denen Kurse weiterhin online durchgeführt werden. „Unser oberstes Ziel ist, dass die Kurse stattfinden. Deswegen ist uns wichtig, hier auch flexibel auf die Bedürfnisse der Träger eingehen zu können“, so Anne Spiegel.
MFFJIV